Buch über die Geschichte des Heimatvereins Wulfen – endlich auch über die NS-Zeit, worauf der Heimatverein sauer reagierte. Die Autorin Marion Rible gab das Buch dann selbst heraus

Die Wulfener Autorin Marion Rible; Foto (Ausschnitt): Anke Klapsing-Reich (DZ))

Von Wolf Stegemann

Vorbemerkung: Die Geschichte von Heimatvereinen chronologisch und erläuternd darzustellen, die vor 100 Jahren gegründet wurden oder noch älter sind,  ist äußerst schwierig. Denn für viele Heimatvereine gibt es ein Problem – die Darstellung des Vereins in der Zeit des Nationalsozialismus. Meist werden Rückblicke von Mitgliedern des jeweiligen Heimatvereins zusammengetragen und die Schriften dann vom Heimatverein veröffentlicht. Daher findet der Leser diese dunkle Zeit in diesen Schriften entweder gar nicht vor oder nur verharmlosend und so dargestellt, als hätte es die Angleichung der Heimatvereine an nationalsozialistisches Gedankengut und Handeln und auch die bekannten NS-Personen in den jeweiligen Städten und Heimatvereinen überhaupt nicht gegeben, Namen und Fakten werden weggelassen – oft mit der Begründung, es gebe keine Unterlagen mehr, die seien im Krieg verbrannt. Für etliche bekannte Heimatvereine findet die Geschichte erst wieder ab 1945 statt und die Opfer waren dann nicht die Juden und Andersdenkende, sondern die Bürger durch die Bombardierung der Alliierten. Über das hier angedeutete Verhältnis Heimatvereine und Nationalsozialismus damals und heute gibt es inzwischen etliche wissenschaftliche Arbeiten. Während der NS-Herrschaft gab es wesentliche Ziele der NS-Führung, in den Heimatvereinen die Pflege von Führerkult und Volksgemeinschaft und die Wehrhaftmachung, also die Steigerung der Kriegsfähigkeit voranzutreiben. Weiterlesen

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Umstrittenes Spekulationsgeschäft der Stadt: Nun sollen die Gemeindeprüfungsanstalt und die Staatsanwaltschaft die Zulässigkeit klären

Dorstener Rathaus, Sitz der Stadtkämmerei und des Bürgermeisters; Foto: Frenzel

Von Helmut Frenzel

21. Mai 2021. – Am Mittwoch der vergangenen Woche fand die Sondersitzung des Haupt- und Finanzausschusses (HFA) statt. Er tagte coronabedingt in Vertretung des Rates der Stadt. Alleiniges Thema war der umstrittene Forward Zahlerswap, den die Verwaltung 2009 abgeschlossen hat und der per Ende 2020 mit einem Drohverlust von rund 13 Millionen Euro in der Bilanz der Stadt steht. Der Vorsitzende der AfD-Ratsfraktion Heribert Leineweber hatte die Vertragsakte eingesehen und keine Anhaltspunkte dafür gefunden, seine Einschätzung des Swapgeschäfts zu ändern, nämlich dass dieses unzulässig ist, weil es nicht an ein Kreditgeschäft gebunden ist. Er hatte daraufhin die Sondersitzung verlangt und beantragt, die Unzulässigkeit des Derivatgeschäfts durch Beschluss des Ausschusses festzustellen. Das sahen die Ratsfraktionsvorsitzenden von CDU und SPD erwartungsgemäß anders. Sie verteidigten das Swapgeschäft als zulässig, ohne jedoch neue Argumente für ihre Haltung zu liefern, und kündigten an, den Antrag der AfD abzulehnen. Weiterlesen

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Welchen Stellenwert hat Stadtkultur im Dorstener Rathaus? In den letzten Jahrzehnten war er nicht sehr groß. Immer wieder gab es hoffnungsfrohe Planungen, bei denen es meist blieb

Alles in einem: Städtische Kultur zwischen Lippe und Kanal; Foto R. Wojtasik (DZ)

Eine teils kommentierende Bestandsaufnahme von Wolf Stegemann

15. Mai 2021. – Das Projekt „Heimat-Werkstatt“ des Landes Nordrhein-Westfalen in der Stadt Dorsten hat das Ziel, den Zusammenhalt der Stadtgesellschaft zu fördern. Darüber hinaus will das Projekt „Heimat-Werkstatt“ aber auch Beiträge zu einer Vision für die Zukunft Dorstens liefern, an der in Dorsten an verschiedenen Stellen gearbeitet wird. Wie könnte ein Gesamtbild für Dorsten entstehen, bei dem auch die gewachsenen, facettenreichen Stadtteile eine Rolle spielen? In welche Richtung müsste dieses Gesamtbild entwickelt werden? Wie kann Dorsten für alle Dorstener zur Heimat werden? Im Vorfeld dieses Projektes sind von den Bürgern der Stadt Dorsten vier Themenbereiche als besonders wichtig definiert worden: 1) Themenbereich Kultur: Dorsten besitzt eine vielfältige Kulturlandschaft. Wie kann sich die Stadt als attraktiver Kulturstandort weiterentwickeln? 2) Themenbereich Stadt am Wasser/Stadt im Grünen: Dorsten bietet gute Naherholungsmöglichkeiten. Wie können sie noch attraktiver und bekannter werden? 3) Themenbereich Facettenreiche Stadtteile: Jeder Stadtteil hat ein eigenes Gesicht. Einige hat der Bergbau geprägt, andere die Landwirtschaft. Diese Vielfalt soll erhalten und für die Stadtentwicklung genutzt werden. 4) Themenbereich Bürgerschaftliches Engagement – starke Gemeinschaft: Ehrenamtliches Engagement ist in Dorsten besonders ausgeprägt. Weiterlesen

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Zum hundertsten Geburtstag Joseph Beuys’ prächtiger Bildband des Künstlers Dieter Schröder mit Texten von Wolf Stegemann erschienen: „Jupp, wir vermissen dich!“

Von Andrea Schüller

9. Mai 2021. – Jetzt liegt er vor – der Bildband, den der Bottroper Künstler Dieter Schröder dem 1986 verstorbenen und mittlerweile weltbekannten Künstler Joseph Heinrich Beuys zu dessen 100. Geburtstag am 12. Mai 2021  gewidmet hat. Entsprechend heißt der Bildband „jupp, wir vermissen dich“ Im erklärenden Untertitel steht: „mit, von und für joseph heinrich beuys, ein rückblick in die zukunft zum hundertsten, skizziert von dieter / 1921, text von wolf stegemann“. Letzterer schrieb den Prolog „Joseph Beuys/Dieter Schröder – Der Blick zurück richtet sich nach vorn“ Mit den Arbeiten, die in diesem Beuys gewidmeten Bildband veröffentlicht sind, hat Dieter Schröder weit über 40 Jahre lang die Theorie der Kunst analysiert, in die Praxis umgesetzt und somit erlebbar gemacht. Kernstücke in diesem Bildband sind die Beuys-Porträts. „Sie sind zwar eigenständig, zeigen aber den Charakter und die visuelle Stärke von Joseph Beuys.“ Weiterlesen

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Der Aktenvermerk zum Abschluss des Forward Zahlerswap bringt keine neuen Erkenntnisse. Außer dieser: Stadtkämmerer Hubert Große-Ruiken war aktiv am Zustandekommen des umstrittenen Geschäfts beteiligt

Dorstener Rathaus. Hier wird die Politik gemacht; Foto: H. Frenzel

Kommentar von Helmut Frenzel

6. Mai 2021. – Am Mittwoch, 12. Mai 2021, findet eine Sondersitzung des Haupt- und Finanzausschusses im Gemeinschaftshaus Wulfen statt. Der Ausschuss vertritt coronabedingt den Rat der Stadt. Zentraler Punkt der Tagesordnung ist die Befassung mit dem Forward Zahlerswap, einem Zinsspekulationsgeschäft, das 2020 mit einem Drohverlust von 12,9 Millionen in der Bilanz der Stadt steht. Die AfD-Fraktion hat die Sondersitzung beantragt und mehrere Anträge gestellt, die darauf gerichtet sind, Amtspflichtverletzungen der verantwortlichen Personen im Zusammenhang mit dem Abschluss des Geschäfts durch Beschluss der Ausschusses festzustellen. Als verantwortliche Amtsträger werden in den Anträgen der ehemalige Bürgermeister Lambert Lütkenhorst, der ehemalige Stadtkämmerer Wolfgang Quallo und der jetzige Stadtkämmerer Hubert Große-Ruiken benannt. Die Anträge mit Anlagen können mit dem Link https://dorsten.more-rubin1.de/sitzungen_top.php?sid=2021-HFA-149 aufgerufen werden. Weiterlesen

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1. Mai – Maifeiern stammen aus heidnischer Zeit und wurden mit christlichem Etiketten versehen. Im 17. Jh. wurden in Dorsten Maifeiern verboten. Gesetzlicher Feiertag seit 1933

Maifeier auf dem Marktplatz 1949

Maifeier auf dem Dorstener Marktplatz 1949

Von Wolf Stegemann

29. April 2021 – Maifeiern stammen aus heidnischer Zeit und hatten damals viel mit Jahresfruchtbarkeit, mit Gestirnen und wohltätigen Zauberkräften zu tun gehabt. Im Christentum wurde auch dieser Brauch im Christentum übernommen, wie so viele andere heidnische Sitten, die mit christlichem Etikett versehen wurden. In Dorsten hielt im 17. Jahrhundert am 1. Mai die Elementarschule ihren „Maigang“ ins nahe Lippetal. Eltern, Lehrer, Geistliche, Ratsherren und Gildemeister zogen mit ihnen. 1632 verbot die Stadt Dorsten die Maifeiern, um auch den städtischen Barloer Busch vor dem Abschlagen der „Mai-Bäume“ zu schützen, mit denen Straßen und Häuser geschmückt wurden. Dennoch hat sich der Brauch des Mai-Feierns bis zur Wende um das Jahr 1900 erhalten. Der größte und schönste Maibaum wurde auf dem Marktplatz eingepflanzt, mit bunten, fliegenden Bändern geschmückt, des Abends mit Lämpchen erleuchtet und von alt und jung umtanzt. Die Mitte des Ringelreihens bildete die Maienkönigin, mit Blumensträußen in den Händen, einen Blütenkranz durch das Haar geflochten. Dazu wurden eigens für diesen Tag bestimmte Lieder gesungen:

„Maibrut, de kömt herut
Alhir, aldaor, al seker, al saor
Al sin, al sin, al Rosmarin.
Set de Brut de Krone op
Set se wier af, af, af! […].“ Weiterlesen

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23. April 2021: „Welttag des Buches“ – Erklärendes, Schmunzelndes und Gewichtiges rund um bedrucktes Papier … und über das mit 4,6 Kilo schwerste Buch im Revier – Essay

Von Wolf Stegemann

21. April 2021 – Wenn jemand sagt: „Setz dich auf deine vier Buchstaben“, dann ist nicht das Buch gemeint, das man gemeinhin als solches versteht, denn Bücher haben mehr Buchstaben. Doch das Wort Buchstabe ist bedeutend älter als das Buch, das erst mit der Erfindung des Druckens weite Verbreitung fand. Ein Glücksfall für Luther, dessen Schriften und somit die evangelische Konfession weite Verbreitung fanden. Der „Buchstabe“ führt zurück in die germanische Urzeit. Priester ritzten geheimnisvolle Zeichen in „Buchenstäbe“ und warfen diese vor sich auf die Erde. So entstand dann unser Wort „Entwurf“, denn die Bedeutung der hingeworfenen Runenzeichen wurden erraten und wieder aufgelesen, Somit entstand das, was man mit einem Buch macht: Man liest es. Doch Vorsicht: Im 2. Korintherbrief der Bibel, Kapitel 3, 6 steht: „Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig!“ Das mag interpretieren, wer will. Weiterlesen

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