Tisa (Sr. Paula) an ihrem zeitweise bepflanzten Brunnen
Von Wolf Stegemann
10. Juni 2021. – „Demokratie“ und „Respekt“ stehen auf der seit Jahren propagierten Agenda von Bürgermeister Tobias Stockhoff, der keine Gelegenheit auslässt, den Dorstenern zu erklären, was Demokratie und Respekt bedeuten. Daran werden die Bürger in Presseerklärungen, auf Flugblättern, Plakaten, in städtischen Email-Anhängen und hin und wieder weit sichtbar auf großer Stoffbande am Alten Rathaus erinnert. Da im Dorstener Rathaus Demokratie gepflegt wird und sicherlich die meisten Bürger sich respektvoll verhalten, bleibt die Frage, warum in Dorsten so vehement auf Demokratie und Respekt aufmerksam gemacht wird. Achselzucken! Vielleicht derzeit eben „echt Dorsten!“ Wie dem auch sei. Der Umgang städtischer Politiker und Gremien mit dem verschwundenen Tisa-Brunnen und der Frage, ob er als Replik wieder aufgebaut werden soll, als ein im Geiste Tisas ähnlicher Brunnen oder der Brunnen ganz verschwinden soll, hat was mit demokratischen Meinungsprozessen und Respekt vor der verstorbenen Künstlerin und gewesenen Ehrenbürgerin Tisa von der Schulenburg zu tun. Eigentlich ist der demokratische Gedanken- und Abstimmungsprozess schon längst entschieden: Eine Replik soll entstehen. Die Mehrheit der befragten Dorstener ist dafür, das haben die Umfragen und Leserbriefe der „Dorstener Zeitung“ ergeben. Dass Unternehmer-Funktionäre aus wirtschaftlichen Gründen gegen die Aufstellung eines neuen Brunnens waren, weil sie dafür mehr gastronomische Tische aufstellen und im Winter die Eisbahn verbreitern könnten, sagen sie selbst. Das überrascht auch nicht, denn die anstehende Frage, ob Brunnen oder wie, ist eine wichtige städtische kulturelle Frage. Und die hat auch was mit Respekt vor der Person der Künstlerin zu tun. Allerdings hat der mehrheitliche Beschluss des städtischen Kunstbeirats überrascht, dass der Brunnen nicht wieder aufgebaut werden soll. Die „Dorstener Zeitung“ berichtete am 10. Juni, dass Einzelheiten zu dem Beschluss nicht zu erfahren waren. Sie zitiert Ludger Böhne, den Pressesprecher der Stadt: „Im Augenblick möchten wir aus der gestrigen Sitzung des Beirates nichts berichten.“ Nur so viel: „Die Diskussion war sehr facettenreich, das Ergebnis ist komplex und lässt sich nicht auf die Frage reduzieren, ob eine Replik oder ein neuer Brunnen errichtet wird und lässt sich auch nicht in wenigen Sätzen zusammenfassen.“ Die Entscheidung liegt jetzt beim Rat der Stadt Dorsten, die mit großer Skepsis zu erwarten ist. Denn schon im Vorfeld war von der Ratsspitze immer wieder „zwischen den Zeilen“ zu hören, dass er weg soll. Und so wäre es keine Überraschung, wenn Ende Juni auch der Rat so entscheiden würde. Allerdings dann gegen den „demokratisch“ mehrheitlichen Willen der Einwohner. – Das Foto von Holger Steffe zeigt den Brunnen wie er 1996 einmal war. Weiterlesen →