Israel ehrte Franz Schürholz 1973 mit der Auszeichnung „Gerechter unter den Völkern“. Er rettete 1943 dem Juden E. L. Ehrlich das Leben. Ist er in Dorsten in Vergessenheit geraten?

17. August 2021 – Vorbemerkung. Aus gegebenem Anlass und auf Wunsch etlicher Leser legen wir den bereits im Januar über Franz Schürholz veröffentlichten Artikel noch einmal unseren Lesern vor. Denn die Stadtteilkonferenz Hervest stimmte Mitte August 2021 dem Antrag von Wolf Stegemann zu, eine Straße nach Franz Schürholz zu benennen. Die Dorstener Zeitung berichtete darüber. Stegemanns Antrag war ein Ergebnis seiner Recherche über Franz Schürholz, der in den 1940er-Jahren in Berlin Juden vor der Verfolgung gerettet hatte. Dies war in Dorsten bisher nicht bekannt – auch nicht in den Familien Schürholz, wie ihm versichert wurde. Helmut Frenzel

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Von Wolf Stegemann

31. Januar 2021. – Der Name Schürholz gehört in Dorsten zu jenen Familien, die – wie kaum eine andere – sich „einen Namen“ in der Stadtgeschichte der letzten 200 Jahre gemacht hatten. In Hervest mit der Gründung der Deutschen Kokosweberei (DeKoWe) und in der Altstadt als Handelsgeschäft. Franz Schürholz, Sohn von Heinrich Schürholz, Lokalpolitiker und Firmenchef von DeKoWe, wuchs mit neun Geschwistern auf. Auf dem Foto sieht man ihn (li.)  in Dorsten zusammen mit seinen Vettern, den Brüdern Heinrich Schürholz (Mitte), Arzt in Köln, und Paul Schürholz (re.), dem Textilhaus-Inhaber in der Innenstadt, Nachkriegsbürgermeister und Ehrenbürger von Dorsten. Franz Schürholz, 1894 in Hervest geboren, verließ Dorsten nach dem Abitur, studierte Staatswissenschaft und lebte in den 1920er-Jahren in Berlin und ab 1944 am Bodensee. Politisch stand er dem linken Katholizismus nahe, er war ein Gegner des Nationalsozialismus und wurde wegen „defätistischen Äußerungen“ angeklagt und aus der Wehrmacht entlassen. Zugleich half er jüdischen Freunden, die er versteckte und versorgte. Franz Schürholz, suchte nach dem Krieg die Aussöhnung mit Israel und bekam, weil er Juden geholfen und gerettet hatte, 1973 die Anerkennung und Auszeichnung Israels als „Gerechter unter den Völkern“. Weiterlesen

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Blindgänger: Immer wieder werden Fliegerbomben aus dem Zweiten Wektkrieg gefunden, die nicht explodierten und heute entschärft oder zur Explosion gebracht werden müssen

Mit 300 Strohballen geschützt! Bombenentschärfung in der Recklinghäuser Straße 1958

Von Wolf Stegemann

00. August 2021. – Vorbemerkung: Diesen Text haben wir bereit 2016 veröffentlicht. Aus gegebenen Anlass, der Fund einer Fliegerbombe in Altendorf-Ulfkitte 2021 und ihre gezielte Sprengung macht das Thema wieder aktuell. Daher haben wir den Artikel aktualisiert und ihn hier nochmals veröffentlicht. – Eine im Juli 2021 bei Bauarbeiten in Altendorf-Ulfkotte (Im Päsken) in fünf Meter Tiefe gefundene Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg konnte am 4. August um 19.45 Uhr vom Kampfmittelräumdienst vor Ort erfolgreich gesprengt werden. Um die Wucht der Detonation abzumildern, wurde die Bombe mit 30 Kubikmetern Sand bedeckt. Umliegende Gebäude wurden durch mit Bauschutt gefüllte Container vor der Druckwelle geschützt. Der Nahbereich von 100 Metern musste umgehend geräumt und zur Sprengung ein Sicherheitsradius von 250 Metern evakuiert werden. Das betraf 600 Personen, die nach einigen Stunden um 21 Uhr wieder in ihre Wohnungen zurückkehren konnten. Neben dem Kampfmittelräumdienst war die Feuerwehr Dorsten mit 50 Kräften im Einsatz. 15 Mitarbeiter der Stadtverwaltung koordinierten die Evakuierung (Foto weiter unten). Weiterlesen

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Jason Osborne – Jahrelang war er Mitglied im Dorstener Ruderverein und holte für sich und den Verein etliche Titel. Nach der Silbermedaille bei Olympia 2021 beginnt nun der Radsport

8. August 2021. – Geboren 1994 in Mönchengladbach, aufgewachsen in Dorsten, gelernter Bankkaufmann, Leichtgewichts-Ruderer und Radrennfahrer, Olympia-Silbermedaillen-Gewinner 2021, wohnhaft gewesen in Dorsten-Wulfen, wo seine Eltern noch heute wohnen – seine Mutter Deutsche, sein Vater Brite. Fast zehn Jahre lang war Jason Osborne im Dorstener Ruderverein aktiv, dann wechselte er zum „Mainzer Ruder-Verein 1878“. – Jason Osborne feierte mit dem Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio seinen bisher größten Erfolg. Der Dorstener und sein Ruder-Partner Jonathan Rommelmann haben im Juli 2021 im leichten Doppelzweier die Silbermedaille gewonnen. In einem dramatischen Rennen mussten sich die beiden Deutschen am Ende nur den Top-Favoriten aus Irland hauchdünnen geschlagen geben. – mit einem Rückstand von nicht einmal einer Bootslänge. Gold ging an Irland, Bronze an das italienische Ruderboot. Weiterlesen

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Das Porträt: Bernd-Josef Schwane, seit 32 Jahren im Rat der Stadt Dorsten, will nicht mehr – aber erst in fünf Jahren. Das kollegiale Klima hat sich verändert – „es ist grober geworden!“

Bernd-Josef Schwane, Ratsmitglied und Fraktionsvorsitzender der Christdemokraten, Foto: CDU

Von Wolf Stegemann

3. August 2021. – Geboren 1951 in Dorsten-Altstadt, Rechtsanwalt und Notar, CDU-Mitglied seit 1979, im Rat der Stadt Dorsten seit 1989 und seit 2004 CDU-Fraktionsvorsitzender. Mit dem Ende der laufenden Ratsperiode wird auch seine politische Tätigkeit in der Stadt ein Ende haben. Er wird dann nach 37 Jahren Ratszugehörigkeit nicht mehr zur Wahl antreten. Dazu sagte der 70-Jährige: „Junge Leute müssen in den Rat, die Politik braucht Nachwuchs!“ Nachwuchs war auch Bernd Schwane, als er 1979 als Rechtsreferendar in Essen in die CDU eintrat, wozu ihn das christlich-demokratisch geprägte Elternhaus und seine Meinung über Adenauer – „der war gut!“ –  motiviert hatten. Politik interessierte den „Spiegel“-Leser schon immer. Und er sieht in seinem jahrzehntelangen politischen Engagement eine Art Rückgabe an die Gesellschaft, die dem Handwerker-Sohn sein Jura-Studium mit Bafög ermöglicht hatte. Mit dieser Motivation und der politischen Sensibilisierung durch und der Auseinandersetzung mit seinem streng konservativen Vater, ging Schwane in die Kommunalpolitik. Weiterlesen

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Hochwasser und Überschwemmungen gab es in Dorsten schon immer: So in den Jahren 1569 / 1662 / 1673 / 1758 / 1837 / 1881 /1890 und so weiter bis 2017

Überschwemmtes Haus Bum Krüger an der Lippe; Foto: Archiv Stegemann

Von Wolf Stegemann

19. Juli 2021. – Die Überschwemmungskatastrophe der letzten Woche von Flüssen in Teilen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mit über 100 Toten erinnert daran, dass der Mensch schon immer schutzlos dem Wasser ausgesetzt war, wenn auch nicht so wie Noah in der Bibel. Auch in Dorsten trat die Lippe immer wieder über die Ufer, nachgewiesen das erste Mal im Jahr 1569, Haus Hagenbeck sogar schon im 14. Jahrhundert. Dieser Tage erreichte die Lippe einen Pegelstand von 6,50 Metern, der sich aber wieder entspannte.
Städte und Dörfer an Flüssen und Flussauen haben seit jeher Probleme mit Hochwasser. Dort, wo es machbar war, wurden Flüsse und auch kleiner Bäche eingedeicht. In Dorsten sind die Deiche rund zehn Meter hoch. Fachleute haben errechnet, dass diese Deiche einem Jahrtausend-Hochwasser standhalten können. Dieses wurde Anfang des Jahres 2003 beinahe erreicht, denn der Lippe-Hochwasserpegel stieg damals fast an die 10-Meter-Grenze der Deiche. In Dorsten reagierte man schnell: die Brücke in der Nähe der Altstadt wurde angehoben, die Deiche aufgeschüttet, Sandsäcke gefüllt und Wasser abgepumpt. Zum Glück drehte das Tief Calvann dann doch in der ersten Januarwoche wieder ab. Das Hochwasser war den massiven vorangegangenen Regenfällen von 2002 geschuldet, die sich in den letzten zehn Jahren beträchtlich gehäuft haben. Die beträchtlichen Niederschläge führten dazu, dass im Einzugsgebiet der Lippe während des gesamten Jahres 2002 die Böden, Äcker und Wälder ausreichend gut bewässert waren. Sogar so gut, dass sie nur noch wenig bis kein Wasser mehr aufnehmen konnten. Die Fachleute sagen dazu, dass sich die Region in einem Zustand der erhöhten Abflussbereitschaft befand. Da das Rückhaltevermögen des Einzugsgebietes somit erschöpft war, gelangten auch relativ geringe Niederschläge schnell zum Abfluss in die Lippe. In dieser Ausgangssituation erreichte Deutschland ein Regentief. Dieses traf von Südwesten kommend  gegen Ende Dezember 2002 im Einzugsgebiet der Lippe ein. Es regnete tagelang, so dass am 1. Januar 2003 die Behörden Hochwasseralarm auslösten. Überall wurden Schweine und andere Tiere von den unter Wasser stehenden Bauernhöfen evakuiert. Die Lippeaue nördlich von Östrich und Gahlen war in eine glatte Seenplatte verwandelt. Weiterlesen

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Das Kaninchen ist in den Brunnen gefallen – Die Entzauberung des Zauberers der Schmierenkomödie um den Tisa-Brunnen! Wer ist wohl der Zauberer?

Von Mia Remmers

16. Juli 2021. – Die Entscheidung im Rat über den Tisa-Brunnen – rückblickend und mit dem Wissen von heute erlebten wir eine Schmierenkomödie. Autor des Stückes, Regisseur und Hauptdarsteller – Ehre, wem Ehre gebührt – Bürgermeister Tobias Stockhoff. Starker Tobak? Ja, aber eher noch untertrieben. Diese Schmierenkomödie ist eine Melange aus Halbwahrheiten, Unwahrheiten und zum Zweck der Manipulation unterdrückten Fakten.
So war’s: Als Sitzungsleiter ruft der Bürgermeister den Tagesordnungspunkt Tisa-Brunnen auf und teilt dem (brav) staunenden Rat mit, Agatha-Pfarrer Dr. Stephan Rüdiger habe ihm das überraschende Angebot des Kirchenvorstands übermittelt, den Brunnen doch als Replik auf dem Agatha-Kirchplatz zu errichten, also zwischen altem Rathaus und Kircheneingang. So könne man Leben auf diesen toten Platz bringen und werde auch dem christlichen Leben und Wirken der Ursuline Schwester Paula gerecht. Vorschlag des Bürgermeisters: Nach einer kurzen Sitzungspause, die von den Fraktionen genutzt werden kann, um über die neue Situation zu beraten, stellt Pfarrer Dr. Rüdiger selbst das Angebot vor. Und: Dieses Angebot wird neu als Option für einen künftigen Tisa-Brunnen in die Beschlussvorlage eingearbeitet.
So geschieht es dann und ohne noch lange zu diskutieren, stimmt der Rat erst mit breiter Mehrheit gegen einen Tisa-Brunnen auf dem Markt und dann für die Option Tisa-Brunnen auf dem Kirchplatz. Weiterlesen

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Friedhöfe sind nicht nur die letzte Ruhestätte des Menschen, sondern auch bedeutende Grünanlagen, die es zu erhalten gilt – beigesetzt werden sowohl Särge als auch Urnen

Marienfriedhof

Von Wolf Stegemann

13. Juli 2021. – In den letzten Tagen rückte der ehemalige Kirchfriedhof an der Agathakirche wieder in die Erinnerung der Öffentlichkeit, weil dort der auf dem Marktplatz abgebaute Tisa-Brunnen als Replik wieder aufgebaut werden soll. Auf der Überpflasterung eines aufgegebenen Friedhofs. Das mag seine Kritiker finden. Noch bis vor Jahren war dies auf dem Kirchplatz nicht erlaubt. Denn auch aufgehobene Friedhöfe sind für viele Menschen und Kirchengemeinden immer noch unantastbar. In Dorsten offensichtlich nicht mehr.  – In heidnischer Zeit wurde in der Region feuerbestattet. Zwischen den Bauerschaften Wenge und Sölten ist 1888 ein Hügel umgegraben worden, in welchem sich 60 Urnen mit verbrannten Knochen befanden. In christlicher Zeit wurde auf dem Kirchplatz beerdigt, weil die Kirchen meist an der Stelle ehemaliger heidnischer Kultstätten erbaut waren. Der Kirchhof diente auch Gerichtssitzungen und wurde wegen seiner Umfriedung Friedhof genannt. In Dorsten war anfangs der Kirchplatz an der Agathakirche der Begräbnisort. Einige Familien hatten Anspruch darauf, in der Kirche selbst bestattet zu werden. Für sie beschloss der Rat 1781 unter dem Mittelgang der Agatha-Kirche ein Gewölbe anzulegen. 1746 erhielt der Totengräber für eine Beerdigung in der Kirche 40 Stüber, für ein Kind, das noch nicht zur Kommunion gegangen war, 7 ½ Stüber. Weiterlesen

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