Seuchen und Epidemien suchten in den Jahrhunderten bis heute schon immer heim: Hirnwuth, Wechselfieber, Pest, Cholera und immer wieder die Grippe

Cholera-Begräbnisse im 19. Jahrhundert – Aushebung von Massengräbern

Essay von Wolf Stegemann

Seit 2019 ist das Coronavirus nicht nur im Munde derer, die infiziert wurden, sondern auch in den Köpfen der Zeitungsleser, Fernsehschauer, Nachrichtenhörer und Hamsterkäufer. Es gab schon immer Seuchen und Epidemien, die Europa und auch Dorsten heimsuchten und die Lippestadt veranlassten, die Stadttore zu schließen. Heute nennt man das Quarantäne. In den frühen Jahrhunderten war es vornehmlich die Pest – heute die Grippe. Ein Blick zurück:
Pestjahre waren in Dorsten 1359, 1566, 1587, 1589, 1599. Vermutlich zurückkehrende Kreuzfahrer schleppten den Bazillus der Pest ein, der aber erst 1894 zeitgleich in der Schweiz und in Japan entdeckt wurde. Überträger ist der Rattenfloh, der sich unter den hygienischen Bedingungen des Mittelalters weit verbreiten konnte. Um seinen Stich herum bildeten sich auf der Haut schwarze Flecken. Über das Lymphsystem wurde der Bazillus in die Lymphknoten transportiert, wo er sich vermehrte, Kolonien bildete und „Pestbeulen“ entstehen ließ. Wenn sie nach innen aufplatzten, war der Weg des Erregers in die Blutbahn frei und der Tod des Kranken fast sicher. Historiker schätzen, dass etwa 75 Prozent der Infizierten starben. Noch gnadenloser, schneller und sicherer als die Beulenpest tötete die Lungenpest, deren Erreger über den Floh und an der Barriere der Lymphknoten vorbei durch Tröpfchenübertragung direkt in die Atemwege und Lungen in den Menschen eindrangen. Nach Bluthusten war der Patient innerhalb von drei Tagen erstickt.

Die Pest entvölkerte ganze Dörfer, Städte und Landstriche

1347 bis 1351 tötete die Pest in Mittel- und Westeuropa jeden Dritten der 3,5 Mio. Einwohner. Mancherorts standen ganze Dörfer und Weiler leer, Städte halbleer. Da man die Juden als Urheber der Epidemie verdächtigte, wurde rund Eindrittel der jüdischen Bevölkerung getötet und mehr als 100 jüdische Gemeinden durch Pogrome ausgelöscht, darunter vermutlich auch die frühere Dorstener Gemeinde. Weil Juden durch ihr Glaubensritual sich regelmäßig mit frischem Wasser reinigten, waren sie auf Grund dieser Körperhygiene für die Pestinfektionen nicht so anfällig wie die Christen, die damals wenig Sinn für Körperhygiene hatten. Zudem verdächtigte man die Juden, die Brunnen vergiftet zu haben und zwang sie, das (saubere) Brunnenwasser zu trinken, während die anderen aus Angst vor dem angeblichen Brunnengift das verseuchte Flusswasser tranken. Wie sich die Pest von 1347 in Dorsten auswirkte, ist nicht bekannt. Überhaupt sind deutschlandweit die Informationen über Verläufe der Pestepidemien auf dem Land sehr spärlich. Aufgrund der auch in Dorsten grassierenden Pest im Jahre 1350 wurde danach die Liebfrauenbruderschaft gegründet, die bis zum Zweiten Weltkrieg bestand. – Das Bild zeigt ein Gemälde von Arnold Böcklin: Die Pest reitet durch die Gassen, 1869.

Hygienisch unzureichende Zustände – Dorstener Pesthaus 1526 erwähnt

Auch im Jahre 1566 brach in Dorsten die Pest aus und verursachte unter der Bevölkerung große Panik. Die Tore wurden geschlossen und Kranke zum Siechenhaus ausgelagert. Nachdem der dortige geistliche Stelleninhaber sein Amt aufgegeben hatte, weil er Protestant wurde, versorgte Agatha-Pfarrer Clamor Middendorp als Seelsorger die Pestkranken mit den Sakramenten. Weitere Pestepidemien brachen 1587, 1589 und 1599 aus und fielen mit der Einquartierung fremder Truppen und Verletzter unter hygienisch unzureichenden Zuständen zusammen. Auch in den Notzeiten des Dreißigjährigen Krieges waren Pestkranke zu verzeichnen, wenngleich in Dorsten keine Epidemie ausbrach. Allerdings hatte die Pest 1618 alle Bewohner des Hofes Middeldorp in der Bauerschaft Leveringshausen, Kirchspiel Waltrop, gänzlich dahingerafft. – Das Dorstener Pesthaus (Bild) stand an der Ecke Westgraben/Im Kühl und wurde in den Renteibüchern der Stadt 1526 und 1667 erwähnt. 1843 wurde das Haus Vorläufer des Elisabeth-Krankenhauses. Die dort pflegenden Frauen traten später in den Orden der Franziskanerinnen ein.

Im Kloster hat es furchtbar gestunken

Während des Österreichischen Erbfolgekriegs lagen französische Truppen in der Stadt, die im Franziskanerkloster, im Gymnasium Petrinum und im Klosterbrauhaus ein Lazarett eingerichtet hatten. Der Chronist meldete, dass es infolge dessen im Kloster furchtbar gestunken habe. Kurz darauf brach eine ansteckende Krankheit aus. „Die Ordensleute, welche diese ergriff, wurden samt und sonders von der Hirnwuth befallen.“ 1795 und 1826 erkrankten viele Bürger am Nervenfieber, das etliche Tote forderte. Die arenbergische Regierung erließ 1805 eine Verordnung gegen das grassierende Gelbfieber, auch „Spanisches Fieber“ genannt. Der Import von Textilien wurde verboten und bereits importierte Textilien mussten verbrannt werden. Die Regierung wies den Rat der Stadt Dorsten an, alle Handelspapiere auf der Lippebrücke sowie die ankommenden Fuhr- und Schiffsleute genauestens zu überprüfen. Reisende aus Ländern, in denen das Gelbfieber grassierte (Holland, Norddeutschland, Spanien, Italien, Frankreich), durften das Vest nicht betreten, auch Briefe aus diesen Ländern wurden nicht mehr befördert.

Pandemie Spanische Grippe 1918

Grippe-Epidemie verschonte 1837 nur wenig „Individuen“ in Dorsten

In der „Chronik der Stadt und Bürgermeisterey Dorsten“ steht über die Grippe-Epidemie im Jahr 1837: „In den ersten Monaten des Jahres 1837 erreichte eine eigenthümliche, sich fast über ganz Europa verbreitende Krankheit – die Grippe – auch die hiesige Stadt. Diese Krankheit, auch Influenza genannt, kam vom Norden her, war schon im Dcb [Dezember] 1836 in Schweden, und bildete sich hier im Febr 1837 so vollständig aus, dass nur wenige Individuen davon verschont blieben. Bei der Mehrzahl von Patienten war ihr Charakter bloß katharrhalisch. Sich durch Schnupfen, Husten, Brustbeschwerden und Fieber äußernd und mit enormen Schweiße entscheidend, bei einigen bildete sich aber eine nervöse Lungenentzündung aus. Im Allgemeinen war diese Epidemie zwar lange anhaltend, aber doch nicht sehr gefährlich. Kinder und Altersschwache unterlagen derselben am häufigsten, auch trat hie und da das Scharlachfieber auf, die Sterblichkeit außergewöhnlich vermehrend. … Diesem Leiden schloß sich ein sehr gefährlicher jedoch nicht bösartiger Typhus contagiosus (Nervenfieber) an, welcher schon seit Juny 1837 ausschließlich bei der Judenschaft herumschlich, hiernächst aber im August, Septbr October und Novbr einen großen Theil der ärmeren Bevölkerung angriff, und abgesehen von etwa 20 tödlichen Ausgängen einen sehr großen Nothstand herbeiführte. … Obschon in sehr vielen Fällen die contaciöse Verbreitung des Uebels nicht zu verkennen war, und dadurch Furcht und Schrecken sich außerordentlich steigerten, so schien dann doch die vorübergehende Influenza eine ungewöhnliche Empfänglichkeit zurückgelassen zu hab, und die Krankheit selbst in dem häufigen Temperaturwechsel, in einer eigenthümlichen Luftbeschaffenheit und in der Lebensweise des gemeinen Mannes, verbunden mit einziger Contagiösität, begründet zu sein. Im November herrschten gleichzeitig viele katharralische Krankheiten entzündlicher Art, auch kamen hie und da das Scharlachfieber und die gallichte Ruhr mit nicht selten tödlichen Ausgängen vor. Unter diesen Zuständen wurde eine außergewöhnliche Obsorge und Hülfeleistung nothwendig, indem nicht bloß die geeigneten Maßregeln gegen die Weiterverbreitung des Uebels ergriffen, und die Bedürftigen mit Bekleidungsgegenständen versehen werden mussten, sondern auch die zweckmäßige Verpflegung und Wartung der Patienten und Reconvalescenten große Aufopferungen erforderte.
Zu diesem Zwecke machten wohlhabenderen Eingesessenen auf dem Wege der Subscription sich anheischig, nach ärztlicher Vorschrift die tägliche Verpflegung und Labung der hülflosen Patienten zu übernehmen, indem das Bereitete durch besonders bestellte Wärter rechtszeitig abgeholet wurde, und bewährte sich hierbei eine ausdauernde, höchst lobenswerthe weder Kosten noch Mühe scheuende Mildthätigkeit der Bürgerschaft.“

Zwei Schwestern von  Maria Lenzen starben an Cholera-Erkrankung

Im Dezember 1821 grassierte das Scharlachfieber und ganze Familien erkrankten 1830 am Wechselfieber; unter Kindern brach eine Masernepidemie aus. In dieser Zeit wurden auch alle Schafherden dahingerafft. 1831 brach erneut das Nervenfieber aus, dessen tödlich verlaufender Keuchhusten vor allem unter Kindern Opfer forderte. Im selben Jahr starben zwei Bürger an „Menschenblattern“, die aus Essen eingeschleppt wurden. 1832 grassierte das „gastriche“ nervöse Wechselfieber, an dem im Februar, Juni, Juli und November wiederum Bürger starben. Die Stadt wappnete sich im selben Jahr gegen die aus Belgien eingeschleppte Cholera, die bereits bis Emmerich und Ruhrort vorgedrungen war. Man pflasterte die Straßen in der Stadt, um den aufgeweichten Straßendreck als Keimherd zu beseitigen. 1837 brach eine große Grippeepidemie aus, die ganz Europa heimsuchte; es gab viele Tote in der Stadt. Anschließend griff Typhus um sich, der 20 Todesfälle forderte und davon hauptsächlich die jüdische und die arme Bevölkerung betroffen war. Ende 1841 brach die Cholera aus, die wiederum Todesopfer forderte, darunter die beiden Schwestern der Heimatdichterin Maria Lenzen di Sebregondi. Ihre Grabsteine sind im Kellergang des Alten Rathauses am Markt zu sehen. 1883 starben 17 Dorstener an einer Masernepidemie.

Ausbruch der Pocken in Dorsten: 15 Todesopfer

Bis 1820 nahmen Wundärzte, aber auch Lehrer und Eltern Pocken-Schutzimpfungen vor. Danach bestellten die Bürgermeister Impfärzte. Dennoch gab es im letzten Quartal des 19. Jahrhunderts jährlich noch über 50 Pockenerkrankungen in Dorsten von denen bis zu 15 tödlich verliefen. Allein in der jüdischen Familie Perlstein erkrankten 1871 acht Personen (darunter ein Todesfall), das Ehepaar Johann und Elisabeth Klute starb innerhalb weniger Tage, die Eheleute Streppelhoff und deren Sohn wurden nach zweimonatigem Krankenlager wieder gesund. 1952 verbreitete sich eine Kinderlähmungsepidemie und 1957 schwappte eine starke Grippewelle über Dorsten hinweg. Mehr als 30 Prozent der Einwohner erkrankten und in Hervest starb eine 13-jährige Schülerin. Über 19 Gehöfte in Lembeck und 13 in Wulfen musste 1967 die Quarantäne verhängt werden, weil rund 1.600 Schweine an der selten vorkommenden Schweinebrucellose erkrankt waren. Sie mussten alle getötet werden. 2009 machte auch Dorsten überregionale Schlagzeilen, weil mehrere Personen in Stadt und Kreis an der Schweinegrippe erkrankten. Allerdings ist es zu keinem Massenausbruch der Krankheit gekommen.

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Kunst im öffentlichen Raum – Beschmiert, verdreckt, besudelt, beklebt und Abstellplatz für Fahrräder: Edelstahlskulptur am Recklinghäuser Tor

Zustand der Edelstahlskulptur am Recklinghäuser Tor am 22. 2.2020; Foto: Wolf Stegemann

Appell von Wolf Stegemann

Die Bilder zeigen, dass man sich textlich kurz fassen kann. Immer wieder wird dieses Kunstobjekt am Recklinghäuser Tor, also mitten in der Stadt, beklebt und beschmiert. Und immer länger dauert dieser Zustand an. Ende des letzten Jahres war sogar das Plakat einer städtischen Einrichtung auf die Edelstahlskulptur geklebt. Leider gibt es davon kein Foto. Nach Tagen war das Plakat wieder weg. Der jetzige verschmierte Zustand dauert schon monatelang an. Weiterlesen

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Karnevalsbräuche: Wurstjagen, Hühneressen, Maskeraden, Büttenreden, Vereinskarneval, Altweiber, Strohpuppen anzünden, Rosenmontagszüge, Aschedagessen usw.

1980er-Jahre: Karneval im Ursulinenkloster; Sr. Paula (Tisa von der Schulenburg†) vorne

Essay von Wolf Stegemann

In den Tagen vor Fastnacht, zumeist am Rosenmontag und Fastnachtsdienstag, war es in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts im Vest üblich, dass die heiratsfähigen jungen Männer einer Bauer- oder Nachbarschaft sich verkleideten und maskierten. Sie zogen von Haus zu Haus und bekamen Eier, Würste und Lebensmittel. In Gahlen und Üfte nennt man das heute noch „Wurstjagen“. Die Behörden verboten diesen Brauch mehrmals, weil er als Bettelei und somit als Verstoß gegen die guten Sitten und als ruhestörender Lärm angesehen wurde. Weiterlesen

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Der kriegsgefangene Russe Kamar Gimadeev arbeitete auf der Zeche Fürst Leopold und erzählte davon seinen Kindern. Jetzt besuchte eine Tochter die Stätte seiner Erinnerungen

W. Stegemann (l.) mit den Besuchern aus Russland in der Nähe des ehem. Lagers; Foto: A. Schüller

Von Wolf Stegemann

13. Februar 2020. – Vor Tagen fand in Dorsten ein außergewöhnlicher und bislang vielleicht auch erstmaliger  Besuch statt. Ein älteres russisches Ehepaar besuchte in Begleitung von Verwandten Dorsten, um das zu sehen, was deren längst verstorbener Vater ihnen über Dorsten erzählt hatte, als sie noch Kinder waren. Er erzählte von seiner Arbeit als russischer Kriegsgefangener auf der Zeche Fürst Leopold und vom Leben in dem speziellen Zechenlager am Kanal. Jetzt, wo die Kinder alt sind, wollten sie den Dorstener Spuren ihres vor 22 Jahren verstorbenen Vaters nachgehen. Dabei flossen Tränen, denn sie sahen genau das, wie es ihr Vater beschrieben hatte.  Weiterlesen

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Ein freier Arbeitstag – des Bürgermeisters „Anerkennungsgeschenk“ an Mitarbeiter. Das gab es schon in Ratzeburg, wo der Bürgermeister dann diesen Tag selber zahlen musste

Von Wolf Stegemann

Mit Stand Januar 2020 haben sich auf dem Arbeitszeitkonto der städtischen Mitarbeiter in Dorsten 28.158 Überstunden angesammelt. Die Zahl ist seit Jahren ziemlich konstant, so Stadtsprecher Ludger Böhne auf Anfrage der „Dorstener Zeitung“. Diese rund 28.000 Überstunden betreffen allerdings nur 570 Mitarbeiter im Rathaus, die ihre Arbeitszeit elektronisch erfassen. Die Überstunden der Mitarbeiter aus gewerblichen Bereichen und der Kindergärten sind da nicht mit eingerechnet. Der Abbau von Überstunden ist sowohl durch Freizeitausgleich wie auch die Auszahlung der Überstunden möglich. Die Stadtkämmerei ist verpflichtet, für angefallene Überstunden Rückstellungen in der Bilanz zu bilden, und das hat sie auch getan. Im Jahresabschluss 2018 steht in der Anlage Nr. 3 auf Seite 173  (kleiner Hinweis an den Bürgermeister: wie einfach für den Bürger, dies zu finden!), dass für Überstunden  738.000 Euro als Aufwand eingestellt sind. Dieser Betrag ist im Ergebnis der Stadt also längst berücksichtigt, aber eben noch nicht gezahlt. Warum das Geld nicht ausgezahlt wird, wenn man die Überstunden wegen Personalmangels nicht in Freizeit abgelten kann, ist ein Rätsel. Die Auszahlung und damit die Bereinigung dieses Bilanzpostens muss man als einen Bestandteil der Haushaltssanierung begreifen. Wann, wenn nicht in Zeiten hoher Haushaltsüberschüsse, soll das denn geschehen? Im November 2019 hat der Stadtrat im Zuge der Verabschiedung des Haushalts 2020 im Gegenteil beschlossen, zur Einsparung von Kosten 15 bis 20 Stellen temporär oder dauerhaft nicht wieder zu besetzen. Diese Maßnahme wird die Überstundenkonten des Personals weiter erhöhen. Ist wirklich keine Lösung in Sicht, wie das immer verkündet wird?

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Der Weg nach Auschwitz, Synonym für Vernichtung und Ermordung jüdischer Menschen, begann auch in Dorsten – Wege zurück gab es nach1945 kaum; wenn, dann nur besuchsweise

Ernst Metzger zwischen Dirk Hartwich (r.) und Wolf Stegemann

Erinnerungen von Wolf Stegemann

2. Februar 2020. – Am 27. Januar 2020 jährte sich zum 75. Mal die Befreiung des größten Vernichtungslagers des nationalsozialistischen Deutschlands. Über eine Million Menschen verloren in Auschwitz auf grausame Weise ihre Würde und ihr Leben. Seit 1996 ist der 27. Januar offizieller deutscher Gedenktag, 2005 erklärten ihn die Vereinten Nationen zum „Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“. Doch in diesem Jahr waren Politik und vor allem auch die Medien besonders rührig. Denn es gibt nur noch wenige Menschen, die Auschwitz überlebt haben und noch leben. Im Kreis Recklinghausen ist es Rolf Abrahamsohn, der als überlebender Jude seine persönlichen Erinnerungen all die Jahrzehnte wach gehalten und an die folgenden Generationen weitergegeben hat. Dafür hat er vor Wochen den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen erhalten. Auch Dorstener Bürger jüdischen Glaubens wurden in Auschwitz und in anderen Todeslagern ermordet. Das waren Angehörige der Familien Bendix, Cohn, Joseph, Lebenstein, Metzger, Minkel, Neuberg, Perlstein, Reifeisen, Schöndorf. Es gab auch Juden, die Auschwitz überlebt haben. Dazu gehörte Ernst Metzger, geboren 1912, ein Dorstener Jude, der nach seiner Befreiung in die USA auswanderte und vor wenigen Jahren verstarb. Weiterlesen

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Blick in den Ratssaal – Wird Dorstener Politik noch vom Stadtrat gemacht oder vom allgegenwärtigen Bürgermeister? Ein Plädoyer für die Wiederbelebung der kommunalen Demokratie

Dorstener Rathaus. Hier wird die Stadtpolitik gemacht; Foto: Frenzel Rathaus

Von Helmut Frenzel

23. Januar 2020. – Im September dieses Jahres finden in Nordrhein-Westfalen Kommunalwahlen statt. Bürgermeister und Stadtrat sind neu zu wählen. Obwohl die Ausübung des Stimmrechts in einer repräsentativen Demokratie für die Bürger die einzige Gelegenheit ist, auf politische Entscheidungen Einfluss zu nehmen, ist ihr Interesse im Falle der Kommunalwahlen erfahrungsgemäß gering, auch in Dorsten. 2014 lag die Wahlbeteiligung bei 51 Prozent. Tobias Stockhoff, der erstmals für das Amt des Bürgermeisters kandidierte, verfehlte im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit und musste sich einem zweiten Wahlgang stellen, an dem nur noch 35 Prozent der Wahlberechtigten teilnahmen. Von denen stimmten zwar 62 Prozent für Stockhoff. Aber die bittere Wahrheit ist, dass Tobias Stockhoff mit den Stimmen von gerade mal 22 Prozent aller Wahlberechtigten ins Amt gewählt wurde. Das sind lausige Ergebnisse, für den Bürgermeister und für den Rat. Aber während der Rat als Ganzes sich noch auf ein Mandat der Hälfte der Wahlberechtigten berufen kann, muss der Bürgermeister damit leben, von weniger als einem Viertel der Wahlberechtigten legitimiert zu sein. Weiterlesen

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