Am Volkstrauertag wurde früher patriotisch der Helden in den Gräbern oder an Ehrenmalen gedacht, auf die man stolz war – heute wird an sie als Opfer gedacht, das Ritual blieb

Volkstrauertag 2009 in Holsterhausen

Von Wolf Stegemann

12. November 2020. – Aus dem Heldengedenktag der Nationalsozialisten entwickelte sich nach dem Krieg der Volkstrauertag. Seit 1952 ist er ein nationaler Trauertag zum Gedenken an die Opfer beider Weltkriege und des Nationalsozialismus, jeweils am 1. Sonntag vor dem 1. Advent. In Dorsten ist die Stadt offizieller Veranstalter dieser Feiern, Ausrichter jeweils ein Verein (meist Schützenverein) zusammen mit anderen Gruppierungen und den Kirchen in den Stadtteilen (Gottesdienst, Marsch zu den Kriegergedächtnisstätten, Rede). Weiterlesen

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Der 9. November – „Schicksalstag der Deutschen“ und ein Tag des Verbrechens, an dem 1938 Dorstener die jüdische Synagoge zerstörten – somit auch ein Tag der Erinnerung

Ehemalige Synagoge in der Wiesenstraße 24 (helles Haus rechts hinten)

Von Wolf Stegemann

7. November 2020. – Der 9. November wird in den Medien und auch von Historikern immer wieder als „Schicksalstag der Deutschen“ bezeichnet. Denn viele wichtige Ereignisse der europäischen und deutschen Geschichte sind mit dem 9. November der Jahre untrennbar verbunden: An diesem Tag, nach dem französischen Revolutionskalender der 18. Brumaire, begann 1799 die Alleinherrschaft Napoleons, der bekanntermaßen Europa mit Krieg überzog. Rund 50 Jahre später, am 9. November 1848, wurde in Wien das Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung Robert Blum von Angehörigen konterrevolutionärer Truppen erschossen. „Ich sterbe für die Freiheit“, lauteten seine letzten Worte. Das Ereignis markierte den Anfang vom Ende der so genannten Märzrevolution in den Staaten des Deutschen Bundes. Zehn Jahre nach der Erschießung Blums wurde in über 400 deutschen und vielen nicht-deutschen Städten vom 8. bis zum 10. November 1859 der 100. Geburtstag des „Freiheitsdichters“ Friedrich Schiller gefeiert. Die Schillerfeiern vom November 1859 markieren zugleich das Ende der Reaktionszeit, die der Revolution von 1848/49 folgte. Auch das Ende der „Oktoberrevolution“ 1917 fiel nach dem Gregorianischen Kalender auf den 9. November: An diesem Tag bildeten die bolschewistischen Revolutionäre unter Lenin die Regierung der Volkskommissare. Schicksalstage waren in Deutschland der 9. November der Jahre 1918, 1923, 1938, 1939 und 1989 (sie unten). Doch nicht die Schicksale knüpften die Fäden unserer Geschichte, sondern Menschen. In der jahrhundertelangen Geschichte der Stadt Dorsten fand am 9. November 1938 ein reichsweites Ereignis statt, dass uns allen in Erinnerung bleiben sollte als eine Mahnung, die davon zeugt, wozu Menschen auch in einer Kleinstadt wie Dorsten fähig sind. Daher ist das Erinnern nach wie vor wichtig. Am Montag (9. November 2020) wird der Garten im Museum mit dem Gedenkstein aber von 15 bis 18 Uhr für alle offen sein für einen individuellen Moment des Gedenkens. Um der jüdischen Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung auch in unserer Stadt angemessen zu gedenken, wird das Jüdische Museum Westfalen, in Zusammenarbeit mit der Stadt Dorsten, eine Plakataktion veranstalten, die der vielen Opfer des Nationalsozialismus in Dorsten erinnern.

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66 Jahre Stadtbibliothek in Dorsten, davon 40 Jahre im Kultur- und Bildungszentrum Maria Lindenhof: Sprach- und Leseförderung, Recherche- und Medienkompetenz, sozialer Treffpunkt

31. Oktober 1980: Wiedereröffnung der Stadtbibliothek im neuen Bildungszentrum; Foto: Stadt-Archiv

Von Wolf Stegemann

29. Oktober 2020. – In diesen Tagen vor 40 Jahren, genau am 31. Oktober 1980, versammelte sich Dorstens Rathaus-Hautevolee (zahlenmäßig nicht wörtlich nehmen) im neu erbauten Kultur- und Bildungszentrum Maria Lindenhof – siehe obiges Foto. Darauf zu sehen sind u. a. Stadtdirektor Dr. Karl-Christian Zahn, Bürgermeister Hans Lampen (CDU), Hans Fabian (SPD), der Architekt des neuen Bildungszentrums Manfred Ludes, Stadtrat Josef Vrenegor (CDU), Landtagsabgeordneter Werner Kirstein (CDU), Ratsherr Jakob Klauck (SPD),  Stadtarchivar Paul Fiege sowie – etwas abseits – Herbert Stöckle, den langjährigen Bibliotheksleiter. Die Stadtbibliothek ist allerdings älter als das Gebäude, in dem sie seit 40 Jahren untergebracht ist. Ein Rückblick. Weiterlesen

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Was wird aus dem Mercaden? Die Vermietung der leer stehenden Flächen kommt nicht voran. Und die Revitalisierung des „Marler Stern“ könnte das endgültige Scheitern des Dorstener Einkaufszentrums bedeuten

Das Mercaden im Eröffnungsjahr 2016

Von Helmut Frenzel

22. Oktober 1010. – Es ist bald fünf Jahre her, dass das neue Einkaufszentrum am Lippetor seine Pforten öffnete. Seither ist das Mercaden nicht aus dem Krisenmodus herausgekommen. Schon Ende 2017 musste der Projektentwickler Herbert Krämer das Center Management abgeben, das er seit der Eröffnung im März 2016 inne hatte. Der Investor, die Hessisch-Thüringische Landesbank, traute ihm nicht mehr zu, das Projekt zum Erfolg zu führen. Das Einkaufszentrum war schon mit erheblichen Leerständen gestartet. Wenige Monate später hatten die ersten Geschäfte das Handtuch geworfen und 2017 setzte der Exodus sich fort. Als Koprian iQ 2018 das Center Management übernahm, war die untere Ladenstraße von Leerständen geprägt und auch auf der oberen Ebene gab es Lücken. Der Wechsel zu Koprian war zweifellos von der Erwartung getragen, dass das neue Center Management das Problem lösen und das Mercaden zum Erfolg führen werde. Koprian ließ sich ein Jahr Zeit für die Ausarbeitung eines Maßnahmenplans zur baulichen und gestalterischen Aufwertung der „Mall“. Dafür machte Koprian noch einmal sechs Millionen Euro beim Investor locker. Bei der Vorstellung der Maßnahmen im März 2019 sagte Helmut Koprian, die geplanten baulichen Veränderungen würden die Aufenthaltsqualität wesentlich verbessern und warnte zugleich: er könne nicht garantieren, dass damit das Problem mit den Leerständen erledigt sei. Mit beidem hat er recht behalten. Weiterlesen

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„Eltern bleiben nach der Trennung – Was Ex-Partner für sich und ihre Kinder wissen sollten“ – Das Buch der Dorstener Gerichtspsychologin Marianne Nolde könnte Bestseller werden

Von Wolf Stegemann

Oktober 2020. – Geboren 1955 in Dorsten, Diplom-Psychologin bzw. Fachpsychologin für Rechtspsychologie, Sachverständige im Familienrecht, wohnhaft im Borken. – Ihr 2020 im Knaur-Verlag erschienenes Buch „Eltern bleiben nach der Trennung – Was Ex-Partner für sich und ihre Kinder wissen sollten“ macht Furore. Das Buch wurde überregional in Zeitun-gen und Zeitschriften rezensiert, gelobt und als „Mutmach-Buch für Trennungseltern von einer erfahrenen Familienpsychologin“ empfohlen. „Kompetenter Rat, verständnisvoll und persönlich im Ton.“ Rundfunkanstalten berichteten, auch der Schweizer Rundfunk brachte ein Interview mit der Autorin. Offensichtlich hat sie damit ein Thema angesprochen, das immer wieder und ganz persönlich Familien und Beteiligte im Kern trifft. Auf 190 Seiten hilft Marianne Nolde den Eltern mit Ratschlägen, damit deren Kinder den Sorgerechts-streit und die Folgen möglichst gut überstehen. Marianne Nolde schrieb das Buch in einem persönlichen gehaltenen Stil. Leicht, mitunter humorvoll, vermittelt dennoch gleichzeitig Fachwissen. Es enthält die Essenz ihrer aus 36 Jahren gesammelten Erfahrung als Ge-richtspsychologin und auch der Scheidung der eigenen Ehe mit Kindern. „Es soll Eltern ermutigen und sie dabei unterstützen, ihren ganz individuellen – und möglichst gütlichen – Weg aus der Trennungskrise zu finden“, sagte sie. „Ich würde mich freuen, wenn dadurch der eine oder andere ,Rosenkrieg’ im Vorfeld verhindert werden kann. Mein Anliegen ist es, dass möglichst viele Kinder auch nach der Trennung beide Eltern lieben dürfen und sie als Bindungspersonen behalten.“ Weiterlesen

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Zurückgeblättert: Grundsteinlegung der ersten Altendorfer Kirche am 10. Oktober 1937 – Kirchbaugeld für die NSDAP-Kasse? – Mit einer Drohung kamen die Altendorfer zu ihrer Kirche

Die einst katholische Kirche gehört heute zur evangelischen Gemeinde

Von Wolf Stegemann

9. Oktober 2020. – »Alles, was das Seelenheil meiner Pfarrkinder fördern kann, ist mir nicht nur heilige Pflicht, sondern auch wahre Herzensangele­genheit.« So sprach Ludwig Heming, Pfarrer von St. Agatha, als er bei »seinen lieben Pfarrkindern« Anfang Februar 1934 in Altendorf-Ulfkotte weilte. In dieser Versammlung in der Wirtschaft Kremerskothen gab er seine Genehmigung zum Kirchenbau in Altendorf-Ulfkotte. Die Altendorfer Bauern hatten dabei massiv nachgeholfen: Sie drohten, die Kirchbau-Kasse des Kirchbauvereins der NSDAP zu übergeben, wenn nicht in kürzester Zeit die Baugenehmigung erteilt würde. Die Dro­hung hatte Wirkung. Dem Kirchbauverein gehörte nämlich als zweiter Vorsitzender der Ortsbauernführer, Bürgermeister und NSDAP-Ortsgruppenleiter Wilhelm Schulte-Hemming (Foto, re.) an. »Der Kapellenbau in Altendorf-Ulfkotte wird nur dann zustandekommen«, so redete der Pfarrer auf seine »Abtrünnigen« ein, »wenn Einigkeit in der Gemeinde herrscht. Einigkeit macht stark! Alle Sonderinteres­sen müssen zurückgestellt werden, keiner darf sich bei den Sammlungen ausschließen (…) An Gottes Segen ist alles gelegen.« Zugleich wählte man in den Vorstand des Kirchbauvereins: Bauer Felix Breil (1. Vorsitzender), Ortsbauernführer und NSDAP-Ortsgruppenleiter Willi Schulte-Hemming (Stellvertreter), Hauptlehrer Felix Jaworski (Schriftführer) und Franz Fahne­brock jr. (Kassierer). Weiterlesen

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Das Ergebnis der Ratswahlen weckt Hoffnungen auf eine Wiederbelebung der kommunalen Demokratie in Dorsten. Das ist auch im Interesse der gedemütigten Ratsparteien

Dorstener Rathaus – hier wird Politik gemacht; Foto: H. Frenzel

Analyse von Helmut Frenzel

2. Oktober 2020. – Das Ergebnis der Kommunalwahl am 13. September 2020 hat die politische Landschaft in Dorsten verändert. Die CDU hat mit 53 Prozent die absolute Mehrheit der Stimmen errungen, sechs Prozentpunkte mehr als 2014. Im Rat der Stadt hält sie künftig 23 der 44 Sitze und kann ihre Vorhaben und die des Bürgermeisters anders als bisher ohne die Unterstützung anderer Parteien umsetzen. Dieser Wahlerfolg ist durchaus bemerkenswert. Zuletzt erreichte die CDU 2004 die absolute Mehrheit mit 51 Prozent und 1999 mit 53 Prozent und davor in den 1970er Jahren. Nun also kann die CDU, die zugleich den Bürgermeister stellt, allein regieren. Von den anderen Parteien, die schon im letzten Rat vertreten waren, konnten sich nur die Grünen verbessern. Ihr Stimmenanteil verdoppelte sich auf 14 Prozent. Damit sind die Grünen auf dem besten Weg, die SPD als zweitstärkste Ratsfraktion demnächst abzulösen. Demgegenüber wurden die FDP und Die Linke pulverisiert. Ihr Stimmenanteil halbierte sich nahezu auf unter drei Prozent. Sie stellen noch je ein Ratsmitglied und haben damit ihren bisherigen Fraktionsstatus verloren. Das bedeutet, dass sie künftig kaum noch Einfluss haben. Am härtesten traf es die SPD. Sie verlor ganze 16 Prozentpunkte gegenüber 2014; ihr Stimmenanteil schrumpfte von 34 Prozent auf nur noch 18 Prozent. Von ihren bisherigen 15 Sitzen behält sie noch acht. In der Vergangenheit bildete sie dank ihrer Stärke ein Gegengewicht zur CDU-Fraktion. Davon kann jetzt kaum noch die Rede sein. Weiterlesen

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