Wer heute auf Reisen geht, kommt schnell voran, ob mit dem eigenen Auto, dem Bus oder Zug, dem Schiff oder dem Flugzeug. Und was er in anderen Ländern sieht, das kennt er schon, sei es vom Fernsehen, aus Büchern oder bunten Prospekten. Als sich der Holsterhausener Anton Duve vor 1902 von Luzern aus, wo sich bereits zwei Jahre lang aufgehalten hatte, auf den Weg machte, um die damals für den Handwerksburschen erreichbare abenteuerliche Welt zu sehen, kannte er nichts von den Ländern, auch seine Fortbewegungsmittel waren beschränkt: Er legte weite Strecken zu Fuß zurück, auch mit Schiff – und kam dennoch dort an, wo er hin wollte: nach Kairo, Jerusalem und Konstantinopel, das heutige Istanbul. Handwerker suchten traditionell Arbeit und Brot auf Wanderschaft in der Fremde. Daher verließ auch der Holsterhausener Anton Duve bereits nach der Volksschule Holsterhausen, um anderswo den Beruf des Schreiners zu erlernen und dann als Handwerksgeselle das Weite zu suchen. Abenteuerlust auf andere Länder und Menschen, Neugierde auf fremde Kulturen und Landschaften, Erlebnishunger und Wissensdurst mögen ihn über sein berufliches Wanderleben hinaus angetrieben haben, die Welt weit jenseits der Alpen zu betrachten, wo’s Wüsten gibt und Pyramiden. Das Fehlen von Fotos glich Duve aus mit vielen Postkarten, die er an seine Familie schrieb.
Anton Duve wurde am 10. April 1874 in Holsterhausen geboren, war preußischer Staatsbürger und wohnte an der Lippestraße 1, die „Zum Aap“ heißt. Er war von mittelgroßer Gestalt (eigentlich nur 1,55 m groß), hatte eine ovale Gesichtsform, blonde Haare und keine besonderen Kennzeichen, außer, dass er einen weit ausladenden gezwirbelten Bart trug, den man damals Knebelbart nannte, ähnlich wie der des Franzosenkaisers Napoleon III. Das alles geht aus seinem 1929 ausgestellten Personalausweis hervor, als er sich als Schreinermeister schon längst in Holsterhausen etabliert hatte. Da ist sein Reisepass schon interessanter, den das „Kaiserlich Deutsche Konsulat zu Basel“ am 1. November 1902 ausstellte. Das kleine braune Heftchen ist von vorne bis hinten mit exotischen Stempeln in allen möglichen Sprachen sowie in kyrillischer wie arabischer Schrift versehen. Doch bevor sich der 28-Jährige 1902 auf die Reise in den Orient begab, war er schon erfahren im Leben in der Fremde.
Neben den Ausweisen sind in einer kleinen Schachtel Anton Duves Wanderzeugnisse aufbewahrt: 1897 arbeitete er in Duisburg und Luzern, 1898 in Leipzig, 1901 wieder in Duisburg und dann in Ingenbühl, das liegt im Kanton Schwyz. 1902 arbeitete er wieder in Luzern. Sein dortiger Chef Karl Weingarten schrieb ihm ins Zeugnis:
„Bezeuge hiermit, dass Anton Duve von Holsterhausen seit 1. Oktober 1901 bis 22. November 1902 bei mir als Schreiner in Arbeit gestanden ist und sich in dieser Zeit zu meiner vollsten Zufriedenheit in allen Beziehungen erworben hat. Ich kann ihn als einen fleißigen, solieden und treuen Arbeiter weiter empfehlen.“
Brav, fleißig und geschickt beurteilte ihn auch sein Lehrherr, Schreinermeister Heinrich Klingeberg aus Buer, bei dem er von 1891 bis 1894 lernte: „Indem ich Ihm mit Vergnügen dieses Zeugnis ertheile, empfehle ich Ihm auf seiner Wanderschaft jedermanns Wohlwollen.“
Von Luzern aus in den Osten
Die Tasche voll von solchen Zeugnissen, einem Bleistift und einem leeren Notizbuch, macht sich Anton Duve von Luzern aus auf den Weg nach Osten. In dieses Büchlein trägt er in engen Zeilen und kleiner, kritzeliger und kaum lesbarer Schrift mit Bleistift Tag für Tag ein, wo er war, was er sah, was er erlebte, wie viele Kilometer er auf Schusters Rappen zurückgelegt hatte und wie viele Stunden er dafür brauchte, wie tief die Flüsse waren, die er durchwatet und wie das Wetter war. Besonders häufig beschreibt er den Zustand der Straßen und Wege, auf denen er Kilometer um Kilometer zurücklegte. Denn diese Straßen, ob steinige im Gebirge oder sandige in der Wüste, peinigen seine Füße. In seinem Büchlein sind auch die Adressen seiner Lieben notiert, denen er Postkarten schicken will. Dazu schrieb er die von den Personen ein, die er unterwegs kennen lernte, darunter auch ein Fräulein Barbara aus Triest.
35 Kilometer langer Tagesmarsch nach Pisa
Seine Notizen beginnen am 27. November in Mailand. Von da an ist er jeden Tag stundenlang unterwegs, damit er das Pensum von 30 bis 50 Kilometer schafft. Manchmal läuft er 15 Stunden am Stück. Bei den damaligen Straßen- und Wegeverhältnissen ist eine solche Strecke eine sicherlich anstrengende und mitunter auch schmerzhafte Leistung. In Genua ist er am 1. Dezember. Er schwärmt von einer Passhöhe, von der aus er einen wunderschönen Blick auf das blaue Meer hat. Am 6. Dezember kommt er nach 35 Kilometern Tagesmarsch in Pisa an. Seine dürftige Eintragung ins Notizbuch lautet: „Schönes Wetter, Gegend gebirgig sehr schön, alles Olivenwälder und Wein.“
In Rom Rosenkränze für die „armen Seelen“ gebetet
Zwei Tage lang hält er sich in Florenz auf, besichtigte den Dom. Nachts schläft er in Hütten, Pfarrheimen oder auch mal im Freien, in Fabriken und in für Wandergesellen eingerichtete Unterkünfte der Kirche oder der Zunft. In Loretto bewundert er den „wieder sehr schönen Sonnenaufgang“, die gebirgige Straße gefällt ihm aber gar nicht, auf der er anderntags weitermarschiert. Assisi und Spoleto liegen auf dem Weg nach Rom, das er rechtzeitig einen Tag vor Weihnachten erreicht. Er notiert: „Um 3.50 Uhr das Thor durchschritten“ und „Wetter schön, Straßen ziemlich bis sehr schlecht.“ Dann beschreibt er, welche Madonnen in welchen Kirchen und Klöstern er gesehen hat. Im Vatikan kauft er mehrere Ablässe: zwei Stück „Ablass von 100 Tagen“, einen „Ablass von 50 Tagen“ für die „armen Seelen“ und kommt dem nach, was damit verbunden ist: „Rosenkränze beten für die Abgestorbenen“, wie er schreibt.
Insgesamt widmet er Roms Kirchen und Klöstern elf eng beschriebene Seiten seines Notizbüchleins, schreibt auf, was er über die Bauten, Brücken und Brunnen erfährt. Am 27. Dezember schnürt er sein Bündel und marschiert gen Süden. Am ersten Tag sind es wieder 50 Kilometer. Natürlich gab es damals in Italien und den anderen Ländern, die er durchschritt, nicht so viele Brücken. Daher muss er oft Flüsse durchwaten. Danach trägt er in sein Notizbuch ein, wie breit und tief die jeweiligen Flüsse und Bäche waren.
Von Athen nach Alexandria
Am 28. Januar erreicht er Brindisi, beschreibt die „schöne Ebene“ mit „Weizen, Roggen, Öl und Wein“ und fährt anderntags mit dem Schiff („9.820 Tonnen, 3.147 Pferdekraft“) über Korfu und Patras nach Athen in Griechenland. Unterwegs sieht er in den Häfen Festungen und Kriegsschiffe und betrachtet das Treiben der griechischen und türkischen Händler. Am 30. Januar durchfährt sein Schiff die Landenge von Korinth. In Athen bewundert er die Lehmhäuser und das quirlige Leben in den Straßen. „Athen sehr schöne Stadt und alles sehr modern, aber meist 1-2 Stock Häuser, viele alte Bauten u.s.w. und sehr schöne Kirchen.“ Der Holsterhausener steigt zur Akropolis hinauf und zeichnet in sein Notizbüchlein den Grundriss des Felsens mit den Tempelbauten. Er beschreibt, dass man Trinkwasser kaufen muss und Ziegenmilch an den Straßen billig angeboten wird. Am 8. Februar („Tag schön“) besteigt er ein weiteres Schiff und fährt quer durch das Mittelmehr nach Alexandria in Ägypten. Die Passage kostet zehn 10 Mark. Er beschreibt, wie das Schiff bei bestem Wetter „durch die Inseln“ (der Ägäis) fährt. „Um 1 Uhr die letzte Insel nicht mehr sichtbar und jetzt nur Himmel und Wasser.“ Im Hafen von Alexandria betritt der Schreiner sandigen, ägyptischen Boden. Hier setzt er sich erst einmal mit der neuen Währung auseinander, bevor er die Hafenstadt besichtigt. Er beschreibt die Musiker, die für einen bis drei Dinar, d. s. 10 Pfennige, auf der Straße Musik machen. Er skizziert die Ägypter: „Männer lange Hemden, weiß und farbig, roten Fetz. Frauen ärmlich ohne Fetz verschleiert“. Er bewundert die Gärten an den Ausfallstraßen der Stadt und fährt am 12. Februar weiter in das 208 Kilometer entfernte Kairo und schreibt auf, dass er unterwegs 22 Priester gesehen hat.
Mit seinen Schritten in Gizeh die Pyramide vermessen
Morgens um sechs Uhr des andern Tags erreicht Anton Duve Kairo. Sechs Stunden benötigt er, um zu den Pyramiden in Gizeh zu laufen. Dort misst er die Breite des größten Bauwerks mit seinen Schritten und zeichnet sie in sein Büchlein ein („340 Schritt unten breit die größte“). Kairo gefällt ihm. „Große schöne Stadt mit vielen alten Bauten..“ Ihn faszinieren die vielen Moscheen mit ihren „Kuppeln und spitzen Türmen“. Er gibt Straßenzustandsberichte und besucht die drei Museen mit vielen Mumien. „Sehr interessant“, schreibt er, „ist der Aufenthalt in der Wüste, die alten Gräber der Kalifen, große kirchenartige Bauten, mit Kuppeln und spitzen Thürmen.“
Quarantäne – das Schiff mit einer Karbolmischung abgespritzt
23 Piaster zahlt Duve für die Fahrt durch den Suezkanal bis Port Said. In sein Notizbuch zeichnet er den Kanal ein in seiner ganzen Länge. Er schreibt auf, was er vom Schiff aus sieht: ärmliche Dörfer, Häuser aus ungebrannten Ziegeln, auf den Dächern Mist, Frauen mit vielen Kindern und Fliegen. In Port Said bewundert er die Dattelpalmen und besteigt am 20. Februar den französischen Dampfer „Senegal“, um nach Beirut zu fahren, wo ihn stürmischer Regen und eine Quarantäne erwarten. Das ganze Deck der Passagiere wurde „mit Dampf ausgebrannt und dann das ganze Schiff mit Karbolmischung eingespritzt und nachher jeder einzelne Passagier. Den ganzen Tag und die Nacht stürmischer Regen.“
Zu Fuß von Beirut nach Jerusalem
Die Quarantäne kostet Anton Duve fünf Piaster, darüber er eine Bescheinigung („Administration Sanitaire“) erhält. Danach begutachtet ein Arzt die Passagiere, während das Schiff in den Hafen von Beirut einfahren darf. Über die Stadt schreibt er: „Beirut ist eine alte dreckige Stadt ohne Straßennamen voller verzweigter Gassen ohne Pflaster meistens.“
Am 24. Februar macht er sich zu Fuß auf „schlechten, steinigen Straßen“ nach Süden auf, nach Sidon, mit dem Ziel Jerusalem. Den Weg säumen Maulbeerpflanzungen und einige Seidenfabriken, er sieht vor den Bergen kleine Dörfer mit Orangengärten. In Sidon übernachtet er in einem Kamelstall (vermutlich gemeint Karawanserei). Es regnet und die Wege bezeichnet er als schlammig. Duve geht täglich bis zu zehn Stunden immer an der Küste entlang, begegnet dort Schafen, Kamelen und Eseln, und muss 10 bis 15 Flüsse durchqueren. Bei einigen steht ihm das Wasser bis zum Bauch.
Entlang am sumpfigen See Genezareth
Das palästinensische Haifa im heutigen Israel erreicht er am 27. Februar, hält sich drei Stunden im Karmel-Gebirge auf und geht von dort 7 ½ Stunden lang auf sumpfigen Fahrstraßen zum See Genezareth. Über Tabor und Kanaan gelangt er nach Nazareth und erreicht am 6. März Ramala in der heutigen Westbank. Zu der Zeit, in der Anton Duve in Palästina war, gab es die Länder wie Libanon, Syrien, Irak, Jordanien, Israel, Saudi-Arabien u. a. noch nicht. Das gesamte Palästina und die arabische Halbinsel gehörten als Provinzen zum Osmanischen Reich.
Anton Duve schläft im Deutschen Hospiz Jerusalem
Am 7. März taucht gegen 10 Uhr morgens das ersehnte Jerusalem vor ihm am Horizont auf. Dort wohnt er im Deutschen Hospiz an der Dormitio-Kirche der Franziskaner („ein schöner neuer Bau auf altem Fundament“). Am andern Tag beichtet er beim Franziskanerpater Barnabas, der ihm darüber ein „Testimonium Confessionis Sacramentalis“ ausstellt. Anton Duve besucht den Ölberg und schreibt, dass die Kirche Maria Heimgang noch im Bau sei. Am 19. März verlässt er die Pilgerstadt und fährt für 25 Piaster ins nördlich gelegene Jaffo.
Jetzt werden die Eintragungen Anton Duves in sein Reise-Notizbüchlein sparsamer. In Jaffo löst er auf einem russischen Dampfer die Passage nach Konstantinopel. Zum Schiff, das vor Jaffo auf Reede liegt, bringen ihn und vier andere Passagiere ein kleines Boot mit zehn Ruderern. Duve beschreibt die Gefährlichkeit dieser Ruderfahrt, da das Boot klein war und der Wellengang hoch und es überall Klippen im Wasser gab, zwischen denen die Ruderer das Boot durchschleusen mussten. Bei stürmischer See fährt der Dampfer um fünf Uhr abends ab.
In Konstantinopel furchtbar viele Hunde auf den Straßen
Erst in Beirut bessert sich das Wetter. Das Schiff verlässt am 24. März den Libanon. Duves letzter Blick geht zurück zu den Bergen des Libanon, die „tief im Schnee liegen“. Die Überfahrt ist oft stürmisch, der Himmel hell, dann wieder verhangen. Nach mehreren Stationen in Häfen und Besichtigungen der Städte an der türkischen Ägäisküste fährt das Schiff am 30. März morgens um 6 Uhr in den Hafen von „Stambul“ ein. Bis elf Uhr verbringt Duve auf der Polizei- und Zollstation, wo ihm wohl Probleme gemacht werden. Aber er schreibt nicht, warum. Er soll 25 Piaster Strafe zahlen, was er dann doch nicht braucht, weil sich der deutsche Konsul um ihn kümmert. Der Holsterhausener besichtigt ausgiebig die ehemals oströmisch-christliche Stadt Konstantins und stellt fest, „dass es furchtbar viele Hunde auf den Straßen“ gibt. Er beschreibt die beiden Holzbrücken über den Bosporus (gemeint ist wohl das Goldene Horn) und bewundert die „Sofia Moschee mit dem schönen Mosaik, jetzt mit türkischen Zeichen“ versehen.
Von Budapest nach Wien
Über Adrianopel reist Duve mit dem Zug weiter nach Budapest, das er am 3. April abends erreichte, Von dort geht es drei Tage später mit dem Schiff nach Wien. Noch einmal begeistert er sich beim Abschied von der ungarischen Donaumetropole am Anblick des Parlaments und des Doms. Einen Tag später erreichte er abends die k. u. k. Hauptstadt. In Stichworten schreibt er auf, was er gesehen hat: Schönbrunn, Prater, Ringstraße, Rathaus und Kirchen. Salzburg ist sein nächstes Ziel, dann München. Und noch am 10. April 1903 kommt er wieder in Luzern an, von wo er ein halbes Jahr vorher aufgebrochen war.
Duve als angeseilter Bergsteiger mit Pickel und Edelweiß
Anton Duve zog es vorerst nicht nach Holsterhausen zurück. Von Luzern ging er nach Freiburg im Breisgau, wo er in der Möbelfabrik Gerteis einen Monat lang arbeitete. Bis 1905 war er in der Bau- und Möbelschreinerei Bernhard Höltken in Duisburg beschäftigt, in der er von 1898 bis 1901 bereits in Lohn und Brot gestanden war. Wo Anton Duve von 1905 bis 1907 war, geht aus seinen Unterlagen nicht hervor. Zu Hause war er jedenfalls nicht. Doch eine Fülle von Postkarten, die seine Eltern in Holsterhausen erreicht haben, belegen, dass er wieder auf Reisen war: Brüssel, Antwerpen, Köln, Berlin und immer wieder Luzern. 1905 war er in Bad Ems, in Grindelwald, ein Jahr später in Mailand, München, am Rheinfall und in Luzern. Eine Postkarte aus Luzern zeigt ihn 1905 mit zwei Kollegen als angeseilten Bergsteiger mit Pickel und Hut in den Alpen. Und auf der Rückseite schrieb er im November, dass er gesund sei, mit 4 Mark einen guten Verdienst habe, das Wetter schlecht und vor zwei Wochen noch gut gewesen sei, sein Kollege aus Erle werde wohl in wenigen Wochen nach Italien gehen, ein anderer sei schon fünf Wochen fort und gegenwärtig in Rom. Und dann schreibt er, dass man ihn auf der Postkarte beim Edelweißpflücken sehe. „Braucht euch aber keine Sorge zu machen, denn es ist ja überstanden und wir machen ja jetzt keine Bergtouren mehr. Herzliche Grüße an alle, Anton.“
Mutter und Sohn lagen sich nach sieben Jahren in den Armen
Doch dann zog es ihn heim. Als er am 10. Mai 1907 mit seinem Wandergesellenbündel auf dem Rücken und einem wilden Bart im Gesicht vor seinem Elternhaus in Holsterhausen stand, an die Tür klopfte und seine Mutter öffnete, erkannte sie ihn nicht. Sie fragte den vermeintlichen Fremdling, was er denn wolle. Erst als er sich zu erkennen gab, lagen sich Mutter und Sohn nach sieben langen Jahren der Abwesenheit in den Armen. Der Weitgereiste blieb in Holsterhausen. Von 1929 bis 1933 gehörte er als Zentrumsmann der Amtsvertretung Hervest-Dorsten an, war Gründungsmitglied der Freiwilligen Feuerwehr Holsterhausen und als Schreinermeister auch Mitglied der Kolpingfamilie. Als zeitweiliger Kirchenschweizer ist er, der seine Schreinerei hinter der damaligen Duve-Wirtschaft hatte, den Holsterhausenern auch heute noch bekannt. – Anton Duve starb unverheiratet am 31. August 1955 in Holsterhausen.
________________________________________________________________
An Onkel Anton kann ich mich noch gut erinnern. Ich war oft in seiner Werkstatt mit der großen Hobelbank, den vielen verschiedenen Holzsorten und dem auf einem kleinen Ofen ständig köchelnden Topf mit Knochenleim, der fürchterlich stank. Er wohnte bei uns im Haus und hatte in der Gaststätte meiner Eltern einen eigenen Stuhl, auf dem nur er sitzen durfte und der direkt neben dem Ofen stand. Auf diesem Stuhl hat er am 31. August 1955 einen Herzinfarkt bekommen.
Sehr schöner und interessanter Bericht, der jedes abenteuerliche Herz animiert, wenn auch heutzutage sehr viel weniger anstrengend, so doch, es ihm gleichzutun!
Danke, lieber Herr Stegemann