Eine Schilderung von Wolf Stegemann
Augenscheinlich eine lockere und gelöste Stimmung auf der Bühne, in den Stuhlreihen davor mehr eine abwartende gedämpfte Stimmung. Oben saßen Bürgermeister Lambert Lütkenhorst mit den Herren seiner Verwaltung und dem Mercaden-Entwickler Herbert Krämer. „Wenn es so weiter geht, wie es angefangen hat“, so Bürgermeister Lütkenhorst sichtlich aufatmend, „dann liegt bald alles flach.“ Er meinte damit den Abriss des alten Lippetor-Einkaufscenters und der drei daneben stehenden Häuser. Um darüber und über die anstehenden verkehrlichen Veränderungen (bzw. das Verkehrschaos) während der Bauzeit des monumentalen Mercaden-Bauwerks zu informieren, folgten am Mittwoch (9. 10.) rund 100 Zuhörer und Zuhörerinnen der Einladung der Stadtverwaltung in die Aula des Petrinum.
Gab es denn lange kontroverse Diskussionen im Rathaus?
Wer hinten saß und nach vorne über die Köpfe der Zuschauerreihen blickte, konnte fast nur ergraute und weiße Haare sehen. Junge Leute waren nur vereinzelt zu erblicken. Vielleicht war es das, was den Beigeordneten Lohse zu der späteren Bemerkung veranlasst haben mochte, dass bei der Gestaltung direkt am Kanal Abschüssiges vermieden werden wird, damit sich Passanten beim Gehen sicher fühlen können. Doch bevor solche Details von den Besuchern erfragt und von der Verwaltung beantwortet wurden, gab Lütkenhorst seiner bereits erwähnten Freude über das bisherige Gelingen Ausdruck: „Ich bin froh, dass es los geht.“ Und setzte dazu: „Nach langer kontroverser Diskussion im Rathaus!“ Dieser Nachsatz ließ aufhorchen und machte stutzig, denn bislang ist von „langen kontroversen“ Diskussionen im Rat nichts an die Öffentlichkeit gedrungen. Die Beschlüsse wurden in den Ausschüssen und im Rat ohne Gegenstimmen gefasst.
Das gigantische „Mercaden“ wird als „klein aber fein“ bezeichnet
Sodann gab er dem Mercaden-Entwickler Herbert Krämer das Wort, der, so Lütkenhorst, „uns das alles eingebrockt“ hat. So lobte der Bürgermeister, dessen flapsige Bemerkungen zu unflapsigen Themen bekannt sind, seinen Mercaden-Entwickler für das am Lippetor „Eingebrockte“.
Der Bürgermeister will das Mercaden-Einkaufszentrum in seiner vollen Größe und mit seiner offensichtlichen Innenstadtunverträglichkeit und beruft sich dabei auf Gutachten, die das Gegenteil behaupten. Doch so genau muss man es an einem solchen Informationsabend nicht nehmen, wenn es darum geht, die Zuhörer zu befrieden. Die Größe des Projekts, meinte der Bürgermeister, habe den vielen Gutachten nach eine „abgewogenen Größe“. Deshalb habe man sich dafür so entschieden. Natürlich sagte er nicht, welche Gutachten er da genau gemeint hat. Eines, das diese Größe befürwortet, hatte nämlich der Bauherr Krämer in Auftrag gegeben und bezahlt, aus dem dann die Stadt die städtebauliche Begründung des Vorhabens abschrieb bei gleichzeitiger Bestätigung der Innenstadtverträglichkeit, ohne allerdings dieQuelle zu erwähnen (wir berichteten darüber).
Auch Manfred Krämer beruhigte mit einer ebenso flapsigen wie falschen Deutung seines gigantischen Bauwerks am Lippetor und Westwall, als er wörtlich sagte, dass es ein „kleines aber feines Einkaufscenter hier in Dorsten“ geben werde. Doch an dem Mercaden-Einkaufszentrum wird nichts klein und fein sein, wie bisher feststellbar. Der Ankermieter – sollte „Kaufland“ kommen – ist sicher in diesem Wortsinn kein „feiner“, sprich exquisiter Supermarkt und klein sind die Ausmaße des Gebäudes, das nach wie vor den Blick auf den Kanal verstellt, wahrlich nicht – das wird es auch nicht durch Klein- und Feinreden. Das Bild in einer Lokalzeitung vom Donnerstag (10.10.) suggeriert einen Durchblick zum Kanal. Es stammt aus dem Projektentwurf eines Mitbewerbers von Krämer, der anders bauen wollte, nämlich mit Anbindung an den Kanal. Bei Krämers „Mercaden“, das im Herbst 2015 festlich eröffnet werden soll, wird es dies so nicht geben.
Noch keine feste Vorstellung für neu gestalteten Lippetor-Platz
Nach Abriss der umliegenden Häuser soll das eigentliche Lippetor-Gebäude bis Ende des Jahres niedergelegt sein. Unabhängig von dem, was Krämer baut, ist die Stadt Dorsten verantwortlich für die Gestaltung der Umgebung. Beigeordneter Lohse gab dazu Informationen. Einmal über den Abriss und das Verfüllen der Unterführung und die Bemühungen, ein Verkehrschaos in den nächsten zwei Jahren Bauzeit möglicht klein zu halten. Das Land hat einen Millionenzuschuss für die städtischen Rück- und Umbaumaßnahmen bewilligt. Lediglich zehn Prozent Eigenanteil muss die Stadt beisteuern.
Das gleiche Theater mit anderen Beteiligten
Wer vor rund 35 Jahren dabei war, als Stadtverwaltung und Rat das jetzt alte Lippetor-Center bewilligten und die Baupläne genehmigten, hatte in der Versammlung an diesem Mittwoch ein déja vu-Erlebnis. Denn Bürgermeister, Beigeordnete, Fraktionsvorsitzende und Planer belegten ihre hohen Lobpreisungen für die baulichen Aspekte der Unterführung damals auch mit Gutachten. Heute sind es andere Personen, doch dasselbe Schauspiel. Beigeordneter Lohse stellte das, was seine vormaligen Kollegen anfangs der 80er-Jahre für gelungen hielten, als „städtebaulichen Missstand“ und Unfug heraus, die man heute beseitigen müsse. Gemeint war vor allem die Unterführung, die in den 80ern noch mit Leben gefüllt war. Natürlich wurden damals Fehler gemacht, wie beispielsweise die leichte Erhebung von der Lippestraße in das Lippetor-Einkaufscenter. Aber dass man dabei „einen Berg erklimmen“ musste, wie Bürgermeister Lütkenhorst übertrieb, kann man so nicht behaupten.
Wie die durch das Auffüllen der Unterführung gewonnene Fläche nach einer Bauzeit von „zehn Wochen“ genutzt werden kann, darüber ist in der Verwaltung noch keine Entscheidung gefallen. Zehn Wochen Bauzeit sind wirklich sehr optimistisch geschätzt und werden nach aller Erfahrung nicht eingehalten werden können. Erinnert sei nur an den aktuellen Umbau der Halterner Straße, der nun schon viele Monate dauert und den Verkehrsfluss behindert.
Anhaltendes Verkehrschaos rund um die Innenstadt erwartet
Lohse zeigte über den Bildschirm Möglichkeiten, wie der neu gewonnene Lippetorplatz und angrenzende Teile der Lippestraße genutzt werden können: als Straßenrestaurant oder -café. Mit Sonnenschein und bunten Sonnenschirmen. Sehr einladend. Nur einen Durchblick zum Kanal haben die dort sitzenden Gäste nicht, vielmehr rauscht der Verkehr auf dem Westwall (Bundesstraße und Schwerlastverkehr zur Firma Kleinken) an ihnen vorbei. Dazu der städtische Baustellenkoordinator Stenkamp: „Alles ist noch in der Schwebe!“ Doch wird es während der Bauzeit eine „Durchwindung“ von der Altstadt zum Kanal geben. Den Schülern des Petrinum und den Senioren des Altenheims Maria Lindenhof wird durch eine gute Beschilderung der Weg in die Altstadt und zurück gewiesen, ohne große Umwege machen zu müssen.
Fragen der Zuschauer bezogen sich vor allem auf die Verkehrssituation während der Bauphase, in der der Westwall wochenlang gesperrt sein wird, ansonsten aber zweispurig ohne Ampelanlage aufrecht erhalten bleibt. Umgeleitet wird über die Gahlener Straße, die Hafen- und Klosterstraße. Täglich wird die Firma Kleinken am Westwall von etwa zehn Schwertransportfahrzeugen angefahren, dazu kommen die Baufahrzeuge zur Baustelle am Lippetor. Ob diese durch die engen Umleitungsstraßen ein tägliches Verkehrschaos verursachen werden? Um dies zu verhindern sollen Gespräche des Unternehmens mit der Stadt geführt werden.
Wie auch immer das alles bewerkstelligt werden wird, sicher ist, dass es am Lippetor in den nächsten Abriss-Wochen bis zum Jahresende Lärm, Staub, Behinderungen und Verkehrsprobleme geben wird.
Interessant, was die Dorstener Presse da auf einmal loslässt, so wurde doch alles über den terminlichen Ablauf und die Organisation des Lippetor-Abrisses und Mercaden-Neubaus in der örtlichen Presse haarklein erklärt. Dass aber der Bauschutt in Hervest an der Halterner Straße erstmal abgelagert wird und dies mit enormem Staub und Dreck für die Anwohner verbunden sein wird, wurde nicht erklärt. Nun gibt es einen Bericht über die Klagen der Anwohner in Hervest. Fühlt sich die Dorstener Zeitung ermutigt, weil auch der Ex Bürgermeister mit Kritik zu Wort kommt? (Er kritisiert den Dreck auf der Straße). Fängt Herr Lütkenhorst nun an, über derartige Vorgänge zu stänkern? Wer gibt ihm hier eine Stimme? Hat er selber bei der Dorstener Zeitung angerufen? Die Stadt hat das Gelände zur Verfügung gestellt. Ich denke, zu seiner Amtszeit hätte er beschwichtigt und Kritik abgewiesen. Dieser Bürgermeister verstand Bürgerbeteiligung darin, den Bürger nur über vollendete Tatsachen zu informieren, anstatt ihn in Planungen einzubeziehen, wie in anderen Städten üblich, weil er vom Bürger und den “Auswüchsen des Wutbürgertums ” gefrustet war.
Die Stadt macht es einem nicht leicht, in ihr zu leben. Der Stadtspitze und ihren Zuarbeitern fehlt der Sinn für das gute Leben. Darum mögen auch nur wenige Bewohner ihre Stadt; es fehlt das Gefühl der Sympathie – der gegenseitigen. Den Entscheidern fehlt das Qualitätsbewusstsein, das zum Funktionieren einer Stadt unabdingbar ist. Nicht nur im Fall Mercaden: es wird beschlossen, ohne vorherige Auseinandersetzung mit der Aufgabe, dem Projekt. Der Bürger steht nicht im Fokus, sondern der Profit. Es sollte aber so sein, dass alle Entscheidungen immer am Gefühl der Menschen, am Menschen selbst orientiert sind. Was hat der Bewohner dieser Stadt davon, wenn er sich immer fremdbestimmter, unbehauster fühlt in seiner Stadt, die schon lange nicht mehr seine ist.
Das gehört mit zur Propagandamaschinerie, einfach von Tatsachen zu sprechen, da macht die DZ gerne mit. Genau mit diesem Auftreten hat Krämer unsere so gen. Volksvertreter von Anfang an eingewickelt, wie damals schon die Herren vom “Atlantis” mit ihrer heißen Luft. Dass man damit auch Banken überzeugen kann, macht mir Angst. Wäre ja nicht das erste Mal, wenn da was in den Sand gesetzt würde: Gerade in diesen Niedrigzins-Zeiten kann man ja für die Rendite etwas riskieren.
Jetzt weiß ich auch, warum so viel wertvolle Fläche verplempert wird: Es wird u. a. im Erdgeschoss geparkt. Im Lippetor zu parken, wo die schönste Aussicht war, war es schon etwas unglücklich. Aber das ist doch nun der Gipfel der Fehlplanung. Was hätte man auf den schönen Flächen mit Mündung zum Kanal alles bauen können. Beiläufig erfährt der Bürger da wieder solche Tatsachen. Vorher waren das ja alles nur “Vorläufige Skizzen”.
Herr Krämer posaunt heraus, dass 80 % der Fläche vermietet seien und das Interesse derart riesig sei, dass er schon in diesem Jahr eröffnen könne. Man lasse sich durch diese Luftblasen-Sätze nicht blenden: Krämer ist bewusst, das er – Klartext: langsam die “Hosen runterlassen” muss. Nun, bisher ist da nicht viel zu sehen! Und im Mai wird angeblich mit dem Bau begonnen. Im Mai sind auch Kommunalwahlen. Mal sehen, was Herr Krämer im Juni verkünden wird… Nebenbei: Traurig ist, dass die Dorstener Zeitung die Aussage von Herrn Krämer zu 100 % übernimmt. Keine indirekte Rede, kein Hinterfragen, kein Interview mit Herrn Krämer.
Antwort auf Jan24: Ihren Kommentar finde ich gut – hier nur einige Anmerkungen:
1. Sie studieren? Schön. Möglicherweise haben Sie an einem Dorstener Gymnasium Ihr Abitur machen dürfen? Na, das ist doch auch schon mal etwas.
2. Ich kenne Dorsten aus der Nähe und aus der weiteren Ferne. Auch wenn ich Ihnen jetzt Ihre Illusionen nehme: Glauben Sie mir, Dumme finden Sie überall! Wer weiss, wohin Ihr Weg Sie führt – Überheblichkeit blendet manchmal.
3. Vorschlag an die Redaktion: Machen Sie doch bitte einen gesonderten Artikel mit Kommentarfunktion für dieses Thema auf. Das Thema “Mercaden” sollte nicht von anderen überlagert werden.
Anmerkung der Redaktion:Gute Idee. Wir stellen die Kommentare zu einem eigenen Artikel zusammen udn veröffentlichen ihn in er nächsten Woche.
Antwort auf Jupp Kowalski zu Nordlicht: Erst einmal finde ich es gut von Nordlicht, sich zu dem selbstherrlichen Vereinnahmen seitens der Stadt zu äußern.
Allgemein möchte ich aus meiner Warte – jung, Student – sagen: Alle Sorgen und Probleme sind die Sorgen der ab 40-jährigen und aufwärts. Wir, die junge Generation, der aus Dorsten und dem Umkreis stammenden, werden, sofern gut ausgebildet, Dorsten den Rücken kehren. Was sollen wir in dieser Stadt? Keine Chancen, eine adäquate Arbeit zu finden, es sei denn, man will ewig lange Anfahrtswege in Kauf nehmen. Freizeitangebot: Geisterstadt und Geisterdörfer, in denen ab 20 Uhr kaum ein Mensch zu sehen ist. Leerstände überall. Und all die kleinen schnuckeligen Einfamilienhäuschen, auch sie werden in spätestens 30 Jahren unbewohnt sein. Dorsten sollte also nicht weiter zubauen, sondern die Restnatur als Chance sehen. Aber all das hat unsere Generation nicht zu interessieren. – Unter uns gilt der Spruch: Nur die Dummen bleiben in Dorsten.
80 % der Mercaden sind vermietet. So Herr Krämer gegenüber den Kaufleuten der Innenstadt.
Krämer, dieser Teufelskerl, schafft es, 80 % der Flächen zu vermieten, ohne dass auch nur ein Stein auf dem anderen steht. Während das Palais Vest notgedrungen 5000 qm an Kaufland vermieten musste, um die Shopping Mall zu füllen, schafft Herr Krämer bis zur Grundsteinlegung bestimmt noch die 90 % Marke. Aber das ist ja nur folgerichtig, nachdem schon seit 3 Jahren 60 % vermietet sind. Herr Krämer hat trotz 60 % Vermietung noch nicht angefangen zu bauen, damit er einfach noch länger nach Dorsten kommen kann.
Vielleicht war aber am Dienstag Abend nur mal wieder der Märchenonkel in der Stadt. Während andere Shopping Malls froh sind über 60% Vermietung beim Baustart, erreichen die Mercaden wahnsinnige 80 % und mehr. – Wer soll das nach der langen Hängepartie und den vielen Geschichten des Herrn Krämer noch glauben?
Lieber Herr Wischerhoff, die hiesige Lokalredaktion wird erst mit dem kritischen Hinterfragen beginnen, wenn feststeht, dass das Mercaden-Center NICHT gebaut wird. Erst dann können die Leiter sicher sein, dass ihnen keine Mercaden-Kunden als Anzeigenkunden ausfallen – es gibt dann nämlich auch keine! Und noch eines: Warten wir mal die Kommunalwahl ab. Der neue Bürgermeister darf sich dann schon mal darauf einstellen, gemeinsam mit Herrn Krämer mit tieftrauriger Miene den Bürgern die Nachricht zu vermitteln, dass das Center wegen abgesprungenem Ankermieter und fehlender Finanzierung doch nicht gebaut wird. Und jetzt raten wir mal, wer dann den schwarzen Peter bekommt?!?!?! LL als politischer Sündenbock – aber auch diejenigen die sowieso immer gegen das Center waren und damit für das schlechte Investitionsklima in Dorsten verantwortlich sind!
Dorsten bewegt sich…nicht. Unter der aktuellen Politik ist Dorsten massiv abgefallen. Anstatt langfristige Masterpläne für die Zukunft aufzstellen, mauschelt man sich im Rathaus lieber einen zurecht. Die fehlenden kontroversen Auseinandersetzungen der Parteien führten zu einem Stillstand, der Dorsten stark abfallen lässt. Da muss man sich nicht wundern, dass wir bald die schönen Mercaden bekommen. Aber wer weiß schon, was wir von Herrn Krämer erhalten.
Die Stadt hat voll auf Hoffnung und Vertrauen gesetzt, die besten Fundamente für Verträge.
Wie man in Dorsten transparent lesen konnte, soll Kaufland als Ankermieter abgesprungen sein. Das könnte stimmen, denn Kaufland wird laut der Presse in das neue Palais Vest in Recklinghausen mit 5000 qm gehen. Und nun? Herr Krämer verkündet ja auf seiner eigenen Seite, dass über 60 % vermietet seien,…was er übrigens seit 3 Jahren erzählt. Wen will er denn jetzt als neuen Mieter für seine 4000 qm bringen?
Wird jetzt überhaupt gebaut, wenn vielleicht nur 15 % vermietet sind? Oder fischt er jetzt nicht mehr im großen Teich nach Mietern, sondern versucht Einzelhändler aus Dorsten in seine Mercaden zu holen? Das Projekt entwickelt sich von einer schweren Geburt immer mehr zu einer Totgeburt. Es bleibt zu hoffen, dass durch die Mercaden nicht ein irreperabler Schaden an der Innenstadt ensteht. Zeit, dass auch mal die Lokalpresse kritische Fragen stellt.
Antwort auf “Nordlicht”: Wenn Sie schon meinen, für alle Bürger im Norden unserer Stadt sprechen zu müssen – warum nennen Sie dann nicht Ross und Reiter? Mit Ihrem Klarnamen können Sie ja schon anfangen. Und zum “wir” gehören schon mal mindestens zwei.
In Dorsten wird alles totgeredet. Die Unterführung wird in einem Gutachten
als “funktionsloser Angstraum” beschrieben; Kunststück, wenn sich dahinter nichts Sehenswertes bzw. nur ein geschlossenes Einkaufscenter befindet. Als das Center noch funktionierte, wurde dieser Durchgang stark frequentiert.
Krämer bezeichnete ihn als unzeitgemäß. Was ist denn seiner Meinung nach zeitgemäß? Warten an Fußgängerampeln mit ewig langer Rotphase? In Großstätten gibt es unzählige von unterirdischen Ebenen und Zwischenebenen die z. B. U-Bahnen, Zentren und Nebenarme verbinden; die werden ja auch nicht alle gleich zugeschüttet sondern renoviert. Wurde hier ein Bürger gefragt? Ich denke, der Übergang vom Center zur Innenstadt wird nicht besonders attraktiv gestaltet – warum auch? Will man doch möglichst die Kaufkraft im Center halten.
Unser Bürgermeister mit seinem “Geheimrat” nickt das alles ab und der Bürger wird auf den lästigen Bürgerinformationsabenden ständig mit neuen vollendeten Tatsachen konfrontiert und mit seinen Fragen, Einwänden und Ideen von ihm dann kurz abgeseift. Bei Fragen zu Details heißt es jedesmal, dass es sich ja erstmal nur um vorläufige Skizzen handele. Der Rest wird mit dem Investor ausgekungelt. Das Endergebnis sieht der Bürger wahrscheinlich erst, wenn es zu spät ist und alles steht.
Ich habe in anderen Städten revitalisierte Center der Klasse des (alten) Lippetors gesehen, die hervorragend funktionieren. Herrn Krämer war damals klar, dass eine Renovierung möglich sei. Sie wurde mit ca. 10 Millionen Euro beziffert. Aber aus technischen Gründen als angeblich schwer praktikabel gesehen.
Als vollmundiger Investor oder Projektentwickler stehen einem im Dorstener Rathaus jedenfalls alle Türen offen. Andere Investoren – wie damals ipe oder Schulte mit realistischem Entwurf werden dafür gerne zur Seite geschoben. In der Kommunalpolitik muss ein Generationswechsel und vor allem ein Parteiwechsel an der Spitze her! Anders kommen wir nicht weg von diesem: “Lass das mal den Papa machen!”
Zu dem Kommentar von balschuweit elsa:
Wir Nordlichter sind seit der unglückseligen kommunalen Neuordnung sehr unglücklich darüber, dass wir der uns immer schon unsympathischen Stadt Dorsten zwangszugeführt wurden. Die Gemeinde Erle, die früher auch von Dorsten verwaltet wurde, und jetzt zu Raesfeld gehört, wird von uns glühend beneidet. Der Kreis Borken ist ländlich und von der Mentalität her gehören wir auch dazu. Wir sind Münsterländer; Dorsten ist sich ja nie klar darüber, wozu es gehört. Wenn der WDR den Herrn Bürgermeister fragen will, wozu Dorsten sich zählt, werden die Rolläden heruntergezogen und die sonst so stets präsenten laut tönenden Pressesprecherin und Bürgermeister lassen nichts von sich hören. Eine grauenhafte Verwaltung, der wir so gern den Rücken kehren würden – und das lieber heute als morgen.
Barcu sagt: Im Jahr 1962 hatten meine Familie und ich Grundbesitz im Raum Dorsten erworben. Wir waren von dem schnuckeligen Milieu im Kern der Kleinstadt sehr angetan und wurden 1968 Neubürger. Das Heimatmuseum am Markt und die vielen inhabergeführten Geschäfte mit indiv. Mode für die ganze Familie und Haushaltswaren/Gardinen, Malerbedarf/Tapeten ect. – Wir suchten auch nach Kultur-/Musik- und anderen Kontakten. Schnell stießen wir auf den Kunstkreis Zimolong und Schwester Paula (Tisa) und Antonio Filippin und den (damals noch) Bankbeamten der Kreissparkasse Recklinghausen am Markt, Herrn Schmiech. Das Lippetoreinkaufs-Zentrum kam, nach der Neuerrichtung des Gymnasium Petrinum, als Lichtblick hinzu und vervollständigte das kleinstädtische Flair mit seinem architektonisch gelungenen Baukörper aus massivem Klinker und Sichtbeton mit Giebeln und Balkonen, sowie im Souterrain gab es eine exzellenten Supermarkt mit dem Angebot der kurzen Wege für die eilige Hausfrau – Parkhauses und Lastenaufzugs. Das Mensing-Herrenmodehaus gegenüber komplettierte das gelungene Ensemble an den Brücken. Jeden Sonntag, nach dem Kirchgang, machte ich meinen Spaziergang. Es war mir eine Freude, u.a. die Auslagen in den Schaufenstern zu betrachten. Jetzt, Sonntag für Sonntag, muss ich den gigantischen Abriss beobachten und mache Fotos. Mir schneidet es ins Herz: Herbert Krämer hat das EKZ-Lippetor für einen symbolischen Euro-Betrag als Ruine erworben.
Trotzdem musste es nicht dem Abriss preisgegeben werden. Kein (persönl. haftender) Haushälter würde sein erst 24-jähriges Bauwerk so behandeln lassen. Warum konnten unsere gewählten Gemeindevertreter mit einer Satzung den Bebauungsplan nicht so festlegen, dass untersucht wird: der Baukörper wird weitgehend erhalten, Entkernung innerhalb der Neuplanung und Erweiterung zum ehem. Kinderheim hin, schon aus Gründen der gebotenen Nachhaltigkeit und wenig vorhandener historischer Bausubstanz.
Man braucht nicht Volkswirtschaft studiert zu haben, um festzustellen, dass hier mit immens hohen Kosten Bauschutt produziert wird … Man sieht wie intakte massive Bausubstanz zertrümmert wird, nur so … Die Umweltbelastung und Vergeudung von Ressourcen, was macht’s … Es ist eine Schande!!! Bei der Bürgerversammlung am 17.04.2013 im großen Sitzungssaal sagte der … Bürgermeister L. L.: vom Land NRW sind drei Mio. Euro aus Städtebaustrukturmitteln zugesagt, und wörtlich: “Damit können wir die Grube zuschütten und die Verkehrsführung zum Westwall hin neu regeln.” Jetzt bekommt Dorsten demnächst so etwas wie den “Marler Stern” nur größer, hallenartig.
Nach der Verlautbarung wird die Hessische Landesbank HeLaBa die Finanzierung übernehmen – mit welchen Mitteln? Mit den eingesammelten Spar-Beträgen der Kleinanleger, in einen Fond gepackt – Und am Ende erwirtschaftet der Fond keine der in Aussicht gestellten Gewinne. Dann hat der Kleinanleger eben Pech gehabt…
Die öffentliche Hand nimmt Kredite auf: im Bund, im Land NRW und in der Stadt Dorsten. Die Pro-Kopfverschuldung steigt und steigt. Wie geht die “sich selbst kontrollierende Kommunalverwaltung” und ihre Experten mit dem Wohl ihrer Bürger um? Der Bürgermeister L. L. wird als Schuldenmeister-Bürgermeister, mit der selbstverliebten Fraktionsspitze der beiden großen Volksparteien in die Geschichtsbücher eingehen. – Dass es auch mit Maßhalten und Augenmaß geht, zeigt ein Blick nach Norden u. a. nach Borken.
Zu “kontroverser Diskussion” im Rathaus kann ich mir nur vorstellen, dass es diese mit Herrn Krämer gab, da mir ein Mitglied unserer Stadtoberhäupter und vielleicht auch Bürgermeister-Kandidat dazu etwas sagte: nämlich, dass man dem städtebaulichen Vertrag quasi zustimmen musste, da die Grundstücke nun mal nicht der Stadt, sondern dem “Investor” gehörten, der sonst hätte bauen können, was er wollte, auch einen Wellblechklotz für einen Großdiscounter, was keiner möchte. Dies sei ein besonderer baurechtlicher Umstand für einige Dorstener Grundstücke. Das Problem wäre eben, dass man nur einen Investor hat, der dann in den Verhandlungen sagt “bis hierhin und nicht weiter”… Das Kinderheim-Grundstück gehörte jedenfalls noch der Stadt. Dieses hatte man dann aber wahrscheinlich vor der “Drohkulisse” auch verscherbelt.
Soweit ist man also gekommen mit dem Trauminvestor, für den man alle anderen (Schulte und Sohn, IPE) zur Seite geschoben und verprellt hat: man ergab sich einer Drohung. Man hört ja auch öfter und selbst in städtebaulichen Begründungen, dass man froh sei, dass überhaupt etwas passiert. Man ist schon lange weg von dem Konzept eines kleinen, schicken Innenstadtcenters mit einem hochwertigeren Supermarkt z. B. EDEKA-Zur Heide (ähnlich wie in Bottrop), wie die ursprünglichen Planungen sagten.
Für mich ist das nun ein Großdiscounter mit ein bisschen Beiwerk, verpackt in einem großen langen Flachbau einer Klasse, wie andere Städte sich einen solchen nur in Nebenzentren und Vorstädten setzen, und wie man ihn z. B. als Hirsch-Center in Oberhausen-Sterkrade findet. Für mich wirkt das nicht viel hochwertiger als besagter Wellblechklotz.
Der jetzt immer wieder als Schrott-Immobilie (Dorstener Zeitung) verteufelte Lippetor-Bau ist mit seiner gestaffelten – zumindest etwas höheren – Bauweise architektonisch eine Wohltat gegen die “Mauer”, die dort jetzt entstehen soll. Komischerweise wird jetzt der Lippetor-Bau selber wieder als Teil des Übels bezeichnet, wobei die hausgemachten Probleme durch die damalige forcierte Ansiedlung eines Marktes am Recklinghäuser Tor verschwiegen werden. Auch damals (um das Jahr 2000) glaubte man schon an eine unendliche Kaufkraft, bis dann “minimal” im Lippetor und “HL” schlossen.
Ich weiß nicht, was die Befürworter von diesem Klotz auch gestalterisch an Aufwertung erwarten. Bis vor einigen Jahren war es noch die Riegelwirkung zwischen Innenstadt zum Kanal, die als Problem erklärt wurde. Das dauerte genau so lange, bis man wieder einen vollmundigen “Investor” hatte, der dies im Neubau als gut verkauft. Auch der jetzt verteufelte Tunnel stellte eine beliebte Querung des viebefahrenen Westwall dar und wurde stark frequentiert. Den Angstbereich könnte man durch neue Gestaltung und Verkleinerung beseitigen. Zum Berg den man laut Lambert Lütkenhorst erklimmen mußte: Dieser ist entstanden, da man mitgedacht hat. Denn das ermöglicht auf der Rückseite des Centers zumindest einen nahezu ebenerdigen Zugang zur Hochstadenbrücke.
Im neuen Center wird man – wie man hört – erst eine Rolltreppe besteigen müssen, um über das OG auf die Brücke zu gelangen, da das ganze Center “tiefergelegt” sein wird. Nun baut man davor einen “Lippetor Platz”, der von 2 stark befahrenen Straßen eingefasst wird, anstatt dass man 50 Meter weiter einen Platz entstehen lässt, der zum Kanal mündet. Wo hätte das Problem gelegen, das Center nach links zu verschieben und auf der rechten Seite – ähnlich wie beim toom Markt – einen Platz entstehen zu lassen, der auch für ein derartiges Center einen Mehrwert als Eventplatz darstellen würde?
Fazit: Man schert sich nicht um eine Öffnung zur Innenstadt und zum Kanal. Das Center soll wahrscheinlich autark funktionieren. Herr Krämer hat zwar beteuert, dass man dieses Center als hochwertiges Mercaden-Center (europaweite Marke) betreiben wird und nicht minderwertig verkommen lassen will. Aber was ist, wenn die Geldgeber (Banken und Mieter) vom Misserfolg getroffen werden, hochwertige Mieter ausbleiben und man Schadensbegrenzung fordert????
Dann ist der Name Mercaden schnell auszutauschen gegen “0815-Center”. Daran wird Herr Krämer dann auch nichts ausrichten können/wollen, da er entgegen seines damaligen Auftretens kein Eigenkapital investiert/riskiert hat.
Somit wäre er dann gewollt oder ungewollt aus der Nummer raus und wir können uns vielleicht auf Takko-Schuhmarkt, KIK, Kodi und Co. einstellen, welche sich auch in anderen Städten in die Nachbarschaft von Kaufland gesellen. Die Aussage von Lambert Lütkenhorst in Richtung Herrn Krämer: “der uns das alles eingebrockt hat” war wahrscheinlich vorsorglich getroffen, wenn es schief geht. Denn diese Aussage kann ich mir dann in der Zukunft aus dem gleichen Mund auch als plötzlich ernst gemeinte Worte vorstellen. In der Verklärung der Vorgänge in der Vergangenheit sind die Herren dort immer schon gut gewesen.
In fünf Jahren kümmert Herrn Krämer das Einkaufscenter nicht mehr. Es ist davon auszugehen, dass das Objekt bereits jetzt an Dritte verkauft worden ist.
Ich halte dagegen, es wird keine 3 Jahre dauern bis der Bürger für die Verschwendungssucht und den Geltungsdrangs unseres Bürgermeisters zahlen muss. Meiner Ansicht nach wird das Center schon nach der Einweihung nicht voll belegt sein und nach kürzester Zeit das Schicksal des alten Lippetor-Centers teilen. Wie immer werden die Dorstener dafür aufkommen müssen.
Ich sehe es schon kommen: …Spätestens in fünf Jahren kommt der Herr Krämer und verlangt von der Stadt eine Genehmigung zur baulichen Aufstockung, damit er mehr Fläche bekommt, denn so, wie es sei, rechne sich das Center nicht… Die Innenstadt wird ächzen, die Redaktionen der Lokalzeitungen werden jubeln (mehr Anzeigen) und die Verwaltung wird wieder zustimmen, da ja ein Gutachten vorliegt usw. usw. … Ich fürchte, dieser Bau wird “uns” noch Jahre beschäftigen!
Was mich an der gesamten offiziellen Darstellung des Vorhabens stört, ist, dass das neue Einkaufszentrum zwar baulich etwas Neues bringen wird, aber die geplante Belegung mit Mietern fast 1:1 dem anfangs Gehabten, Supermarkt, Fischgeschäft, Cafés, Restaurants … entspricht. Das Konzept ist damals Stück für Stück gescheitert, weil nicht angenommen. Und damals ist erst 35 Jahre zurück. Warum das heute anders sein soll, verstehe ich nicht ganz. Muss aber einräumen, mich bisher nur über die Berichte in den Dorstener Tageszeitungen informiert zu haben.
Sehr scharfsinniger Bericht; Hut ab! Fazit: Die Herren können nach Herzenslust “shoppen”, die Rechnung bekommt der Bürger. Da werden eben die Steuern erhöht, wenn die Mercaden floppen? Ich wette, dass das in spätestens drei Jahren der Fall sein wird. Wer hält dagegen?