13. Juni 2020. – Fragt man im Bekannten- und Freundeskreis, wer die Erbseninseln kennt, wo sie liegen und ob es sie überhaupt gibt, bekommt von den meisten Befragten wohl ein Achselzucken zurück oder bestenfalls Antworten wie diese: „Ach die, irgendwo da oben!“ Der Verfasser dieser Geschichte konnte zwei Dorstener ausmachen, welche die dänischen Erbseninseln kennen. Helmut Frenzel, der mit seiner Yacht irgendwann an den zu Dänemark gehörenden Inseln anlegte und von ihnen total begeistert war, und Doris Brockmann, die sogar ein Büchlein über die Erbseninseln geschrieben hat, aber selbst nie dort war. Sie kann das gut, denn sie ist Kurzgeschichten- und Roman-Autorin und ihr 2014 erschienenes Büchlein „Die Erbseninseln – Zehn Passagen zur wohl kleinsten Inselgruppe Europas“ ist eine Inselbegehung im Kopf. Hier treffen Informationen auf Fantasie, gerüstet mit klaren Gedanken und glaubhaften Einbildungen. So entstand an ihrem Schreibtisch in Holsterhausen eine vergnügliche literarische Inselfantasie auch mit informativen Begebenheiten. Britta Langhoff schrieb darüber in der „Literaturzeitschrift“: „Sorgfältig recherchiert, sich nicht in den Fallstricken gelegentlichen Seemannsgarns verheddernd, verleiht sie dem Inselalltag einen poetischen Zauber und nimmt uns mit auf den Weg von den Festungsmauern bis zum Ende der Welt… Dieses Buch ist eine kleine Kostbarkeit, nicht nur wegen der zauberhaften Texte, sondern auch wegen seiner kunstvollen Gestaltung…“
In dem kürzlich erschienenen Roman „Tuppek am seidenen Faden“, der eine Neubearbeitung des Jahre zuvor erschienenen E-Books, schreibt der im Krimi-Schreiben unerfahrene Romanheld Tuppek mit Verbissenheit und Verzweiflung verschiedene Geschichten, in denen so unterschiedliche Delikte vorkommen, wie Diebstahl, Stalking, Börsenbetrug, Fälschung, Mord und Totschlag. Das alles macht neugierig auf die Autorin Dr. Doris Brockmann, die zusammen mit ihrem Ehemann Matthias Klagges seit 1997 in Dorsten wohnt, wo sie erst „so richtig“ zum Schreiben kam.
Doris Brockmann erhielt etliche Preise für ihre Kurzgeschichten
Doris Brockmann wurde 1958 im ostwestfälischen Paderborn geboren, wuchs dort auf, besuchte die Realschule St. Michael, dann die Höhere Handelschule. Im Gespräch mit ihr bemerkt man eine weitere familiäre Wurzel: ihre Frohnatur und ihren Humor. Nach dem Vollabitur studierte Doris Brockmann Germanistik und Theologie fürs Lehramt. Nach der Promotion arbeitete sie als wissenschaftliche Angestellte und Lehrbeauftragte in Forschung und Lehre, vornehmlich zu feministisch-theologischen Themen. Ende 1995 zog sie mit ihrem Lebenspartner von Paderborn nach Schermbeck, befasste sich mit alternativen Heilmethoden, legte 2001 in Essen die Heilpraktikerprüfung ab und arbeitete bis 2014 in eigener Praxis in der Marthin-Luther-Straße in Holsterhausen. In diesem Jahr erschien auch ihr Erbseninsel-Büchlein in der Edition Krill in Wien. Immer stärker wendete sie sich dem literarischen Schreiben zu: „Literatur kann ablenken, trösten, bilden, erheitern, Leben verändern, Mut machen, Nähe herstellen, zum Weinen bringen, nachdenklich stimmen, mitunter ziemlich schlecht sein und nerven.“
In diesem Sinne folgten weitere Arbeiten – vor allem Kurzgeschichten. Doris Brockmann beteiligte sich erfolgreich an etlichen Literatutwettbewerben. Kurzgeschichten gehören zu ihrem literarischen Spezialgebiet.
Schon 2008 erhielt sie den ersten Preis beim 10. Münchner (Menü-) Kurzgeschichtenwettbewerb für ihre Geschichte „Ina“. 2014 wurde ihre Kurzgeschichte „Das Haus“ zum „Text des Monats“ (November) des Literaturhauses Zürich gewählt. 2015 gewannen ihre Texte „Staller & Wadloff“ und „Mit Händen und Füßen“ beim Kurzgeschichten-Wettbewerb des Literaturbüros Ruhr. 2017 kam sie auf den Longlistplatz beim „Blogbusterpreis 2017“ für ihre Geschichte „In Bhutan steckt Hut“. Ein Jahr später war sie Finalistin des „20. Irseer Pegasus“ mit ihrem Romanauszug „In Bhutan steckt Hut“. Im gleichen Jahr kam sie mit „Tuppek am seidenen Faden“ auf die Longlist beim „Blogbusterpreis 2018“. Ebenfalls 2018 war sie mit „Heaven’s Cake“ Finalistin des 11. Wartholz Literaturwettbewerbs in Wiener Neustadt. Für ihre Geschichte „Emilia“ erhielt sie 2019 den erostepost-Literaturpreis des Literaturhauses Salzburg.
Das Schreiben begleitet sie ihr Leben lang
Doris Brockmann ist als Schriftstellerin familiär nicht vorbelastet. Die Lust am Formulieren bemerkte sie allerdings schon als Kind, als ihre Mutter ihr Geschichten von Tünnes und Schäl erzählte. „Das Schreiben begann für mich mit heimlich in rote Kladden geschriebenen Internatsgeschichten, in denen immer ein Bernhardiner vorkam.“ So begleitete sie das Schreiben ihr Leben lang. Mal mehr mal weniger. Während ihres Studiums schloss sie sich einem Literaturzirkel an und schrieb in erster Linie Kurzprosa aber auch Gedichte. In den letzten Jahren wagte sie sich an die schwierige literarische Fassung von Romanen. Wie alles andere, so ist ihr auch das gelungen. Nachzulesen zwischen den Deckeln ihrer Bücher. Über Bücher allgemein sagt sie: „Ein Buch muss ein Zimmer sein, in das man sich setzt und Vertrautes erkennt, aber als etwas Anderes. Manchmal entdeckt man auch völlig Neues und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Mindestens einmal muss dieses Zimmer die Lesenden zum Lachen bringen. Mindestens.“