Von Wolf Stegemann
10. Juli 2022. – Nach den kontroversen öffentlichen Diskussionen haben CDU und SPD im Bauausschuss am 14. Juni 2022 mit ihrer Mehrheit beschlossen, dass der Bahnhofsbereich künftig „Johannes-Rau-Platz“ heißen wird. Damit wurde der frühere SPD-Politiker, Bundespräsident und NRW-Ministerpräsident geehrt und eine mitunter heftige öffentliche Diskussion um den Namen des Bahnhofvorplatzes beendet. Die Grünen wollten die Entscheidung vertagen, um zu prüfen, ob eventuell eine lokale und weibliche Person als Namensgeberin infrage käme, deren Lebenswerk man damit ehren könnte. Mitglieder der Bürgerrunde Feldmark kritisierten, dass sich Verwaltung und Politik schon auf einen Namen verständigt hätten, bevor ihre Stadtteilkonferenz getagt habe. Dem widersprach die Verwaltung, denn bei neuen Straßenbezeichnungen würden Bürger zwar angehört, die Entscheidung treffe allerdings die Politik.
Bürgerbefragung nur lokalpolitisches Geplänkel
Die „Dorstener Zeitung“ hatte mit einer Umfrage die Bürgermeinung erfragt. Diese ergab ein anderes Stimmungsbild. Die Bezeichnung „Bürgerbahnhof“ lag mit 30,9 Prozent aller abgegebenen Stimmen deutlich vorne. „Tisa-von-der-Schulenburg-Platz“ (17,1 Prozent) und „Bahnhofsplatz“ (16,7 Prozent) lagen ebenfalls noch vor dem „Johannes-Rau-Platz“ (10,2 Prozent). Schlusslicht war der „Hanseplatz“ (6,9 Prozent). Weitere Bezeichnungen wurden von den 267 Dorstener/innen per Email der Lokalzeitung zugeschickt, wie: „Hans-Lampen-Platz“ (Ehrenbürger und Ex-Bürgermeister), „Johanna-Eichmann-Platz“ (Ordensschwester und Ehrenbürgerin), „G.-Paeffgen-Platz“ (Architekt des Bahnhofs), „Platz der Begegnungen“, „Yzaak-Rabin-Platz“ (Friedensnobelpreisträger, wegen der Nähe zum Jüdischen Museum), „Platz des Friedens“ und „Platz der Toleranz“.
DZ-Leserbriefe: „Die Diskussion um den Johannes-Rau-Platz ist grotesk!“
Leserbriefe an die „Dorstener Zeitung“ vom 14. Juni 2022 zu dem in der Lokalzeitung erschienen Artikel „Baudezernent lehnt Bürgervorschläge zum Bahnhofsvorplatz ab?“ (Auszüge):
Werner A.: „Es ist keine ausgereifte Idee der SPD, den Bahnhofvorplatz nach Johannes Rau zu benennen. Rau hat zu der Stadt Dorsten keine Beziehung. Wenn seine Berufung zum Bundespräsidenten das entscheidende Kriterium sein soll, muss er sich mit anderen Amtsinhabern messen lassen. Da ist an Weizsäcker zu denken, der mit seiner Rede zum Ende des Weltkriegs das Denken der Deutschen geändert hat. Er hat diesen Tag nicht wie bisher als Erinnerung an den verlorenen Weltkrieg gewürdigt, sondern als Tag der Befreiung von einem verbrecherischen System. Auch korrigierte er die bisherige Sichtweise, das Attentat vom 20. Juli sei niederträchtig gewesen, als den mutigen Versuch, einen Tyrannen und millionenfachen Mörder zu beseitigen. Zu denken ist auch an Roman Herzog, der mit seiner Ruck-Rede Deutschland aus dem wirtschaftlichen Schlaf wecken wollte. In Betracht kommt auch Helmut Schmidt, der gegen den Willen eines großen Teils seiner Partei den NATO-Doppelbeschluss zur militärischen Absicherung Deutschlands durchgesetzt hat. Oder Schwester Paula, eventuell in Verbindung mit ihrem Bruder Fritz, der an dem Attentat auf Hitler als enger Freund von Stauffenberg beteiligt war und anschließend hingerichtet worden ist. Von-der-Schulenburg-Platz – in diese Liga passt Johannes Rau nicht. Ein leidenschaftlicher Witze-Erzähler zu sein, reicht nicht.“
Britta L: „Keine Frage: Johannes Rau ist eine ehrenwürdige Person, hat sich für NRW verdient gemacht und war in den 80er-Jahren sogar mal zu einem Besuch in Dorsten. Der Name „Johannes-Rau-Platz“ würde sicherlich gut zum benachbarten „Willy-Brandt-Ring“ passen, aber mit dem Namen „Am Bürgerbahnhof“ oder „Platz am Bahnhof“ hätte man doch gleich eine geografische Orientierung und man bräuchte nicht lange überlegen, wo dieser Platz in Dorsten liegt. Ich bin engagierte Feldmärkerin und wohne vis-a-vis vom Bahnhof, kann mich leider mit dem Vorschlag aus der Bürgerrunde Feldmark nicht anfreunden und favorisiere einen Namen, in dem unser historischer Bahnhof vorkommt.
Gerhard Sch. „Die Diskussion um den Johannes-Rau-Platz ist grotesk. Wenn es einen solchen Platz als Erinnerung an einen ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten und Bundespräsidenten, der übrigens nie eine besondere Beziehung zu Dorsten hatte, unbedingt geben muss, dann sei das vielleicht so, aber dafür nun ausgerechnet den Platz am Bürgerbahnhof zu missbrauchen, ist völlig daneben. Um mit einem Straßenschild an Johannes Rau zu erinnern, dafür wird sich schon noch ein Plätzchen finden lassen in Dorsten. Wenn es denn unbedingt sein muss… Ein Tisa-Platz zum Beispiel wäre mir wichtiger.“
Georg B.: „Die Entscheidung für den Johannes-Rau-Platz zeigt deutlich, wie abgehoben eine Mehrzahl der Mitglieder im Stadtrat ist. Eine Mehrheit der Dorstener Bevölkerung hätte sich eine andere Namensgebung gewünscht. Die Ratsmitglieder ignorieren – wie so häufig – die Meinung der Bevölkerung. Die angebliche Bürgerbeteiligung wird erneut ad absurdum geführt. Warum führt Herr Stockhoff diese Alibiveranstaltungen (Stadtteilkonferenzen) durch? Vermutlich wird die Meinung der Dorstener erst wieder berücksichtigt, wenn Wahlen anstehen. Ansonsten wird in indiskutabler Weise der Wunsch der Bevölkerung ausgeklammert. Derartige Politiker, unabhängig von der Partei, sind für mich eine Ansammlung arroganter und selbstherrlicher Selbstdarsteller. Die Abgehobenheit von Herrn Stockhoff und Co zeigt mir wieder: Als Wähler umworben, als Bürger überflüssig und nur geduldet!“
In Deutschland ist es unüblich, Straßen nach Lebenden zu benennen
Die Geschichte der Straßen zeigt, dass es in den unterschiedlichen Epochen bestimmte Muster gab, nach denen Straßen benannt wurden. Im Mittelalter gab es in größeren Städten meist zahlreiche kleine Gassen, und in jeder dieser Gassen lebte eine andere Handwerkszunft bzw. Bevölkerungsschicht. So trifft man heute in Altstädten noch häufig auf Straßennamen wie Gordulagasse (Goldgasse) oder Schiffbauerstraße. In Dorsten weniger, denn die Altstadt wurde 1945 total zerstört und die Straßennamen manchmal willkürlich vergeben. Häufig anzutreffen sind Straßen, die nach Heiligen benannt sind, sie gibt es auch in den Stadtteilen, die früher eigenständige Gemeinden waren, wie Agatha-, Katharinen-, Antoniusstraße.
Umbenennungen von Straßen gab es 1910, 1933, 1943, 1945 und 1975
Bis 1902 gab es offiziell keine Straßen, obgleich sich natürlich Straßennamen durchsetzten, die „auf der Hand lagen“ wie Wiesenstraße oder Straßen, die in andere Städte führten (Recklinghäuser Straße, Borkener Straße, Kirchhellener Straße). Die Häuser hatten lediglich Nummern. So hießen die Adressen beispielsweise „Dorsten Hs.-Nr. 211“ oder „Rhade Hs. 65“. Um das Jahr 1910 gab es etliche Neubenennungen von Straßen, meist in den Gemeinden Hervest und Holsterhausen, wo wegen der Industrialisierung und der Zechen viel gebaut wurde. Daher gab es vor allem in Holsterhausen ab 1910 viele so genannte preußisch-patriotische Straßennamen, die auf Kaiser, Könige, Kronprinzen, Prinzessinnen, Generalfeldmarschälle und andere Militärpersonen zum Teil heute noch hinweisen. Nach Machtantritt der Nationalsozialisten wurden viele Straßen nach Nationalsozialisten umbenannt. Als 1943 die Gemeinden Hervest und Holsterhausen nach Dorsten kamen, wurden wiederum etliche Straßen umbenannt – nur die Adolf-Hitler-Straßen und -Plätze hatten weiterhin in der Stadt dreifachen Bestand. Offensichtlich traute man sich nicht, einmal nach Hitler benannte Straßen aus technischen Gründen umzubenennen.
1945 gab es wiederum Umbenennungen; nationalsozialistische Namensgeber wurden getilgt. Bei der Benennung von Straßen sind verschiedene Trends auszumachen. Wurden neue Wohngebiete angelegt, so benannte man die Straßen meist nach einem einheitlichen Muster, z. B. nach Pflanzen, Musikern, Künstlern oder Tieren. Häufig sind Straßen jedoch auch nach örtlichen Begebenheiten (z. B. Bergstraße, Talstraße oder Wiesenstraße), alten Flurbezeichnungen oder der Stadt, in die sie führen, benannt.
„Bahnhofstraße“ kommt in Deutschland am häufigsten vor
Zu den häufigsten Straßennamen zählen unter anderem Bezeichnungen wie Bahnhofstraße, Dorfstraße, Hauptstraße, Goethestraße oder Lindenstraße, die in Filmen und Büchern häufig verwendet werden, um zu suggerieren, dass die Handlung überall oder irgendwo an einem nicht näher bestimmten Ort spielen könnte. In Deutschland gibt es in den letzten Jahren den deutlichen Trend, neue Straßen nach Frauen zu benennen, um die Dominanz der Straßen, die nach Männern benannt wurden, zurückzudrängen. Dies hat zur Folge, dass in vielen Neubaugebieten sämtliche Straßen nach bekannten Frauen benannt werden. Einige Städte haben sogar entsprechende Verordnungen erlassen, die die Vergabe weiterer nach Männern benannter Namen verbieten, solange das Geschlechterverhältnis nicht ausgeglichen ist. In Deutschland ist es unüblich, Straßen nach Lebenden zu benennen. Daher war der Vorschlag, in Dorsten eine Straße nach der Schrifstellerin Cornelia Funke zu nennen, gescheitert
Altstadt (einschl. Feldmark, Hardt und Östrich)
Pfarrer-Wilhelm-Schmitz-Straße: 1991 wurde ein Teil des „Hülskampwegs“ umbenannt, als das dortige neue Krankenhaus eröffnet wurde. Pfarrer Schmitz (1807 bis 1870) war von 1839 bis 1865 Pfarrer an St. Agatha und betrieb die Gründung des ersten Krankenhauses an der Gahlener Straße.
Rivekampstraße: 1951 als „Rievekampstraße“ der Dorstener Großbürgerfamilie Rive gewidmet; 2000 wurde das fehlerhafte -e- aus dem Namen genommen. – Die Rives stellten seit dem 18. Jahrhundert Bürgermeister, Postmeister, Zolleinnehmer, Rentmeister und Juristen. Die Straße hieß früher „Kampstraße“, dann „Feldstraße“ und „Am Emmerichskamp“. Allerdings gab es einen Familienzweig in Österreich, der sich Rieve (mit e) schrieb.
Südwall: 1949 so umbenannt; von 1933 bis 1948 hieß die Straße Bismarckwall.
Suitbertusstraße: 1902 dem Missionsbischof Suitbert (gestorben 713 in Kaiserswerth) gewidmet.
Ursulastraße: 1955 wurde die „Blinde Straße“, die seit 1902 so hieß, in Ursulastra0e umbenannt. Blinde Straße hieß sie, weil sie nicht bis zum Lippetor durchging; die Öffnung erfolgte erst beim Wiederaufbau nach 1945.
Westwall: Schon vor 1933 bis 1949 „Hindenburgwall“; 1949 wieder in Westwall rückbenannt. – Paul von Hindenburg (1847 bis 1934) war dt. Generalfeldmarschall und ab 1925 Reichspräsident. Er berief 1933 Hitler zum Reichskanzler.
Wilhelm-Norres-Straße: 1978 durch Umbenennung eines Teils der Straße „In der Miere“ entstanden. – Wilhelm Norres (1881 biss 1976) war Inhaber einer pyrotechnischen Fabrik, Beigeordneter der Stadt und Ehrenbürger.
Willy-Brandt-Ring: 1995 nach Bundeskanzler benannt, der sich besonders um die neue Ostpolitik und Aussöhnung mit Polen verdient gemacht hat Er starb 1992.
Deuten
Dominikus-Böhm-Weg: 1999 nach dem Erbauer der Deutener Herz-Jesu-Kirche benannt. Böhm (1880 bis 1955) baute sie in den Jahren von 1936 bis 1942.
Franz-Josef-Kellner-Weg: 1999 benannte Stichstraße, die dem Deutener Lehrer Kellner (1893 bis 1972), Schulrat in Coesfeld, Heimatforscher und Mitbegründer des MGV Deuten gewidmet ist.
Hervest-Dorsten
An der Landwehr: Die Straße hieß bis 1933 „Wilhelmstraße“, bis 1945 „Straße der SA“. Landwehr war eine historische Befestigung, aber auch ein bewaffnetes Aufgebot zum Schutz des Landes und Abwehr von Feinden. – Wilhelm I. (1797 bis 1888) war von 1871 bis 1888 Deutscher Kaiser und ab 1861 preußischer König.
Augustastraße: 1910 als „patriotische Straße in den Kolonien“ Hervest und Holsterhausen nach Augusta von Sachsen-Weimar (1811 bis 1890) so benannt. Sie war die Gemahlin Kaiser Wilhelms I.
Bismarckstraße: Um 1910 Straßen in Hervest so benannt. Der Teil zwischen Halterner Straße und Eisenbahnunterführung hieß vorher „Bahnhofstraße“. Otto Fürst von Bismarck-Schönhausen (1815 bis 1898) war preußischer und deutscher Staatmann, Gründe des wilhelminischen Kaiserreichs und dessen erster Reichskanzler.
Brunnenplatz: Benennung um 1912. Der Platz sollte bei der Benennung einen Brunnen erhalten. Von 1933 bis 1945 hieß er „Adolf-Hitler-Platz“.
Burgsdorffstraße: Bei der Anlage der Zechenkolonie nach Rittmeister Albert Alhard von Burgsdorff (1857 in Deutz bis 1919 in Garath) benannt, der Geflügelzüchter und Mitbegründer der Zeche Fürst Leopold war.
Compesstraße: Nach Dr. Erwin Compes (1852 bis 1924) benannt. Er war Justizrat und Mitglied im Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft Neusser Hütte sowie Mitbegründer der Zeche Fürst Leopold.
Glück-Auf-Platz: Nach dem bergmännischen Gruß „Glückauf!” benannt. Bis 1933 hieß er Ebertplatz oder Düsterbergplatz, von 1933-1945 Von-Scheven-Platz. Emil von Scheven, Gastwirt und Nationalsozialist, verunglückte am 20. April 1933 an der Ecke Dorstener-/Haltener Straße tödlich. Er feierte mit anderen Genossen Führers Geburtstag und fiel betrunken von der Kühlerhaube eines Lieferwagens. Die Beerdigung wurde als großes Ereignis unter Beteiligung der NSDAP, SA, SS, HJ, Polizei, dem Kirchenchor und dem Gemeindevorsteher gefeiert. Nach 1945 ohne offiziellem Namen, jedoch weiter als „Von-Scheven-Platz“ gebräuchlich, 1985 Umbenennung in Glück-Auf-Platz.
Glück-Auf-Straße: Die Schreibweise des Straßennamens ist falsch, richtig müsste es heißen: Glückaufstraße. – Um 1910 Kaiserstraße, benannt um 1910 als „patriotische“ Straße nach Kaiser Wilhelm I., wie Augustastraße, Wilhelmstraße und Joachimstraße. Nach 1933 umbenannt in Arthur-Wagner-Straße (1894-1935, Bergmann aus Hervest, SA-Standartenführer in Dorsten). Nach 1945 Umbenennung in Glück-Auf-Straße.
Duesberg-Kamp: 1966 nach der Dorstener Unternehmerfamilie benannte Straße nahe des Duesbergschen Familienbesitzes.
Dr.-Lukaschek-Straße: 1970 nach dem von 1916 bis 1919 amtierenden Bürgermeister von Rybnik (heute Polen), Hans Lukaschek (1885 bis 1960), zur Erinnerung an die verlorene Heimat im Osten so benannt. Die Stadt Dorsten hat eine Patenschaft mit den heimatvertriebenen Rybnikern und seit 1994 eine Städtepartnerschaft mit Rybnik. Von 1933 bis 1944 war war der Zentrums- und spätere CDU-Politiker Hans Lukaschek als Rechtsanwalt in Breslau tätig und hatte Verbindung zu Widerstandskreisen. Er wurde nach dem 20. Juli 1944 verhaftet und im April 1945 freigesprochen, weil das Gericht anerkannte, dass sein Geständnis unter Folter erpresst worden war. – Lukaschek war 1945 Mitbegründer der CDU in Berlin und Thüringen, 1945 Vizepräsident des Landes Thüringen und Direktor des thüringischen Landesamts für Landwirtschaft und Forsten (Landwirtschaftsminister). 1946 wurde er von den Sowjets der Ämter enthoben. In der Adenauer-Regierung wurde er 1949 Bundesminister für Angelegenheiten der Vertriebenen. 1953 schied er aus der Bundesregierung aus und erhielt das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik und 1958 wurde er zum Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem ernannt.
Emingstraße: Nach Pfarrer Johannes Eming (1818 bis 1890) benannt, der ab 1854 Pfarrer in Hervest war, Gründer religiöser Vereine und des „Katholischen Missionsblattes“ in Dülmen.
Freiherr-vom-Stein-Straße: 1975 wurde die „Vom-Stein-Straße“ in „Freiherr-vom-Stein-Straße“ umbenannt. Reichsfreiherr Karl vom und zum Stein (1757 bis 1831) war preußischer Staatsmann und machte sich 1807 durch die „Bauernbefreiung“ einen Namen.
Freiligrathstraße: Ferdinand Freiligrath (1810-1876), deutscher Dichter, verherrlichte in Gedichten und Aufrufen die Ideen der Revolution von 1848. Er flüchtete nach London ins Exil. Er nannte sich selbst „Trompeter der Revolution“. – Ursprünglicher Name: Scharnhorststraße. Zusammen mit Blücherstraße und Gneisenaustraße eine der „patriotischen“ Straßen der Zechensiedlung. Gerhard Johann David von Scharnhorst, geboren 1755, gestorben 1813, seit 1807 Generalmajor und Vorsitzender der militärischen Reorganisationskommission, in der er mit Gneisenau zusammenarbeitete, Leiter des neu geschaffenen Kriegsministeriums. Scharnhorst führte im Zusammenhang mit den preußischen Reformen die Heeresreform durch (1813 Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und Aufbau eines „Volksheeres“); 1813 als Generalstabschef Blüchers schwer verwundet.
Friedrich-Ebert-Straße: Um 1910 als („patriotische“) Gneisenaustraße genannt, wurde sie nach 1925 zur „Ebertstraße“, von 1933 bis 1945 in „Franz-Seldte-Straße“ umbenannt, und nach 1945 wieder in „Friedrich-Ebert-Straße“ rückbenannt. – Friedrich Ebert (1871-1925), Staatsmann, Gewerkschafter, Reichtagsabgeordneter, seit 1913 Vorsitzender der SPD, 1919 vorläufiger Reichspräsident, Amtszeit 1922 verlängert. Er kämpfte gegen Rechts- und Linksradikalismus. Seiner überparteilichen maßvollen Haltung ist die Festigung der demokratischen Ordnung der Weimarer Republik zu verdanken. – Franz Seldte (1882 bis 1947) war Politiker und Fabrikant, gründete 1918 den „Stahlhelm“ und war von 1933 bis 1945 Reichsarbeitsminister. Friedrich Ebert (1871 bis 1925) war 1913 Vorsitzender der SPD und in der Weimarer Republik Reichspräsident. – Graf August Neidhart von Gneisenau (1760 bis 1831) war preußischer Offizier und Militärreformer. Er kämpfte in den Freiheitskriegen gegen Napoleon.
Gälkenheide: Die Straße hieß früher „Hermannstraße“ und wurde nach der Eingemeindung 1943 in „Gälkenheide“ umbenannt.
Grothuesstraße: Benannt nach Bernhard Grothues (1774 bis 1854), Landwirt, dann Pfarrer und Naturheilkundler; er war 42 Jahre lang Pfarrer in Hervest.
Hauerstraße: Benannt nach dem Hauer, einer qualifizierten bergmännische Fachkraft, nach Art der bergmännischen Tätigkeit unterteilt in: Strebhauer, Kohlenhauer, Streckenhauer, Ortshauer, Schachthauer. – Ursprünglicher Name: Gahlenstraße, nach 1933 umbenannt in Tannenbergstraße (1914 Schlacht im Ersten Weltkrieg, Deutschland gegen Rußland bei Tannenberg in Ostpreußen unter Hindenburg). Nach 1945 Heidestraße und 1975 Umbenennung in Hauerstraße, zur Vermeidung von Doppelnamen im Rahmen der kommunalen Neuordnung.
Heinrich-Wienke-Straße: Heinrich Wienke (1873 in Dortmund-Marten-1944 in Hervest), 1901 Bergassessor in Dortmund, 1905 Revierberginspektor in Recklinghausen, 1910 Bergwerksdirektor der Zeche „Fürst Leopold“ (Eisen- und Stahlwerke Hoesch AG) in Hervest, 1931 Ruhestand. Wohnte ab 1939 in Hervest. 1918 erhielt er das Verdienstkreuz der Kriegshilfe. Ursprünglicher Name: Hedwigstraße, 1933-1945: Tannenbergstraße (s. a. Hauerstraße).
Joachimstraße: 1910 als „patriotische“ Straße in der neuen Zechensiedlungen in Hervest benannt. – Prinz Joachim von Preußen (1890 bis 1920) war der jüngste Sohn Kaiser Wilhelm II.
Leopoldstraße: 1910 bekam sie den „patriotischen“ Namen Yorkstraße (nach dem preußischen General, der gegen Napoleon kämpfte), dann wurde sie dem Regalinhaber (Bergrechte) Fürst Leopold II. zu Salm-Salm (1838 bis 1908) gewidmet (Jahr unbekannt). – Leopold II. residierte auf Schloss Anholt, war Wild- und Rheingraf, Malteserritter, Herzog von Hoogstraeten. Die Fürsten zu Sal-Salm hatten als Entschädigung für linksrheinisch verlorene Gebiete 1803 Teile der Herrlichkeit Lembeck erhalten und waren bis 1810 Standesherren. – Um 1910: Yorkstraße, benannt zusammen mit Scharnhorststraße, Bülowstraße und Gneisenaustraße als eine der „patriotischen“ Straßen in der Zechensiedlung. Hans David Ludwig York von Wartenburg (1759-1830), preussischer Feldmarschall, Führer im Freiheitskrieg 1813.
Marxstraße: Früher hieß die Straße „Bülowstraße“, benannt nach Fürst Bernhard Heinrich von Bülow (1849 bi s 1929), der von 1900 bis 1909 Reichskanzler war. Umbenannt wurde sie 1945, als die englischen Besatzer Straßen befohlen hatten, die nach Nazis benannt Straßen umzubenennen. Warum auch diese Straße umbenannt wurde, ist nicht bekannt. Darüber gibt es im Stadtarchiv keine Unterlagen. Es gibt auch keine Aufzeichnungen darüber, welchem Marx die Straße gewidmet ist: Karl Marx dem Philosophen und Nationalökonom (1818-1883, Kommunistisches Manifest) oder Reichskanzler Wilhelm Marx (1863-1946) als so genannte Patriotische Straße, von denen es in Dorsten etliche gibt. An einem der Straßenschilder der Marxstraße hängt ein Schildchen, das auf Karl Marx hinweist. Wann dieses Zusatzschild angebracht und das reguläre Schild geprägt und aufgestellt wurden, ist ebenfalls nicht bekannt. Es kann auch von Vertretern der Kommunisten ahgefertigt und angebracht worden sein. Denn sie wollten auch eine nach dem KPD-Führer Thälmann-eine Straße benannt haben, was allerdings von dem mehrheitlich katholischen Stadtrat abgelehnt wurde. Es gibt also keinen authentisch-amtlichen Nachweis, dass die Straße dem Kommunismus-Philosophen gewidmet wurde. Für viele, die über die Namensherkunft spekulieren – die „Dorstener Zeitung“ bat 2018 die Leser um Informationen –, ist naheliegend, dass die Straße in einem Zechenarbeiterviertel natürlich nur nach ihrem Wunschkandidaten Karl Marx benannt sein kann. Augenzwinkernder Vorschlag der Lexikon-Redaktion: Karl-Wilhelm-Marx-Straße.
Müllerstraße: 1913 benannt nach Albert Müller (1847 bis 1925), Bankdirektor und Stadtverordneter in Essen, eine der bekanntesten Persönlichkeiten, des Wirtschaftslebens im Ruhrgebiet; Mitbegründer der Zeche Fürst Leopold.
Otto-Hue-Straße: Widmungsdatum unbekannt; Otto Hue (1868 bis 1922) war Gewerkschafter, SPD-Mitglied des Reichstags und Arbeiterdichter.
Sadeckistraße: Ein Teil der „Scharnhorststraße“ (heute „Freiligrathstraße“) wurde 1933 umbenannt. – Leo Sadecki (1879 bis 1923) war Bergmann und wurde von belgischen Besatzungssoldaten in Hervest am rechten Lippeufer angeblich „ohne Grund“ beim Ziegenhüten erschossen. Die Nationalsozialisten haben ihn als „Widerständler“ gegen die Besatzer hochstilisiert. Gerhard von Scharnhorst (1755 bis 1813) war preußischer General und Kriegsminister und reorganisierte das Heer und führte 1813 die allgemeine Wehrpflicht ein. 1813 wurde er als Generalstabschef Blüchers schwer verwundet.
Schachtstraße: Verlängerung vom Tor zum Schacht der Zeche „Fürst Leopold“; ursprünglicher Name: Körnerstraße. 1945 Umbenennung in Schachtstraße aufgrund der Eingemeindung von Hervest nach Dorsten (1943) wegen Vermeidung desselben Namens mehrfach in Dorsten.
Schollbrockstraße: Benannt nach dem Gut der Familie Schollbrock, dessen Gebäude noch an der Lippe liegen liegen. Das Gut war seit 1496 im Besitz der Pfarrei Hervest.
Vincke-Straße: Nach der Eingemeindung 1943 von Hervest nach Dorsten wurde die Straße, die nach dem Oberpräsidenten von Westfalen benannt ist, umbenannt, da es auch in Holsterhausen eine Vinckestraße gab.
Vinzenzstraße: Die Bedeutung des Namens ist unklar. Ursprünglicher Name: Gustavstraße. 1933–1945: Memelstraße (Memel : Fluss in Russland, vor 1945 zu Ostpreußen gehörend).
Holsterhausen
Annettestraße: Benannt nach der Prophetin Anna, die bei der Darstellung des Jesuskindes im Tempel dessen heilsgeschichtliche Bedeutung erkannte. Straße entstand beim Umlegungsverfahren 1927, hieß zuerst Barbarastraße, nach der Eingemeindung Holsterhausens nach Dorsten 1943 in „Annettestraße“ umbenannt.
Antoniusplatz: Der Benennung des Platz zwischen Wennemarstraße, Antoniusstraße und Breslauer Straße ging vermutlich kein offizieller Beschluss voraus. 1929 hieß der Platz beim Umlegungsverfahren noch „Burboms Kämpken“, also ein Feld des Bauern Burbom, dessen Hoflage unbekannt ist. Von 1933 bis 1945 hieß der Platz „Adolf-Hitler-Platz“.
Antoniusstraße: Nach dem Kirchenpatron der alten Kapelle und Dorfkirche benannt; hieß die Straße um 1910 „Kurze Straße“, zwischen 1933 und 1945 „Adolf-Hitler-Straße“, ab 1945 „Ludgeristraße“, ab 1953 Antoniusstraße.
Baldurstraße: Um 1910 nach der gleichnamigen Zeche in Holsterhausen (ab 1900) so benannt. – Baldur ist in der nordischen Mythologie der Sohn des Gottes Wodan und der Friggs, Gott des Lichtes und der Fruchtbarkeit, Verkörperung des Guten und Gerechten.
Bernhardstraße: Nach dem Heiligen Bernhard von Menton (1090 bis 1153), Mystiker und Reformer, benannt. Er war Abt der von ihm gegründeten Zisterzienser-Abtei Clairvaux.
Blücherstraße: Um 1910 so als „patriotische Straße“ benannt. – Gebhard Leberecht Fürst von Blücher von Wahlstatt (1742 bis 1819) war preußischer Feldmarschall und kämpfte siegreich mit den Engländern 1914 bei Waterloo gegen Napoleon.
Bonifatiusstraße: Benennung um 1910. Von 1933 bis 1945 hieß die Straße „Hindenburgstraße“. – Der hl. Bonifatius (um 672 bis 754) war angelsächsicher Mönch und missionierte in den germanischen Ländern; daher wird er auch „Apostel der Deutschen“ genannt.
Cecilienstraße: Benennung 1912 nach der Prinzessin Cecilie von Mecklenburg-Schwerin (1886 bis 1954), einer Tochter Kaiser Wilhelms II.
Dreckerstraße: Um 1910 zum Andenken an den volkstümlichen Pfarrer Peter Joseph Drecker (gestorben 1861) benannt, der ab 817 Pfarrer an St. Antonius war. Er entstammte einer alten Dorstener Familie.
Elisabethstraße: Um 1910 wurde die so genannte „patriotische Straße“ der Ehefrau des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, Königin Elisabeth (1801 bis 1873) gewidmet.
Edith-Stein-Ring: Im Jahr 2000 nach der zum Christentum konvertierten und 1942 in Auschwitz umgekommenen Jüdin (1891 bis 1942) benannt. Sie hatte gute Kontakte zu Mater Petra Brüning vom Dorstener Ursulinenkloster.
Freiheitsstraße: In Erinnerung an das Herrscherhaus der Hohenzollern wurde die Straße um 1910 „Kaiser-Wilhelm-Straße“ genannt, später in „Wilhelmstraße“ umbenannt, von 1933 bis 1945 hießt sie „Straße der SA“ und 1945 zur Erinnerung an die 1945 wieder erhaltene Freiheit in „Freiheitsstraße“ benannt.
Friedensplatz: Er wurde 1910 nach der preußischen Königin Luise als „Luisenplatz“ benannt, hieß zwischen 1933 und 1945 „Horst-Wessel-Platz“ und wurde 1945 in „Friedensplatz“ umbenannt.
Friedrichstraße: Als „patriotische“ Straße erhielt sie 1910 den Namen „Kaiser-Friedrich-Straße“, später umbenannt in Friedrichstraße. – Friedrich III. (1831 bis 1888) war 1888 deutscher Kaiser und preußischer König. Er war verheiratet mit der englischen Prinzessin Viktoria, der ebenfalls eine Straße gewidmet ist.
Harold-Allen-Straße: 2000 benannte Straße, die an den nordirischen Pastor erinnert, der sich maßgeblich um die Kirchen- und Städtepartnerschaft mit Newtownabbey verdient gemacht hat.
Hauptstraße: Als solche 1910 so benannt. Von 1939 bis 1945 hieß sie „Litzmannstraße“. 1975 wurde sie vom Emmelkämper Weg bis zur neuen Grenze Schermbeck in „Schermbecker Straße“ umbenannt. – Karl Litzmann (1850 bis 1936) war General; durch sein militärisches Handeln konnte die Schlacht bei Lodz für Deutschland entscheiden werden. 1929 schloss er sich der NSDAP an, die er mehrmals als Alterspräsident im Reichstag vertrat. Ihm zu Ehren wurde 1939 das von der Wehrmacht besetzte Lodz (Polen) 1940 in Litzmannstadt umbenannt (auch Name des KZs).
Heinrichstraße: 1911 in „Heinrichstraße“ benannt; nach Prinz Heinrich von Preußen (1862 bis 1929, ein Bruder Kaiser Wilhelm II.; nach 1925 in „Ebertstraße“ (Reichspräsident) umbenannt; um nach der Eingemeindung 1943 nach Dorsten Verwechslungen mit der „Ebertstraße“ in Hervest zu vermeiden, wurde die Straße wieder in „Heinrichstraße“ umbenannt.
Heroldstraße: Die Straße hieß früher „Josefastraße“, dann „Schulstraße“ und wurde (vermutlich 1943) in „Heroldstraße“ umbenannt. – Joseph Herold (1860 bis 1932) war von 1898 bis 1931 Pfarrer in Holsterhausen.
Humboldtstraße: 1911 nach dem beiden Wissenschaftlern und Brüdern Humboldt benannt. – Freiherr Alexander von Humboldt (1769 bis 1859) war Naturforscher und Geograf (Südamerikareisen), sein Bruder Wilhelm von Humboldt (1767 bis 1835) war Staatsmann und Philosoph (Sprachphilosophie, Universitätsreform).
Idastraße: 1910 als „Querstraße“ benannt, erhielt sie zwischen 1933 und 1945 (zusammen mit dem „Horst-Wessel-Platz“) den Namen „Horst-Wessel-Straße“ und wurde nach 1945 in „Idastraße“ umbenannt. – Horst Wessel (1907 bis 1930) war Student und Mitglied der NSDAP, seit 1929 SA-Sturmführer. Er starb an den Folgen eines Überfalls auf ihn. Nach seinem Tod wurde er zum nationalsozialistischen Märtyrer hochstilisiert (Horst-Wessel-Lied). Ida ist ein alter deutscher weiblicher (nach der hl. Ida).
Juliusstraße: Benannt 1910 nach Julius von Raesfeld, der zuletzt die Güter Pliesterbeck und Hohenkamp besaß, beide an die Zeche verkaufte und nach Düsseldorf verzog.
Luisenstraße: 1911 wurde sie als „patriotische“ Straße nach der Gemahlin König Friedrich Wilhelms III. so benannt, als um 1910 die „Alte Kolonie“ erbaut wurde. – Luise von Mecklenburg-Strelitz (1776 bis 1810) versuchte 1807 in Tilsit vergeblich bei dem siegreichen Napoleon mildere Friedensbedingungen zu erwirken.
Martin-Luther-Straße: 1910 wurde die heutige „Martin-Luther-Straße“ zur Erinnerung an das preußische Königshaus „Königstraße“ genannt. 1953 in Martin-Luther-Straße umbenannt. Etliche katholische Anwohner wehrten sich öffentlich gegen die Umbenennung. – Martin Luther (1483 bis 1546) war dt. Reformator und führte durch geforderte Reformen den Bruch mit der katholischen Kirche herbei, der zur Reformation führte. Er schuf mit der Bibelübersetzung die Basis der neuhochdeutschen Schriftsprache.
Maria-Lenzen-Ring: 1983 nach veröffentlichtem Vorschlag der Ruhr-Nachrichten nach der Dorstener Dichterin benannt. – Maria Lenzen (1814 bis 1882) war die Tochter des Dorstener Stadtarztes di Sebregondi. Sie schrieb zahlreiche Romane, Gedichte, Novellen.
Perlsteinring: Benannt 2000 nach der in Dorsten ansässig gewesen jüdischen Familie Perlstein, von denen in der NS-Zeit neun Mitglieder ermordet wurden.
Pliesterbecker Straße: An der 1910 so benannten Straße lag früher das Gut Pliesterbeck, das zuletzt Julius von Raesfeld (Juliusstraße) gehörte, der es an die Zeche verkauft und in einem der Gebäude das „Kommissariat“ eingerichtet (inzwischen abgerissen).
Roonstraße: 1910 als „patriotische“ Straße zur Erinnerung an die Kriege 1813 und 1870/71 dem preußischen Kriegsminister Graf Albrecht von Roon gewidmet, der eine Heeresreform durchsetzte und die Voraussetzungen für die Siege 1864, 1866 und 1870/71 schuf.
Steinmetzstraße: Als „patriotische Straße“ um 1910 nach dem preußischen Generalfeldmarschall Karl Friedrich von Steinmetz (1796 bis 1877) benannt.
Theodor-Heuss-Straße: 1964 dem Ersten Nachkriegspräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewidmet.
Viktoriastraße: 1911 nach der Gemahlin des liberalen Preußenprinzen Friedrich Wilhelm benannt, der 1888 deutscher Kaiser und preußischer König wurde. Sie war die Tochter der englischen Königin Victoria.
Vinckestraße: 1912 dem Oberpräsidenten von Westfalen, Freiherr Ludwig von Vincke (1774 bis 1844) gewidmet. Vorher hieß sie „Kaiser-Franz-Straße“; welcher Kaiser gemeint war, ist heute nicht mehr bekannt.
Walter-Schulte-Weg: 12014 nach dem langjährigen Vorsitzenden des Dorstener Fremdenverkehrsvereins benannter Weg zur Lippe.
Wennemarstraße: 1910 dem Gründer Holsterhausens gewidmet. Wennemar von Heyden (auch Heiden), heiratete 1404 die Erbin von Gut Hagenbeck, Woltera, Tochter des Wessel von Hagenbeck, verkaufte 1410 Haus Hagenbeck an den Bischof und gründete 1443 das Pastorat und somit die Pfarrei Holsterhausen.
Wrangelstraße: 1910 als „patriotische Straße“ Graf Friedrich Heinrich Graf von Wrangel gewidmet (1784 bis 1877), ein preußischer Generalfeldmarschall, der im Dänischen Krieg 1848 Oberbefehlshaber war, 1848 gegen die Demokratiebewegung die Berliner Nationalversammlung auflöste und erneut im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 Oberbefehlshaber war.
Zeppelinstraße: 1920 dem Luftfahrtskonstrukteur Graf Ferdinand von Zeppelin (1838 bis 1917) gewidmet.
Zum Aap: Bei der Eingemeindung Holsterhausens nach Dorsten 1943 wurde die „Lippestraße“ in „Zum Aap“ umbenannt. – aap = Wasserwort (eventl. Uferaue); zum Aap = Weg zum Wasser (Lippe). Im Jahr 2000 veränderte die Straße den Verlauf und führt jetzt durch das Neubaugebiet zum Kreskenhof. Ein Teil wurde umbenannt in „Zum kleinen Aap“
Lembeck
Bollmannstraße: 1955 wurde sie nach dem seit 1880 in Lembeck tätigen Pfarrer Wilhelm Bollmann (1836 bis 1912) benannt.
Kaisersweg: Keinesfalls ist dieser 1967 benannte Weg einem Monarchen gewidmet, vielmehr nach einem Landwirt in dieser Gegend, dessen Hausname sich auch zum Flurnamen entwickelte.
Kettelerstraße: Freiherr Wilhelm von Ketteler (1811 bis 1877) war Jurist, Theologe und Bischof von Mainz, verwandt mit der gräflichen Familie von Merveldt.
Kolbeweg: Früher „Kampesweg“, 1975 umbenannt. Maximilian Kolbe (1894 bis 1941) wurde im KZ Auschwitz ermordet.
Kolpingstraße: Nach dem kath. Theologen und Gründer des Kolpingwerks, Adolf Kolping (1813 bis 1865) benannt, der eine traditionelle Soziallehre vertrat, um gegen marxistische Tendenzen zu wirken.
Laurentiusstiege: Der kleine Weg an der Laurentiuskirche wurde 1955 nach dem Kirchenpatron (gestorben 258 als Märtyrer) benannt.
Pfarrer-Teeke-Weg: 1998 nach dem Theologen Josef Teeke (1897 bis 1970) genannt, der von 1949 Pfarrer in Lembeck war.
Rothstraße: 1955 nach dem Lembecker Pfarrer Herrmann Roth (1882 bis 1949) benannt.
Von-Galen-Straße: 1965 der Familie von Galen gewidmet, aus der etliche Theologen hervorgingen, darunter Graf Friedrich Alexander von Galen (1828 bis 1864), der seit 1857 Pfarrer in Lembeck war, Militärseelsorger im Krieg 1864; er starb an den Folgen dieses Feldzuges. Er war der Großonkel des Bischofs von Münster, Kardinals Graf von Galen (1878 bis 1946), dem in der Innenstadt die Clemens-August-Straße gewidmet ist.
Rhade
Am Stuvenberg: 1955 (Lembeck) und 1963 (Rhade) benannt, abgeleitet von abgeholzter Berg“.Debbingstraße: 1975 Umbenennung eines Teils der „Dorstener Weges“ und der „Hauptstraße“; Josef Debbing (1889 bis 1960) war von 1942 bis 1960 Pfarrer in Rhade.
Fröbelweg: Der frühere „Amselweg“ wurde 1975 in „Fröbelweg“ umbenannt. – Friedrich Fröbel (1792 bis 1852) war dt. Pädagoge widmete sich besonders der Erziehung im vorschulischen Alter.
Pater-Autbert-Weg: benannt im Jahr 2000 nach dem Rhader Franziskanerpater Autbert (Bernhard) Stroick (1897 bis 1940), der als Divisionspfarrer in Frankreich fiel.
Pater-Dietrich-Ring: benannt im Jahr 2000 nach dem Franziskanerpater Dietrich (Aloys) Frerick (1904 bis 1970), der als Missionar in China wirkte.
Wulfen
Fritz-Eggeling-Allee: 1982 nach dem Städteplaner Prof. Dr. Fritz Eggeling (1913 bis 1966) benannt, der den Flächennutzungsplan für die Neue Stadt Wulfen entwarf.
Matthäusplatz: Benannt nach der seit wenigstens 1280 bestehenden Kirche. Der Namenspatron war Apostel und (angeblicher) Verfasser eines der vier Evangelien; hieß bis 1975 „Kirchplatz“.
Robinsonplatz: Nach der Romanfigur Robinson Crusoe benannt (in der Nähe gleichnamiger Abenteuerspielplatz).
Verspohlweg: Nach dem Pfarrer Wilhelm Verspohl (1819 bis 1895) benannt; hieß bis 1975 „Alter Postweg“.
Wibbeltring: Nach dem Mundartdichter und Pfarrer Augustin Wibbelt (1862 bis 1847)
enannt, der einen Freund in Wulfener Pfarramt häufig besuchte.
(Kein Anspruch auf Vollständigkeit)
Siehe auch:
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Quellen: Günter Rojahn „Dorstener Straßennamen – Herkunft und Bedeutung“, Stadt Dorsten/Vermessungsamt, 2000. – www. dorsten-lexikon.de