Von Wolf Stegemann
Während und nach dem Zweiten Weltkrieg gaben die Alliierten für besetzte Gebiete die Militärmark (Allied Military Currency, AMC) aus, die in Deutschland bis zur Währungsreform 1948 parallel zur alten Reichsmark Gültigkeit hatte. AMC in Landeswährung gab es daneben in Österreich, Italien, Frankreich, Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei. Die „Alliierten Militärmark“-Noten wurden bereits 1944 in den USA gedruckt. Sie galt (insgesamt) als gesetzliches Zahlungsmittel für die Bezahlung von Mark-Schulden aller Art. Niemand durfte die Alliierte Militärmark und die auf Reichsmark lautenden gesetzlichen Banknoten unterschiedlich behandeln.
Am 20. Juni 1948 wurde die Deutsche Mark erstmals ausgegeben
Infolge des Zweiten Weltkriegs war das bisherige Zahlungsmittel, die Reichsmark (RM), zur weiteren Verwendung kaum noch geeignet, da keine volkswirtschaftliche Deckung mehr bestand und das Vertrauen in die Währung zerrüttet war. Neben der Reichsmark hatte sich in den Nachkriegsjahren eine sogenannte „Zigarettenwährung“ etabliert, das heißt, viele Menschen bevorzugten einen direkten Warentausch. Die westlichen Besatzungsmächte hatten u. a. die Einführung einer stabilen Währung zum Ziel, was durch eine Währungsreform geschehen sollte. Der Plan dazu unterlag strengster Geheimhaltung, Deutsche Vertreter von Banken sowie Wirtschaftswissenschaftler mit drei Vertretern der drei westlichen Militärregierungen erarbeiteten das „Gesetz zur Neuordnung des Geldwesens“. Im März 1948 war das „Gesetz zur Errichtung der Bank deutscher Länder“ vorausgegangen. Die neue Währung war von Anfang an als reine Papierwährung geplant; eine Gold- oder Devisendeckung war nicht vorgesehen. Die Bevölkerung wurde über die bevorstehende Einführung erstmals am 18. Juni 1948 – drei Tage vor der Einführung – durch eine Rundfunkmeldung informiert. Die Deutsche Mark wurde am Montag, dem 21. Juni 1948, in den westlichen Besatzungszonen eingeführt und war von da an alleiniges Zahlungsmittel. Die neue Währung wurde an den Ausgabestellen für die Lebensmittelmarken ausgegeben. Pro Person wurde nur ein so genanntes „Kopfgeld“ von 60 DM ausgezahlt; 40 DM sofort und weitere 20 DM zwei Monate später. Ferner erhielten Unternehmen auf Antrag bei ihrer Bank pro Angestellten einen so genannten „Geschäftsbetrag“ von 60 DM. Der „Geschäftsbetrag“ und das „Kopfgeld“ wurden später bei der Umstellung des Barvermögens angerechnet. Besitzer der Reichsmark konnten sie in Mark umtauschen. Für 100 Reichsmark gab es 6.50 D-Mark.
„Mark der Deutschen Notenbank“ in der DDR
Altes Reichsmark-Barvermögen musste zur Umstellung bis zum 26. Juni 1948 bei einer Hauptumtauschstelle abgeliefert und angemeldet werden. Dort wurde nach Genehmigung durch das Finanzamt das Gesamtgeld über ein „Reichsbank-Abwicklungskonto“ umgestellt. Die Ersetzung der Reichsmark durch die Deutsche Mark war ein in der Bundesrepublik ein bürokratisch äußerst umständlicher Vorgang. Die neue Währung verursachte in der Sowjetischen Besatzungszone (DDR) eine Inflation, da die Reichsmark (RM) dort weiterhin gültiges Zahlungsmittel war. Als Notmaßnahme wurden am 23. Juni 1948 Reichsmarknoten im Wert von maximal 70 RM umgetauscht, die von den sowjetischen Behörden einfach mit Wertmarken beklebt wurden, wenn der Besitzer der Geldscheine deren rechtmäßige Herkunft nachweisen konnte. Im Volksmund hießen die Geldscheine daher „Klebemark“ oder „Tapetenmark“. Kurz darauf wurde am 24. Juli in der Sowjetischen Besatzungszone eine neue Währung eingeführt, die „Deutsche Mark der Deutschen Notenbank“ hieß. Diese blieb bis zum 31. Juli 1964 die Währung der DDR; ersetzt wurde sie durch die „Mark der Deutschen Notenbank“, die dann wiederum 1968 mit Gründung der „Staatsbank der DDR“ in „Mark der DDR“ (Abkürung: M) umbenannt wurde.
Das Saarland bekam erst 1959 die Deutsche Mark
Im Saarland (Saarprotektorat) wurde die Reichsmark bereits im Juni 1947 durch die Saar-Mark abgelöst; noch im selben Jahr erfolgte die Umstellung auf den Saar-Franken. Nach dem Beitritt des Saarlandes zur Bundesrepublik Deutschland am 1. Januar 1957 dauerte es noch bis zum Ablauf der Währungsvereinbarungen mit Frankreich im Juli 1959, bis die D-Mark die offizielle Währung auch im Saarland wurde.
Zur Wiedervereinigung Einführung der Deutschen Mark in der DDR
Im Zuge der anstehenden Wiedervereinigung mit der DDR wurde die D-Mark am 1. Juli 1990 in der DDR eingeführt. Dies war für die Bürger im Osten wohl eine der größten Umstellungen während des Prozesses der Wiedervereinigung, da die D-Mark in der DDR ein Symbol für das Wirtschaftswunder und den Wohlstand in der Bundesrepublik war. Gleichzeitig wurde damit nicht nur eine wesentliche Forderung der DDR-Bürger erfüllt, sondern auch die massenhafte Übersiedlung aus der DDR in die Alt-Bundesrepublik deutlich verlangsamt, was wegen der Eingliederungsmöglichkeiten in der Bundesrepublik politisch erwünscht war. Dies erklärt den Umtauschkurs von DDR-Mark zu D-Mark. Der Umtauschkurs variierte für DDR-Bürger je nach Alter: Am 18. Mai 1990, als die deutsche Westmark eingeführt wurde, standen in Dorstens Partnerstadt Hainichen die Menschen vor den Bankschaltern in langer Schlange. Immer wieder wurde die neu Mark als „Halleluja-D-Mark“ in Gesprächen genannt. Noch am Tag der Einführung hatten etliche Geschäfte in Hainichen den Umtauschwert noch nicht so richtig berechnet und somit über das Umrechnungsmaß hinaus auf ihre Verkaufswaren übertragen. So kostete beispielsweise an einem Bratwurststand neben dem Rathaus eine Bratwurst mit Brötchen, die bis dahin 1,20 Ost-Mark kostete, 5,80 D-Mark. Und der Verkäufer wunderte sich, dass er keine Wurst mehr verkaufte. Am andern Tag ging er mit dem Preis auf 2,20 DM runter. In einer Bücherei kostete bislang ein dreibändiges Goethe-Werk 6,50 Ostmark, dann 16 Westmark. Doch innerhalb weniger Wochen pendelte sich der Geld-Warenwert auf ein normales Maß ein. – Foto: Montagsdemonstration am 12. Februar 1990 in Leipzig..
Der Euro ersetzte die die Deutsche Mark im Jahr 1999
Durch die Errichtung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion und die Einführung des Euro am 1. Januar 1999 wurde die D-Mark als eigenständige Währungseinheit abgelöst. Die DM-Münzen und -Banknoten waren noch bis einschließlich 31. Dezember 2001 gesetzliches Zahlungsmittel. Seither können sie bei der Bundesbank und ihren Niederlassungen zeitlich unbegrenzt und gebührenfrei in Euro umgetauscht werden.
Euro-Geld lagerte bis zur Verteilung in den Bunkern der Muna in Wulfen
Bis zur Ausgabe der neuen europäischen Währung „Euro“ Anfang 2002 lagerten Münzen des neuen Geldes neben Munition und Raketen – sicher von Bundeswehrsoldaten bewacht – in den 150 qm großen Bunkern der Muna in Wulfen. Dieses Areal gehörte zu den fünf Lagerstätten des neuen Geldes in NRW. Eine der vielen Holzkisten wog 700 Kilogramm. Ab September 2001 verteilte die Landeszentralbank die Münzen mit gepanzerten Fahrzeugen von Wulfen aus an die Banken des Landes. Ab 2002 bunkerte die Landeszentralbank (LBZ) in Wulfen die nicht mehr im Umlauf befindlichen DM-Münzen und -Scheine, bis sie eingeschmolzen bzw. verbrannt wurden. Die LBZ mietete die Bunker für einen Zeitraum von vier Jahren.
- Siehe auch vorangegangene Artikel zum Thema:
Rund ums Geld (1): Vom Kaurischneckenhaus über Münzen und Geldscheine zum Kreditkarte – Rheinische Gulden, Taler, Rentenmark, Reichsmarkt, Deutsche Mark, Euro.
Rund ums Geld (2): Dorstener Münzen – Dorsten prägte Münzen mit falschem Silbergehalt und wirtschaftete somit in die eigene Tasche – Heute wäre dies ein Fall für den Staatanwalt
Rund ums Geld (3): Die Inflation vor 100 Jahren – Vor dem Polizeikommissariat demonstrierten im September 1921 aufgebrachte Holsterhausener gegen die Preissteigerungen
Rund ums Geld (4): Notgeld der Stadt Dorsten – Ab 1921 unabhängig vom Inflationsgeld als Geldersatz in Städten entstanden entstanden – Stadtmotive zieren die bunten Dorstener Scheine