21. April 2021 – Wenn jemand sagt: „Setz dich auf deine vier Buchstaben“, dann ist nicht das Buch gemeint, das man gemeinhin als solches versteht, denn Bücher haben mehr Buchstaben. Doch das Wort Buchstabe ist bedeutend älter als das Buch, das erst mit der Erfindung des Druckens weite Verbreitung fand. Ein Glücksfall für Luther, dessen Schriften und somit die evangelische Konfession weite Verbreitung fanden. Der „Buchstabe“ führt zurück in die germanische Urzeit. Priester ritzten geheimnisvolle Zeichen in „Buchenstäbe“ und warfen diese vor sich auf die Erde. So entstand dann unser Wort „Entwurf“, denn die Bedeutung der hingeworfenen Runenzeichen wurden erraten und wieder aufgelesen, Somit entstand das, was man mit einem Buch macht: Man liest es. Doch Vorsicht: Im 2. Korintherbrief der Bibel, Kapitel 3, 6 steht: „Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig!“ Das mag interpretieren, wer will.
Grundstücksverkehrsgenehmigungszuständigkeitsübertragungsverordnung
Zurück zur Gegenwart: Buchstaben aneinandergereiht ergeben Worte. Unter den zehn längsten Wörtern, die im Duden stehen, sind sechs Namen von Gesetzen oder Verordnungen. Wer sich schon mal mit Rechtstexten der Bürokratie abgemüht hat, weiß, dass das nicht überrascht. Aber langer Rede kurzer Sinn. Hier kommen die Top 5 der längsten Wörter aus dem Duden: 1. Grundstücksverkehrsgenehmigungszuständigkeitsübertragungsverordnung (67 Buchstaben); 2. Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz (63 Buchstaben); 3. Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft (46 Buchstaben); 4. Gleichgewichtsdichtegradientenzentrifugation (44 Buchstaben) und 5. Elektrizitätswirtschaftsorganisationsgesetz (43 Buchstaben).
Zwei ehemalige Dorstener Lokalpolitiker am schwersten Buch beteiligt
Am Freitag, den 23. April 2021 ist „Welttag des Buches“. Diesen Welttag gibt es seit 1995. Anlass, sich ein paar Gedanken über das Buch und über Bücher zu machen. Von denen gibt es in der Dorstener Stadtbibliothek rund 70.000 und in der Wulfener BiBi, auch eine Bibliothek, rund 25.000. Dazu kommen die kleineren Bibliotheken der Schulen und Kirchengemeinden. Mitzuzählen sind auch die Buchhandlungen mit ihren vollen Regalen und in privaten Haushalten stehen trotz Computer immer noch mehr oder weniger Bücher herum. Zum Beispiel hat ein Holsterhausener, Autor dieser Geschichte, mittlerweile 3100 Bücher in seiner Wohnung gesammelt, darunter 21 selbstgeschriebene, herausgegebene oder mitherausgegebene. Auch ist ein Buch in seinem Besitz, das mit 4,6 Kilogramm das wohl schwerste Buch in dieser Region sein dürfte. Der Titel: „KulturKontrovers – Ruhrstadt“. Es erschien 2003 im Essener Klartext-Verlag. Gerd Willamowski (Foto oben), Dieter Nellen (Foto unten) und Manfred Bourrée gaben das Buch für den Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR) in Essen heraus – drei Namen, von denen zwei in Dorsten bestens bekannt sind. Dr. Gerd Willamowski, geboren 1944, war Richter in der Verwaltungsgerichtsbarkeit des Landes Nordrhein-Westfalen und von 1979 bis 1985 Beigeordneter und Stadtkämmerer in Dorsten. Nachdem er zehn Jahre lang Stadtdirektor von Ahlen war. Managte Willamowski von 1995 bis 2004 als Verbandsdirektor den Kommunalverband Ruhrgebiet. 2009 trat er als Bürgermeister-Kandidat der SPD und der Grünen in Ahlen an, unterlag aber mit 48 Prozent seinem CDU-Mitbewerber. Auch Dr. Dieter Nellen (Jahrgang 1949) war in Dorsten politisch tätig. Von 1984 bis 1989 war er SPD-Ratsmitglied, Fraktionsvorsitzender, Sprecher im Haupt- und Finanzausschuss, Vorsitzender im Kulturausschuss und im Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadtplanung, zudem Mitglied des Ausschusses für Schule, Kultur und Sport des Nordrhein-Westfälischen Städte- und Gemeindebundes sowie Vertreter der Stadt Dorsten im Landesverband der Volkshochschulen von Nordrhein-Westfalen. 1996 kam er als Leiter der Abteilung „Öffentlichkeitsarbeit, Region, Kultur und Sport“ zum Kommunalverband Ruhrgebiet, dessen Direktor Dr. Gerd Willamowski war. Zwei Jahre später wurde Dr. Dieter Nellen Leiter des Fachbereichs „Öffentlichkeitsarbeit und Regionalmarketing“ beim KVR. 2014 schied er aus, wechselte zur CDU und ging in Witten in die Kreistagspolitik. – Der dritte Herausgeber des Buches, Manfred Bourrée, geboren 1939, war leitender Redakteur beim Kommunalverband.
Kulturhaushalte der Kommunen, Museen, Kunstvereine, Theater
Wer das großformatige Buch „KulturKontrovers – Ruhrstadt“ (Foto) aufschlägt, findet auf 812 Seiten vieles über Kultur und Gesellschaft in deutschen Städten zu lesen und zu sehen. – Apropos „Buch aufschlagen“: Diese Redewendung kommt daher, dass Bücher früher Holzeinschläge hatten, die mit Riemenschließern aus Messing zusammengehalten wurden. Um diesen zu öffnen und das Buch lesen zu können, musste auf den Deckel geschlagen werden. – Das Buch hat nicht nur ein schweres Kilogramm-Gewicht, es ist auch inhaltlich schwerwiegend. In keiner anderen deutschen Region werden auf so engem Raum so viele Mittel von den Kommunen für kulturelle Zwecke bereitgestellt wie im Ruhrgebiet. Andererseits sind die einzelnen Ruhrgebietsstädte aufgrund ihrer Finanzkraft nicht in der Lage, den eigenen Kulturhaushalt so auszustatten wie andere vergleichbare Großstädte. Dies ist eines der Ergebnisse einer großangelegten Studie des Kommunalverbands Ruhrgebiet, die das kulturelle Potenzial des Ruhrgebiets im nationalen und internationalen Vergleich untersucht hat. Die Autoren der Studie vergleichen die kulturelle Infrastruktur und das Kulturangebot in 17 deutschen (darunter sieben Ruhrgebietsstädten) und sieben europäischen Städten. Das Buch behandelt die Bereiche Kulturhaushalte der Kommunen, Museen, Kunstvereine, Theater, Orchester, Festivals und Soziokulturelle Zentren. Die kritische Bestandsaufnahme bietet unbequeme Einsichten, soll aber vor allem Anstöße liefern für die Profilierung und gezielte Weiterentwicklung der kulturellen Potenziale der Region.
Weiterer Rekord: Das Guinness-Buch der Rekorde das meist gestohlene
Und was kostet dieses schwere Buch? Bei „amazon“ ist es online schon für wenige Münzen erhältlich, genau für 2,23 Euro. Mit Stand vom 20. April sind sieben Exemplare vorrätig. In anderen Online-Buchhandlungen ist es für 2,78 US-Dollar und zwischen 6,45 und 22 Euro erhältlich. Wie hoch die Versandkosten für ein Buch mit 4,6 Kilo sind, steht nirgends. Auch ist nicht bekannt, wie viele Bücher verkauft wurden. Bekannt ist aber der Verkaufsrekord eines Buches, dass mit drei Milliarden Exemplaren das meistverkaufte Buch der Welt ist: die Bibel. Es ist anzunehmen, dass die Bibel von religiösen Lesern nicht gestohlen wird. Dagegen animiert der Name des 1955 erstmals erschienenen „Guinness-Buch der Rekorde“ (Foto unten) zu einen neuen Rekord: Es ist das aus öffentlichen Bibliotheken meistgestohlene Buch der Welt.
Ein Buch ist erst ab 49 Seiten ein Buch – so die UNESCO
Bücher begegnen uns täglich, für viele Menschen sind sie aus ihrem Leben nicht wegzudenken. Ihre Auswirkungen auf die Entwicklung der Menschheit sind enorm, mit der Erfindung des Buchdrucks konnte die Aufklärung erst in diesem Maß ihren Gang nehmen. Grund genug, hier einige kuriose Fakten über Bücher zu sammeln, die so nicht jeder kennt. Rekorde rund ums Buch gibt es sehr viele. Von naheliegenden Rekorden – wie beispielsweise das größte und das kleinste Buch, bis hin zu sehr kuriosen Rekorden: Welches ist das meistverschenkte und gleichzeitig am wenigsten gelesene deutsche Buch? Hier eine kleine Auswahl der Rekorde, die verblüffen und auch zum Schmunzeln anregen, zu einem „Aha!“ oder einem „Naja!“ Die älteste noch in Betrieb befindliche Bibliothek der Welt ist die Vatikanische Bibliothek in Rom. Ihre Anfänge lassen sich bis ins 4. Jahrhundert zurückverfolgen. In der heutigen Form wurde sie 1451 von Papst Nikolaus V. gegründet.
In Deutschland herausgegeben, bringt das schwerste Buch 23 Kilo auf die Waage. Das weltweit schwerste Buch wiegt 210 Kilogramm und erschien 1961. Es heißt „Das Buch der Apokalypse“ und entstand unter Beteiligung Salvador Dalís und besteht aus Pergamentseiten. Das teuerste Buch der Welt ist Leonardo da Vincis Codex Leicester. Die 72 Seiten umfassende Sammlung zählt zu den bekanntesten seiner wissenschaftlichen Werke und wurde 1994 für 29 Millionen Euro verkauft – Käufer war Bill Gates. Apropos 72 Seiten. Die UNESCO anerkennt ein Druckwerk mit 72 Seiten als Buch voll an. Nur wenn es weniger als 49 Seiten hat, dann nicht mehr. Dann ist es eine Broschur, auch wenn es wie ein Buch gebunden ist.
Das meistverschenkte und gleichzeitig am wenigsten gelesene deutsche Buch war „Mein Kampf“ von Adolf Hitler. Da es sich zu Zeiten der NS-Diktatur recht schleppend verkaufte, wurde es an jedes frisch vermählte Ehepaar verschenkt.
Das am längsten ausgeliehene Buch lag 82 Jahre auf einem Dachboden. „Sunshine Sketches of a Little Town“ von Stephen Leacock wurde 1998 in Kanada beim Aufräumen gefunden, nachdem es ein Vormieter 1916 ausgeliehen hatte. Die Mahngebühren in Höhe von 7200 Kanadischen Dollar wurden aus Kulanz erlassen. Daran könnte sich die Dorstener Stadtbibliothek augenzwinkernd ein Beispiel nehmen und die auch weniger als 80 Jahre überzogenen Ausleihen kulanterweise nicht finanziell anmahnen.
Vielfältiges Programm der Stadtbibliothek Dorsten zum Welttag
Rund um den Welttag des Buches am 23. April 2021 bietet die Stadtbibliothek Dorsten ein vielfältiges Programm. Alle Aktionen sind kostenlos und werden über die Live-Streaming Plattform Zoom durchgeführt. Bereits am Dienstag, den 20. April, lud die Stadtbibliothek zu ihrem ersten digitalen 3D-Drucker-Workshop ein. Dabei handelte es sich um einen Drucker, der Objekte Schicht auf Schicht herstellt. In diesem Online-Kurs wurde der Umgang mit dem Drucker erklärt und ein Muster 3D-Modell erstellt. Für die ab Dreijährigen gibt es am Donnerstag (22. April) ab 15:30 Uhr etwas zum Lesen, Zuhören und Mitmachen. Dort wird per Live-Streaming die Geschichte „Bibi & Tina und die Fuchskinder“ vorgelesen. Mit Bewegungsaktionen tauchen die Kinder in die Geschichte ein und lassen sie im Wohnzimmer lebendig werden. Am Freitag (Welttag des Buches) haben Teilnehmerinnen und Teilnehmer ab zehn Jahren die Chance, in einem zweitägigen Kurs ihren eigenen Hörparcours aus einer Wahlgeschichte zu erstellen. Im Workshop „Ran an die App“ erlernen die Kinder den Umgang mit verschiedenen Endgeräten und ein Programm zu koordinieren.
Nachtrag: Wie oft mögen wohl die vier Buchstaben – nicht die eingangs erwähnten, sondern das Buch alleine stehend oder in anderen Wörtern eingebunden in diesem Artikel vorkommen? Wenn richtig gezählt, dann genau 65 Mal.