13. August 2020. – Dass wir mitten drin sind in den Hundstagen, spüren wir seit einigen Tagen vor allem körperlich. Bei Temperaturen bis zu 37 Grad, dazu teilweise noch mit Maske vor Mund und Nase, kommen wir ganz schön ins Schwitzen, wie unsere lieben Hunde und andere vierbeinige Haustiere auch. In Deutschland rund gibt es 10,1 Millionen Hunde, von denen rund 6500 in Dorsten kläffen, und 14,3 Millionen Katzen. Die heißesten Tage des Sommers sind kalendarisch europaweit angelegt vom 23. Juli bis 23. August und sind dem Hund gewidmet, dem „liebsten Freund“ des Menschen. Mit Hund im Namen bezeichnen wir auch andere ungute menschliche Gefühle und Zustände wie hundsmiserabel, hundsgewöhnlich, hundsgemein, hundemüde, hundekalt und manche unangenehme Personen werden sogar als Hundsfott gezeichnet, wie schlechtes Wetter mit Hundewetter. Was Wunder, dass da einem der literarische Spielfilm-Titel „Hunde, wollt ihr ewig leben“ von 1959 einfällt, der den letzten Krieg und den Nationalsozialismus zum Inhalt hat. In der literarischen Vorlage des Filmtitels kommt allerdings kein Hund vor. Der Titel spielt auf ein Zitat Friedrichs des Großen an, ein Hundefreund, der während der Schlacht bei Köln, die Preußen gegen Österreich verlor, seinen fliehenden Soldaten im Zorn zugerufen haben soll: „Ihr verfluchten Racker, wollt ihr denn ewig leben?“ Aus den Rackern wurden 1959 Hunde. Mit unseren Vierbeinern haben die Hundstage vom Namen her nichts zu tun. Denn die Hundstage beziehen sich auf das Sternbild „Großer Hund“. Der hellste Stern Sirius ist rund 30 oder 31 Tage lang zu sehen. Wegen seiner Lichtschwäche allerdings nur bei starker Dunkelheit.
Hundstage nicht mehr ganz identisch mit der astronomischen Sicht
Für die alten Ägypter kündigte bereit 3000 Jahre v. Chr. die Zeit, in der der Stern Sirius sichtbar war, das jährliche Nilhochwasser an, das den Boden überschwemmte und besonders fruchtbar machte. Der Aufgang des Sternbildes wurde von den alten Griechen als heliaktischer Aufgang bezeichnet, was so viel wie „mit der Sonne aufgehen“ bedeutet. Die Verschmelzung des Sonnenlichts mit dem „Feuer“ des Sirius sei Ursache der großen Hitze. Der Zeitraum vom 23. Juli bis 23. August wurde bereits im alten Rom festgelegt. Arabische Astronomen bezeichneten die in flirrender Sommerhitze besonders häufig erscheinenden Fata Morganen gar als den „vom Himmel tropfenden Speichel des Hundssterns“. Und noch heute ist die Bedeutung der Hundstage auch im Wortschatz der Russen verewigt: „Kanikuly“ – das russische Wort für Sommerferien – leitet sich von „dies caniculares“, den Hundstagen, ab. Die heißesten Tage des Jahres sind inzwischen aus meteorologischer Sicht Anfang Juli. An den Hundstagen hat das nichts geändert. Sie beginnen nach wie vor erst Ende Juli. Weil sich die Stellung der Sterne zur Erde im Laufe der Zeit immer mehr verschoben hat, ist die Bezeichnung der Hundstage aus astronomischer Sicht nicht mehr ganz korrekt. Heute ist der Aufgang des Sirius in Deutschland erst etwa ab dem 30. August zu sehen. – Das Foto zeigt eine historische Illustration des Sternbilds „Großer Hund“ von Marcus Tillius Cicero, röm. Philosoph, Politiker, Schriftsteller, 106 – 43 v. Chr. (British Library, digitale Sammlung).
Hundesteuer ist eine Einnahmequelle der Stadt
Verbleiben wir noch kurz bei den irdischen Hunden in Dorsten. Rückblick: Im Jahr 2012 gab es 4.373 angemeldete Einzelhunde, 762 Haushalte mit zwei Hunden und 134 Familien mit drei und mehr Hunden. Zudem 24 Hunde mit ermäßigter Steuer. Zusammen waren dies 5.293 „normale“ Hunde. Dazu kamen noch 43 Kampfhunde. Mitte 2014 waren insgesamt 6.031 Hunde angemeldet, 2013 waren es 6.086. Heute gibt es rund 6500 Hunde, deren Besitzer mit der Hundesteuer den Stadtsäckel im Jahr mit rund 650.000 Euro auffüllen helfen – eine bürokratisch höchst schwierige Steuer. 2013 nahm die Stadt so viel Hundesteuer ein wie nie zuvor. Das Statistische Landesamt teilte die Summe mit: 663.778 Euro. Zum Vorjahr ist dies ein Plus von 23 Prozent. Somit gehört Dorsten im Landesvergleich zu den Gemeinden, die durch ihre Hunde sehr gute Einnahmen haben. Statistisch gesehen nahm die Stadt pro Einwohner 8,80 Euro an Hundesteuer ein und befand sich somit auf Platz 17 aller 5.396 Gemeinden in NRW. Der Bund der Steuerzahler wettert grundsätzlich gegen die Hundesteuer: Sie sei lediglich dafür da, unter dem Deckmantel der Steuerpolitik die klammen Kassen zu füllen.
Landrat beauftragte 1857 die Polizei, Hundekennzeichen zu überprüfen
Dass Hunde versteuert werden müssen und es dafür eine Erkennungsmarke gab bzw. gibt, die der Hund beim Gassigehen möglichst am Halsband tragen soll, damit die Ordnungsbehörde die Steuertreue des Hundeherrchen oder Frauchens erkennt, ist heute wohl kein Thema mehr, wie es Mitte der 1850er-Jahre bestand. Denn erst 1855 verkündete der Recklinghäuser Landrat von Reitzenstein die Amtsblatt-Verordnung, nach der Hunde in Städten, wenn sie sich außerhalb der Wohnung des Eigentümers befanden, mit einem den Namen des Eigentümers, die Straße und die Hausnummer seiner Wohnung lesbar enthaltenen Halsband versehen sein mussten. Weiter heißt es in der Verordnung:
„Auf dem platten Lande müssen Hunde einen Knüttel [Knorren, Knotenstock], tragen, welcher an dem Halse des Hundes dergestalt befestigt ist, dass er zwischen den Vorderfüßen hängend, auf der Erde nachschleppt und dadurch das freie Umherlaufen des Hundes gehindert wird. Der Knüttel muss so lang sein, als die Höhe des Hundes im Stehen von der Sohle des Vorderfußes bis zu der Stelle, wo der Rückgrad in den Hals übergeht, senkrecht gemessen beträgt, und seine Dicke dem 8. Theile der Länge des Knüttels gleichkommen. Da diese Bestimmung noch häufig außer Acht gelassen wird [wenn ist das verdenken], so bringe ich dieselbe hierdurch in Erinnerung. Die Polizeibeamten sind angewiesen, Contraventionen gegen die obengedachten Vorschriften unnachsichtlich zur Bestrafung anzuzeugen. Recklinghausen, den 12. März 1857. Der Landrath v. Reitzenstein“
Dennoch Tausende von Hundehaufen im Stadtgebiet
Ob es damals auch Probleme mit dem Hundekot gegeben hat, ist hier nicht bekannt, vermutlich aber nicht. Die Vielzahl der Hunde hinterlassen heute stadtweit ihre Häufchen und Haufen. Wenn auch Herrchen oder Frauchen beim Gassigehen die Hinterlassenschaft ihrer vierbeinigen Lieblinge per Tüte entsorgen, so verbleiben immer noch Tausende Hundehaufen, die liegen bleiben. Beschwerden über Hundekot häufen sich in letzter Zeit. Hundehalter sind für ihre Hunde verantwortlich – auch für deren Hinterlassenschaften. Wer seinen Hund frei laufen lässt, nimmt in Kauf, dass das Tier seine Notdurft auf fremden Grundstücken verrichtet. Deshalb muss der Halter des Tieres auch für die Beseitigung der Hundehaufen auf fremden Grundstücken finanziell aufkommen. Das entschied das Landgericht Berlin im Mai 2017. Der Dorstener Stadtrat entschied Ende 2018, dass Hundehalter künftig immer einen Kotbeutel bei sich tragen müssen, wenn sie mit ihrem Hund ausgehen. Sollten sie keinen Beutel dabei haben, können sie zur Kasse gebeten werden. Es sei schwer, so die Begründung der Stadtverwaltung, Hunde „in flagranti“ zu erwischen. Selbst immer wieder gesehen: Manche Gassigeher haben zwar an ihrer Leine einen sichtbar angebrachten Kotbeutel, benutzen ihn aber nicht, sondern lassen das liegen, was ihr Hund gerade hingelegt hat. Kein Einzelfall. Doch die meisten räumen die Hinterlassenschaft ihrer Lieblinge weg. – Von all dem bleiben die Hundstage unberührt. Allerdings spüren deren Affenhitze auch die Hunde.