Von Wolf Stegemann
18. Januar 2020. – Eigentlich sind es Orte wie Los Angeles, Rom, New York und London, wenn man Weltprominenz vermutet und sucht, sei es in der Musik-, Sport-, Literatur- oder Künstlerszene. Wir sehen sie im Fernsehen, hören sie im Radio und lesen über sie in der Zeitung. Die Anfänge ihrer Prominenz bleiben uns oft verborgen. Und doch haben sie irgendwo, natürlich auch in der Provinz, „ihr Handwerkszeug“ mitbekommen. Beispielsweise Cornelia Funke als Schriftstellerin in Dorsten, die heute in den USA lebt. Auffallend ist Dorstens englische Partnerstadt Crawley, der hier unsere Aufmerksamkeit gilt. Crawley hat rund 70.000 Einwohner und liegt in West-Sussex. Seit 1973 gibt es die Städtepartnerschaft mit Dorsten, die von vielen Bürgern der beiden Städte engagiert getragen und gelebt wird. Mit Crawley sind einige Prominente in Verbindung zu bringen: aus der Musikszene Robert Smith (The Cure), Niomi Arleen McLean-Daley (bekannt als Ms Dynamite), aus der Sportszene der Fußballer Gareth Southgate, Alan Minter (Mittelgewichtboxer mit dem Kampfnamen Boom Boom), Chico (eigentlich Yousseph Slimani, Sänger), Daley Thompson (Zehnkämpfer und Olympiasportler) und aus der Medien-Szene Dan Walker.
Robert Smith und „The Cure“ – über Europa hinweg bekannt
Robert James Smith klingt nach einem Allerweltsnamen. Doch das, was er macht und ist, klingt einmalig und ist prominent. Er ist zwar nicht in Dorstens Partnerstadt Crawley geboren, sondern 1959 in Blackpool. Seine Familie zog nach Crawley, wo Robert Smith die Wilfrid-Schule besuchte und 1977 die Rockband „The Cure“ gründete. Mit ihr machte er international Furore. Robert Smith ist in „The Cure“ bei etlichen personellen Veränderungen das einzige konstante Mitglied geblieben. Die in Crawley gegründete Band hat bislang einen Rekordumsatz in einer Größenordnung von über 30 Millionen Euro gemacht. Wie durch seine Musik – oder bedingt durch seine Musik – so wurde Robert Smith auch durch sein geschminktes Gesicht visuell bekannt. Dieses ist heute von seiner Person nicht mehr zu trennen. Bei seinen Auftritten ist der Lippenstift, mit dem er seinen Mund stark einfärbt, stets verschmiert. Das ist sein Erkennungszeichen geworden. Dazu kam es rein zufällig. Als er bei seinen Auftritten mit geschlossenen Augen dicht am Mikrofon sang, verschmierte es den zuerst ordentlich aufgetragenen Lippenstift. Da entschloss er sich, dies zu seinem Erkennungszeichen zu erheben. Einem Reporter der Zeitschrift „Rolling Stone“ antwortete er 2004 auf die Frage, ob er sich einen ungeschminkten Robert Smith vorstellen könne: „Ich trage immer noch Make-up und trage es später am Abend auf. Es ist aber nur ein Teil von dem, was ich bin, wenn ich Menschen begegne. Wenn ich Dinge tue, fühle ich mich anders. Wenn ich zu Hause oder draußen im Garten sitze, dann trage ich nicht generell Make-up auf.“
Gareth Southgate – Fußballer, Nationalspieler und -trainer
Der ehemalige Schüler der Hazelwick-Schule in Crawley, geboren am 3. September 1970 in Watford, kann sich rühmen, den gleichen Namen zu haben wie der Stadtteil, wenngleich das Zufall sein dürfte. So trägt er seine Stadt stets mit sich, ganz gleich, wo er sich befindet. Er bestritt 57 Länderspiele für die englische A-Nationalmannschaft und nahm zwischen 1996 und 2000 an zwei Europameisterschaften (1996 und 2000) teil. 1995 debütierte Southgate als englischer Nationalspieler und war 1996 ein wichtiger Spieler in der Abwehr. Er zog mit seiner Mannschaft bis ins Halbfinale der Europameisterschaft ein. Doch sorgte er dort mit einem verschossener Strafstoß im Elfmeterschießen gegen Deutschland dafür, dass der Gastgeber England aus dem Turnier ausschied. Die größten sportlichen Erfolge von Southgate, der vor allem wegen seines missglückten Elfmeters im Halbfinale der Europameisterschaft 1996 in Erinnerung blieb, waren 1996 und 2004 die beiden Siege im Ligapokal und 2006 das Erreichen des Endspiels im UEFA-Pokal. Gareth Southgate ist heute Trainer der englischen Fußballmannschaft „In Schlips und Kragen“. 2018 wurde Southgate mit dem „Order of the British Empire“ im Rang eines Offiziers (OBE) ausgezeichnet. Sozial engagiert er sich als Botschafter bei „Show Racism the Red Card“.
Alan Minter – Profiboxer mit Olympia-Bronze und Europameister
Der ehemalige britische Profiboxer im Mittelgewicht und zweifache Weltmeister Alan Minter, genannt „Boom Boom“, wurde 1951 in Penge/Kent geboren und zog nach Crawley, wo er dem Amateurboxclub beitrat. Er bestritt 49 Kämpfe, gewann davon 39. Im Jahr 1970 nahm er an einem multinationalen Amateurturnier in den Niederlanden teil, gewann die Silbermedaille und wurde trotz des 2. Platzes, zum besten Boxer des Turniers gewählt. 1971 wurde er britischer Meister im Mittelgewicht und nahm an der 19. Europameisterschaft in Spanien teil, wo er im Viertelfinale unterlag. Bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München, erreichte er den 3. Platz im Halbmittelgewicht und musste sich mit der Bronzemedaille begnügen. Seinen ersten Profikampf absolvierte er am 31. Oktober 1972 und gewann ihn durch technischen k.o. Nach fünf Siegen in Folge wurde er 1975 durch Punktsieg britischer Meister im Mittelgewicht. Seinen Titel verteidigte er erfolgreich gegen Billy Knight und bei einem Rückkampf gegen Kevin Finnegan, ehe er den Titel niederlegte, um den amtierenden Europameister herausfordern zu können. 1977 wurde er schließlich neuer Europameister im Mittelgewicht, auch erneut britischer Meister. 1978 gewann er durch k.o. gegen den Italiener Angelo Jacopucci, der anschließend im Koma lag und verstarb. Der Ringarzt wurde später wegen Totschlags verurteilt, da er nach Ansicht des Gerichts, den Kampf schon vorzeitighätte abbrechen müssen.
1980 kam es zum Titelverteidigungskampf gegen den US-Amerikaner Marvin Hagler in der Wembley Arena. Minter verlor diese Begegnung durch technischen k.o., da der Ringrichter den Kampf wegen einer Verletzung über Minters linkem Auge abbrach. Vor dem Kampf hatte Minter gesagt, er wolle seinen „Titel nicht an einen schwarzen Mann verlieren“ (Original: „I don’t want to lose my title to a black man.“) Daraufhin attackierten Zuschauer den Boxring mit Wurfgeschossen, worauf beide Boxer von der Polizei aus dem Ring geleitet werden mussten. Ein Jahr später versuchte Alan Minter erneut Europameister zu werden, scheiterte und beendete seine Profikarriere.
Dan Walker – Medienmann beim Sender BBC
Daniel Meirion „Dan“ Walker wurde 1977 in Crawley geboren, lebt seit seinem 18. Lebensjahr in Sheffield (South Yorkshire), wurde Journalist und Fernsehmoderator. Bekannt als „Mr. BBC“ war und ist er zuständig für die Präsentation von BBC-Fernsehprogrammen einschließlich „Football-Focus“ von 2009 und „BBC-Breakfast“ ab 2016 bis beute. Er stellt auch Shows auf BBC-Radio 5 Live und hat sich auf den Sport präsentiert „BBC News Channel“ sowie regelmäßig für die Berichterstattung „Final Score“ und „Spiel des Tages“. Nach den Schulabschlüssen in Crawley studierte er Geschichte und Journalismus an der Universität Sheffield. Walkers professionelle Broadcast-Karriere begann mit Berufserfahrung in Sheffield. Ab 1999 arbeitete Walker als Sportmoderator und Kommentator für einen Radio-Sender in Manchester, ging dann zum Fernsehen, erhielt 2005 für seine Sendungen den „Royal Television Society Sports Award“. Im Jahr 2006 begann Walker in London zu arbeiten und begann 2008 mit umfassender Sportberichterstattung, besuchte FIFA-Weltmeisterschaftsturniere 2010 in Südafrika und folgende, machte Karriere beim Sender BBC. Walker ist ein aktiver Mäzen mehrerer Hilfsorganisationen einschließlich des Krankenhauses und der Kinderhilfsorganisation in Sheffield. Er organisiert jedes Jahr einen Golftag für soziale Zwecke, legte den ersten Stein für einen Krankenhausanbau im Jahr 2015.
Ms. Dynamite – Sängerin, Rapperin, Songschreiberin, Komponistin
In den offiziellen Informationen ist ihr Geburtsort mit London angegeben, so auch in Wikipedia. Doch, so stellte der englische Reporter Dave Comeau fest, ist die englische Sängerin, Rapperin, Songschreiberin und Musikproduzentin Ms. Dynamite als Niomi Arleen McLean-Daley 1981 in Crawley geboren worden. Sie wuchs in Camden auf und verbrachte einen großen Teil ihrer Jugend in Hackney. Ms. Dynamite ist ihr Künstlername. Ihr Vater ist Jamaikaner, ihre Mutter Schottin. Sie ist die älteste von elf Geschwistern und wollte Musikerin werden. Zur Schule ging sie in London. Ms. Dynamite (ursprünglich Lady Dynamite) wurde zum ersten Mal als Sängerin von Polydor entdeckt. 2002 erschien ihr Debüt-Album „Ein wenig tiefer“, für das sie den renommierten „Mercury Music Price“ bekam. Die 20.000 Pfund spendete sie für soziale Zwecke. Ein Jahr später erschien ihr Album in den USA. Sie trat bei der Abschlussfeier der Commonwealth Games 2002 in Manchester auf, 2005 im Live-8-Konzert im Londoner Hyde Park. Es erschien ein weiteres Album, das allerdings nicht so erfolgreich war wie das erste. Es erreichte Platz 25 in den britischen Charts. Im Januar 2006 wurde Ms. Dynamite vor einem Londoner Nachtclub nach einer Schlägerei verhaftet, weil sie einen Polizisten ins Gesicht geschlagen hatte. Sie kam in Haft, bekannte sich schuldig und wurde zu 60 Stunden „Zivildienst“ verurteilt. Die Veröffentlichung einer vorbereiteten Single, die im Januar 2006 erscheinen sollte, wurde gestoppt und eingestellt. Eine Sammlung von neuen und kommenden Liedern erschien im September 2006. Im November nahm Ms. Dynamite an der TV-Show „Das Rennen“ teil, in dem zehn Prominente verschiedener Herkunft gegeneinander in 30 Runden („Formel Ford“) antraten. Ms. Dynamite, die geborene Crawleyerin, fuhr mit 100 MeilenGeschwindigkeit gegen eine Boxenwand, wurde durch die Luft geschleudert undkam für kurze Zeit ins Krankenhaus. Erst 2007 trat sie wieder in der Öffentlichkeit auf und erreichte wieder vordere Plätze in den „UK-Single-Charts“. Bis heute.
Daley Thompson – Aufnahme in die IAAF-Hall of Fame
Er wird mitunter als einer der größten jemals in Großbritanniens lebenden Sportler bezeichnet und zusammen mit Namen wie Jesse Owens und Michael Phelps genannt. Daley Thompson gewann Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen 1980 und 1984 und brach vier Mal Weltrekorde. Mit Crawley hatte er nur insoweit etwas zu tun, als dass er dort eine Zeit lang für seine Sportkarriere trainierte. Denn Daley Thompson studierte Physik, Biologie und Geographie am Crawley College of Technologie. In dieser Zeit trainierte er bereits fleißig für seine Zehnkampf- und Fußball-Karriere. Er gewann 19 von 37 Zehnkämpfen, bei denen er angetreten war, wurde Olympiasieger, Weltmeister sowie Europameister und war Sieger der Commonwealth Games. Von 1980 bis 1986 blieb er im Zehnkampf ungeschlagen. Er stellte im Lauf seiner Karriere vier Weltrekorde auf, deren letzter acht Jahre lang nicht übertroffen werden konnte. Daley Thompson, eigentlich Francis Morgan Thompson, wurde 1958 in Notting Hill/London geboren. Sein Vater war Nigerianer, seine Mutter Schottin. 1975 absolvierte er seinen ersten Zehnkampf und siegte mit 6685 Punkten. Im Lauf des Jahres 1975 konnte sich Thompson bei zwei weiteren Zehnkämpfen weiter steigern. Er siegte bei den britischen Juniorenmeisterschaften 1975, nahm am 4. und 5. Oktober an einem Länderkampf gegen Frankreich teil und belegte den zweiten Platz. In den Folgejahren nahm er an allen Zehnkampf-Meisterschaften im Land und in der Welt, an Länderausscheidungen und an Olympischen Spielen teil. Im Juli 1992 war die letzte Zehnkampf-Aktivität seiner Karriere. Bemerkenswert an diesem letzten Start war immerhin, dass es Thompsons einziger Zehnkampf-Start in England war. Er hatte seine Karriere im walisischen Cwmbran begonnen, gewann die Goldmedaille bei den Commonwealth Games im schottischen Edinburgh, aber in England war er vorher nie angetreten.
Nach seinem Europameisterschaftserfolg 1982 mit neuem Weltrekord wurde Thompson zum Sportler des Jahres in Großbritannien gewählt und 1983 mit dem Offiziersrang des „Order of British Empire“ (OBE) geehrt, 2000 wurde er Commander. 2003 wurde er als Sportler in die „Hall of Fame“ und 2013 in die „IAAF Hall of Fame“ aufgenommen. Das ist eine virtuelle Ruhmeshalle, die im Jahr 2012 durch die International Association of Athletics Federations (IAAF) begründet wurde. Die Aufnahme gilt als höchste Auszeichnung des internationalen Leichtathletikverbandes. In englischsprachigen Quellen wird Thompson häufig als der erste Sportler bezeichnet, der gleichzeitig den Titel eines Olympiasiegers, Weltmeisters, Europameisters und Siegers bei den Commonwealth Games in einer Einzeldisziplin hielt. Da außer den vier Mannschaften aus England, Schottland, Wales und Nordirland nur wenige europäische Länder wie Malta und Zypern an Commonwealth Games teilnehmen, reduziert sich diese Aussage darauf, dass Thompson der erste Brite in einer Olympischen Individualsportart war, der ohne Unterbrechung bei allen großen Meisterschaften gewann.
Chico – Mit „Chico Time“ Millionen erobert und eingenommen
Der Sänger Chico heißt eigentlich Yousseph Slimani. Er wurde 1971 im Bridgeend (South Wales) geboren. Seine Eltern waren Muslime und ließen sich scheiden, als er zwei Jahre alt war. Daher verbrachte er seine Kindheit als Ziegenhüter bei seiner Großmutter in Oujda/Marokko, während sein Vater in Crawley lebte und seine Mutter in Belgien. Als er 14 Jahre alt war, kam er zu seinem Vater nach Crawley, absolvierte dort die Schule und begann ein Jugendausbildungsprogramm als Friseur, bevor er als Elektriker arbeitete. Nebenbei beteiligte er sich an einer exotischen Tanzgruppe namens „Extreme Kraft“ und arbeitete zeitweise auch als Stripper. Er wollte Musiker werden, schrieb und sang daher auch Lieder. Bereits 2006 lag sein Titel „Es ist Chico-Zeit“ auf Nummer 1 der britischen Charts. Im Jahr 2008 erschien er in der Reality TV Show „CelebAir“ auf dem dritten Platz. Slimani, zunächst in der Presse verspottet, nahm dies selbst spöttisch auf. Seine Auftritte begannen oft mit seinem Ruf ins Publikum „Wie spät ist es?“. Das Publikum rief zurück „Es ist Chico Time!“ Besonders unvergesslich für viele gilt sein Auftritt bei Osbournes’ „Nach Hause“, in dem er in einen flachen Pool gesprungen und im Wasser getanzt hatte, immer noch das Mikrofon in der Hand haltend. Showmanager von Sendern bezeichneten Chico als einen „geborenen Entertainer“, förderten ihn und gaben ihm Sendezeiten. Seine Single „Es ist Chico Time“, veröffentlicht im Februar 2006, blieb zwei Wochen lang auf Platz 1 der „UK-Single-Charts“. Weitere Singles erschienen, darunter auch muslimische Songs, und bald hatte er auch eine eigene TV-Show. Chico beteiligte sich an der Produktionsfirma namens Unity Films. 2005 spielte er einen männlichen Stripper in Roberto Gomez Martin’s „Hell to Pay“, ein Unterwelt-Gangsterfilm in London. Weitere Filme mit ihm folgten. Chico ist verheiratet mit Daniyela Rakic. Sie haben zwei Kinder. Sein Konto wird auf zwei Millionen US-Dollar geschätzt.
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