Von Wolf Stegemann
25. September 2019. – Ende 2017 beschloss der Rat der Stadt, auf Vorschlag der Verwaltung die Grünanlage des Antoniusplatzes mit einer 4400 Quadratmeter großen Tageseinrichtung für Kinder in städtischer Trägerschaft zu bebauen. Die Größe nimmt die gesamte Grünanlage ein. Die Baukosten werden mit rund 2,4 Millionen Euro veranschlagt. Denn dieser Standort, so die Stadtverwaltung, decke ein größtmögliches Einzugsgebiet in Holsterhausen ab. Der neben der Parkanlage liegende Kinderspielplatz soll erhalten und in das Gesamtkonzept eingebettet werden. Der alte Baumbestand (siehe Foto) würde aber erhalten bleiben, so die Verwaltung 2017 in der „Dorstener Zeitung“.
Teil des alten Baumbestandes wurde nun doch abgeholzt
Mit dem Bau des Kindergartens wurde im September 2019 begonnen. Obwohl vor zwei Jahren von der Stadtverwaltung über die Tageszeitung verkündet wurde, dass der alte Baumbestand nicht angetastet werde, wurde jetzt doch rund die Hälfte des Baumbestands gefällt, was vor Ort von einem städtischen Mitarbeiter mit dem Hinweis begründet wurde, diese Reihe Bäume sei morsch gewesen und hätten sowieso gefällt werden müssen. Wie auch immer. Die Zusage der Stadt wurde nun auch in diesem Fall nicht eingehalten. Wer den Platz mit dem Rundum-Baumbestand kennt, der muss das Abholzen sogar erwartet haben, denn Zufahrt und Parkmöglichkeiten müssen ja auch geschaffen werden. Doch warum dann bei der Durchsetzung des Verfahrens diese falsche Aussage? Vielleicht, damit der Verwaltungsbeschluss auch den Rat passiert und die Öffentlichkeit stillhält sowie keine Proteste und Einwände kommen. Irgendwie erinnert das an die ebenfalls falschen Aussagen der Stadt beim Mercaden-Projekt und so manchem Straßenbauprojekt.
Grünanlage war Sammelort für verschiedene Vögel und Eichhörnchen
Bis vor vier Wochen war die Grünanlage zwischen Wennemarstraße, Breslauer Straße und Antoniusstraße Jahr für Jahr ein Sammelort für Vögel. Scharenweise kamen zu bestimmten Zeiten regelmäßig Krähen, manchmal bis zu 50 bis 70 Stück. Sie sammelten sich auf der Wiese zwischen den Bäumen, pickten und blieben, bis sie nach ein paar Stunden, wieder wegflogen. Anderntags oder in den folgenden Tagen kamen sie wieder, bis sie dann längere Zeit wegblieben. Bäume und Grünanlage waren ein Paradies für Eichhörnchen, Elstern und Tauben.
Die Fertigstellung des Kindergartens ist für Anfang 2020 vorgesehen. Die Tageseinrichtung bietet Platz für insgesamt 85 Kinder in vier Gruppen: drei mit jeweils 20 Plätzen für Kinder im Alter von 2 bis 6 Jahren sowie eine mit 25 Plätzen für Kinder von 3 bis 6 Jahren. Von den 2,4 Millionen Euro Kosten übernimmt das Land rund 1,8 Millionen Euro aus Landes- und Bundesförderprogrammen zur Schaffung von neuen Kindertagesbetreuungsplätzen. Der öffentliche Spielplatz gleich daneben soll neu angelegt werden. Doch darüber wird Bürgermeister Stockhoff am Dienstag, den 1. Oktober, um 19.30 Uhr im Haus der Familie an der Olbergstraße die Holsterhausener unterrichten.
Weitere neue Unwahrheiten der Stadt gegenüber der Öffentlichkeit
Die Stadt Dorsten dementierte in der „Dorstener Zeitung“ vom 10. September, dass es sich bei den gefällten Bäumen um alten Baumbestand handele, der in den 50er-Jahren entlang der Wennemarstraße und der Antoniusstraße angepflanzt worden wurde, „sondern um Bäume, die sich auf der Fläche selbst ausgesät haben“. Was für ein Unsinn. Denn es wäre ein Naturwunder, wenn sich Bäume selbst so ausgesät haben sollten, dass sie in einer Reihe entlang der Breslauer Straße dann so stehen, dass sie in Abständen den Platz so einfasste, wie die gepflanzten Baumreigen an den beiden anderen Straßen. Fakt ist, dass alter Baumbestand gefällt wurde. Warum also diese leicht durchschaubaren Ausreden gegenüber den Bürgern? Auch wurden die abgeholzten Bäume nicht nach ihrem Alter ausgesucht und abgeholzt, sondern nach der Planung des entstehenden Kindergartens. Als die Planer die Bäume, die gefällt werden sollten, mit grünen Kreuzen versahen, wählten sie sie nicht nach Alter aus, wie man beobachten konnte. Die Planer sahen auf einen großen Plan, den einer von ihnen in Händen hielt und einer deutete dann auf einen Baum, der ein grünes Kreuz bekam. Und das war u. a. die Reihe an der Breslauer Straße, wo mindesten drei Bäume durch ihren Wuchs zumindest das gleiches Alter aufwiesen, wie der übrige alte Baumbestand. Das Foto in der DZ (unten) gibt darüber auch ohne Worte Auskunft. Wenn an einem Platz, auf dem ein Kindergarten mit Zuwegung und Parkmöglichkeiten gebaut wird, der von Baumreihen umgeben ist, dann wird doch jedem einleuchten, dass Bäume wenigstens an einer Seite des Platzes gefällt werden müssen. Und das sind die an der Breslauer Straße, zu sehen auf dem Bild oben. Warum also gegenüber den Bürgern solche Ausreden? Wo doch Bürgermeister Tobias Stockhoff nicht müde wird, immer wieder Bürgernähe der Verwaltung zu beschwören.
Der Platz, den es jetzt nicht mehr gibt, hat auch Geschichte und Geschichten
Vor 1933 war der Platz offiziell der „Marktplatz“ von Holsterhausen. Dann wurde er in „Adolf-Hitler-Platz“ umbenannt, bis ihn die Amerikaner 1945 diesen Namen wieder entzogen hatten. Marktplatz war er deshalb, weil er in der Mitte von Holsterhausen liegt, zwischen dem damals noch bäuerlich geprägten Dorf und den Bergbausiedlungen dies- und jenseits der Borkener Straße. Daher erfüllte er die Voraussetzungen, ihn nach den Führer und Reichskanzler zu nennen. Die Antoniusstraße, die den Platz an der Schmalseite begrenzt, hieß bis 1945 Adolf-Hitler-Straße.
Die von der NSDAP gepflanzte Hitler-Eiche wurde nachts umgeknickt
Von der Holsterhausener NSDAP wurde am 1. Mai 1933 zu Ehren Hitlers auf dem Antoniusplatz bzw. „Adolf-Hitler-Platz“ mit großem Trommel-Tamtam und Hakenkreuzfahnen eine „Hitler-Eiche“ gepflanzt. Beim Pflanzen verkündete der Holsterhausener NSDAP-Ortsgruppenleiter Dietz, dass diese Eiche ein „nationalsozialistisches Symbol des neuen Deutschland sei, denn der Nationalsozialismus werde die nächsten Jahrhunderte blühen wie diese Eiche“. Die Holsterhausener Hitler-Eiche blühte nie, sie überlebte nicht einmal die erste Nacht. Unbekannte aus dem kommunistischen Milieu knickten sie nachts um. Die NSDAP machte davon offensichtlich kein öffentliches Aufheben, denn es mochte für sie doch sehr peinlich sein – gegenüber der NSDAP-Gauleitung in Münster oder auch bis Berlin. Erst nach dem Krieg bekannte sich ein ehemaliger Holsterhausener Kommunist zur Tat, der aber nicht genannt werden wollte und schon lange verstorben ist. In der Nachkriegszeit spielten Kinder auf dem Platz Fußball und jedes Jahr stand 14 Tage lang die Dreschmaschine von Willi Mense auf dem Platz. Kleine Nebenerwerbsbauern konnten in dieser Zeit dort ihr Stroh dreschen. Danach fuhr Mense seinen Dreschkasten zum Strohdreschen zu den einzelnen Bauernhöfen, um dort deren Stroh zu dreschen.
Es macht wütend, einfach nur wütend, welch dreiste unurchschaubare Behelfslügen der Bevölkerung ohne mit der Wimper zu zucken aufgetischt werden. Wo bleibt der Anstand, Herr Bürgermeister, Präsentant der christlich demokratischen Union? Schamlos.