31. März 2017. – Woher kommt der Aprilscherz? Auf diese Frage gibt es keine eindeutige Antwort. Je nach Region werden vier unterschiedliche Erklärungen in Erwägung gezogen: Schärfung der Sinne für Unglück, Rache des Volkes an Hochwohlgeborenen, eine Kalenderreform und ein römisches Narrenfest. Die Redewendung „in den April schicken“ ist in Bayern wohl schon seit 1618 sicher verbürgt. Aber eine der am häufigsten genannten Entstehungstheorien bezieht sich bereits auf eine 1564 durchgeführte Kalenderreform des französischen Königs Karl IX, der den Neujahrstag vom 1. April auf den 1. Januar verlegte. Daraufhin verschickten humorige Mitmenschen zum Apriltag Einladungen zu Neujahrsfestivitäten, die es nicht mehr gab. Wer dennoch kam, hatte zum Schaden der Anreise auch noch den Spott. Von Frankreich aus sollen sich dann derartige Aprilscherze mit Soldaten über Europa verbreitet haben, wo sie umgeformt und ausgeweitet wurden. Der Begriff „Aprilscherz“ bürgerte sich jedoch erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. In „Grimms Deutschem Wörterbuch“ von 1854 ist zwar der „Aprilsnarr“ verzeichnet, aber noch nicht der „Aprilscherz“.
Medien schicken ihre Leser und Hörer gern in den April
Immer wieder beteiligen sich internationale Presseagenturen an 1. April-Scherzen. Beispielsweise wird vor dem Umweltgift Dihydrogenmonoxid (H2O) gewarnt, „einem Hauptbestandteil des sauren Regens, welches in Tumoren und Kernkraftwerken zu finden sei und beim Einatmen tödlich wirke“. Es handelt sich hierbei schlicht um Wasser. Im Gegensatz zu einem normalen Aprilscherz wurde hier nichts Falsches gesagt. Er wirkt durch die Unkenntnis der Leser. Häufig kursierte zum 1. April auch die Nachricht, dass in Großbritannien oder Nordirland der Rechtsverkehr eingeführt werde. Die britische Rundfunkanstalt BBC zeigte am 1. April 1957 einen scherzhaften Dokumentarfilm, der den erfundenen Spaghetti-Baum zum Thema hatte. Die Sendung wurde von etwa acht Millionen Zuschauern gesehen, von denen Hunderte anschließend bei der BBC anriefen, um sich zu vergewissern, ob Spaghetti wirklich auf Bäumen wüchsen, und andere sogar erfahren wollten, wie sie diese selbst anbauen könnten.
DZ: Wiederaufstellung der „Germania“ in Dorsten mit Heinos Schlager
Man muss gar nicht nach England schauen. Mitte der 1980er-Jahre musste in Dorsten die alte Eisen-„Germania“, der noch jüngere Sänger Heino sowie der Tennisverein in der Feldmark für einen Aprilscherz herhalten. Der Verfasser dieses Artikels war damals Mitglied in der RN-Redaktion (heute DZ) für Kultur und Geschichte zuständig. Er hatte gerade zusammen mit dem Stadtdirektor Dr. Zahn den Antrag gestellt, die 1896 vom Dorstener Kriegerverein aufgestellte „Germania“ in mittlerweile ramponiertem Zustand als Mahnmal, wohin Krieg mit seinen Darstellungen führen kann, wieder aufzustellen. Das wurde mit einer Stimme Mehrheit im Rat abgelehnt, doch ein CDU-Ratsherr meldete sich zu Wort und wollte nun das Kriegs-Relikt auf eigene Kosten renovieren und am Tennisplatz in der Feldmark wieder als stolze „Germania“ aufstellen, was natürlich verweigert wurde. Darüber berichtete die Zeitung. Und am 1. April war in der Zeitung zu lesen, dass es nun soweit sei, die alte Germania werde in neuer Frische am Tennisplatz in der Feldmark wieder aufgestellt. Zur Einweihung käme der dunkelstimmige Barde Heino und sänge seinen Schlager von der „schwarzen Barbara“ – nur umgesungen auf die „schwarze Germania“. Bürgermeister Ritter und andere würden zu seinem Timbre das die Germania verhüllende Tuch lüften.
Und dann trat das für alle Unerwartete ein. An dem Tag, an dem diese Enthüllung stattfinden sollte, klingelte in der Redaktion das Telefon. Eine hektische und an der Grenze zum Hysterischen klingende Frauenstimme fragte, wo denn nun das Denkmal stehe. Sie könne es nicht finden. Sie rief von einer Telefonzelle aus an und im Hintergrund waren Kinderrufe zu hören. Das klärte sich auf, den die Frau war Grundschullehrerin und war mit der Schulklasse zum angegeben Platz in der Feldmark gegangen, um mit ihren Kindern Heino live zu erleben. Als sie hörte, das sei ein Aprilscherz, war sie still und sagte nur noch „O, mein Gott!“ und legte auf. Später rief sie noch einmal an und bat darum, nicht darüber zu schreiben, was die Redaktion akzeptierte. Jetzt, rund 30 Jahre später, ist anzunehmen, dass darüber geschmunzelt werden kann.
WAZ: Aprilscherz geriet in Dorsten zum größten Patzer des Redakteurs
Gerhard Schute, Redakteur bei der Dorstener WAZ, berichtete von einem Aprilscherz Mitte der 1970er-Jahre in Dorsten. Es sei der größte Patzer seiner beruflichen Laufbahn gewesen. Schute hatte als Aprilscherz einen Bericht verfasst, in dem Dorsten der Standort des größten Bordells der Region werden sollte. Am 31. März war es ihm doch zu heikel, diesen Text am 1. April zu veröffentlichen. Deshalb kam ein anderer Artikel in die Zeitung. Eine Woche später jedoch wurde der Bordell-Bericht durch eine Panne in der Zeitungstechnik doch noch gedruckt. Es war für den Journalisten sehr schwer, den Leuten zu erklären, dass es sich nur um einen verspäteten Aprilscherz handelte.
Wulfen-Wiki: Prinz William und seine Braut wurden in der Muna erwartet
Und Christian Gruber meldete in seinem Online-Magazin „Wulfen-Wiki“ 2011, dass die Royals, Prinz William und seine Braut Kate, inkognito ihren Landsleuten in der der Muna in Wulfen einen Besuch abstatten würden. Das Gelände sei riesig und würde vom deutschen und britischen Militär perfekt abgeschirmt, so dass kein Paparazzo selbst mit dem längsten Teleobjektiv eine Chance auf ein Foto hätte. Außerdem habe die Braut Kate Middleton mit einer in England lebenden Tochter von Virginia Lehmann (Barkenberger Allee) zusammen den Ersten-Hilfe-Kurs für die Führerscheinprüfung in Great Yarmouth besucht. Der Kommandeur Oberstleutnant Rudolf Haller habe auf die Anfrage von Wulfen-Wiki geantwortet: „Ich sage dazu nichts. Und nichts wird man wohl noch sagen dürfen. Eine Antwort bekommen Sie gerne am 29. April.“
Heinrich IV. wollte ein Schäferstündchen
Aus dem Frankreich des frühen 17. Jahrhunderts stammt die Geschichte von Heinrich IV, der an einem 1. April angeblich die Einladung zu einem Rendezvous von einem 16-jährigen Mädchen aus dem einfachen Volke erhalten hatte. Da der König nicht abgeneigt schien, nahm er die Offerte an und begab sich auf ein abgelegenes Lustschlösschen, um sie dort zu treffen. Dort erschien aber nicht die erhoffte, unbekannte Schöne, sondern der eigene Hofstaat inklusive der werten Frau Gemahlin des in den April geschickten Königs. Sie dankte ihm dafür, dass er ihrer Einladung zum „Narrenball“ gefolgt sei.
Für Christen ein Unglückstag und für die Römer ein Fest der Dummen
Das Christentum kennt ebenso eine Erklärungen für dieses spezielle Datum: An einem 1. April soll der gefallene Engel Luzifer in die Hölle eingezogen sein. Auch ist dies eventuell der Geburtstag von Judas Ischariot, dem Jünger, der Jesus verraten hatte. Den Christen verheißt dieser Tag also Unglück, vor dem man sich hüten sollte. Vermutet wird schließlich noch ein Zusammenhang mit dem römischen zu Ehren des Gottes Quirinus, der in späteren Zeiten des römischen Reiches mit Romulus gleichgesetzt wurde. Die so genannte Quirinalia wurde auch als Fest der Dummen und Narren bezeichnet. Es fiel allerdings im römischen Kalender bereits auf den 17. Februar, so dass nur spätere Kalenderreformen eine Verschiebung dieses Tags auf den 1. April bewirkt haben konnten. – Zum Schluss noch ein paar Fakten zum 1. April, die wirklich keine Aprilscherze sind: Am 1. April 1915 wurde Reichskanzler Bismarck geboren und 1932 die Schauspielerin Debbie Reynolds. 1933 organisierten die Nazis in Deutschland den Boykott jüdischer Geschäfte. Damit begann die Verdrängung der Juden aus den Wirkungsbereichen und Berufen aller Art. 1979 rief Ajatollah Khomeini im Iran die Islamische Republik aus und am 1. April 1969 durfte sich der Vorsitzende der Kommunistischen Partei Chinas als „Nachfolger“ Mao Tsetungs nennen. Und am morgigen Sonntag, den 1. April 2017, sollen die Anti-Terror-Betonklötze in der Fußgängerzone von Dorsten angemalt werden, so die „Dorstener Zeitung“. – Soll noch mal jemand sagen: „April, April, er weiß nicht was er will!“