„Erste Dorstener Männertage“ – eine Rückbesinnung auf eigentlich Überflüssiges. Oder waren sie doch wichtig? Vielleicht sogar ein kulturelles Highlight?

Eine augenzwinkernde Betrachtung von Wolf Stegemann

7. Oktober 2016. – Was den Frauen recht ist, scheint den Männern billig zu sein. Männer wollten nun auch ihre Tage haben, wie sie die Frauen einmal im Jahr haben. Und sie bekamen sie auch im September 2016. So ganz alleine wollten sie Männer dann doch nicht dastehen. Deshalb holten sie die eine oder andere Frau in ihr Männerboot. Die städtische Gleichstellungsbeauftragte Vera Konieczka machten sie quasi zur Patin der Auftaktveranstaltung „Mannomann“, der „großen Männerrevue“. Sie kam dazu, wie die legendäre Jungfrau zum Kind. Denn in der DZ sagte sie darüber, man habe ihr die Patenschaft der Männerrevue wie ein neugeborenes Kind in den Arm gelegt. Männer, darunter solche, die glauben, gestandene Kerle zu sein – toll, klug, einfältig, wissend oder unwissend – verkündeten acht Tage lang in zehn Veranstaltungen ihr Credo, gleichsam das Motto dieser Männerwoche: „Männerthemen sind auch Frauensache!“ Na ja! Die Gleichstellungsbeauftragte hätte sich jedenfalls mehr „nachdenklichere Veranstaltungen“ gewünscht, wie sie am 10. September in der DZ zitiert wurde.

Wann ist der Mann ein Mann?

Ein ehrenamtliches Männer-Komitee hatte alles vorbereitet und sich auch der Klischees bedient, die man mit Männern in Verbindung bringen kann, wie das von Superlativen nur so strotzende Programm zeigte. Da könnte man das Bonmot einer italienischen Frauenrechtlerin anführen, dass Männer eigentlich keine Ideen haben. Doch das wollten die wenigen Männer mit viel Medienaufmerksamkeit nicht auf sich sitzen lassen, aber auch nicht ergründen, sondern saßen vorher wochenlang im Alten Rathaus (immerhin ein Ort der Kultur) zusammen, um ehrenamtlich herauszufinden, was Männer bewegt. Unter den sieben Männern saß da Ex-Bürgermeister Lambert Lütkenhorst und Ex-Redaktionsleiter Klaus-D. Krause. Gemäß dem Motto gehörten aber auch zwei Frauen dazu, die sich zusammen mit den Männern über deren Welt Gedanken machten und mit Ideen zur Darstellung dieser Männerwelt beitrugen. Beispielsweise zur Beantwortung der Frage, wann  eigentlich ein Mann ein Mann sei! Da anzunehmen ist, dass die Ideengeber zu dieser Frage und die, an die sie gerichtet werden sollte, sexuell aufgeklärte Menschen sind, ging es dann doch mehr um „das Selbstverständnis von Männern“. Bisweilen wurde darüber im Alten Rathaus – Zuhörerstühle besetzt mit meist altersergrauten Herren – auch ernsthaft gesprochen. So konnte der eingeladene Psychologe mitteilen, dass Männer zwischen 30 und 60 Jahren zu ihm kämen, weil ihr Leben nicht „richtig funktioniere“.

„Großes Grillfestival“ fiel mangels Teilnehmer aus

Gestartet wurde die Männerwoche mit der bereits erwähnten „großen Männerrevue“ in der Ursulinen-Aula am Nonnenkamp, wo Dorstener Männer versuchten, sich von ihrer besten Seite zu zeigen: mit Musik, Theater, Spiel und bei einem Quiz wurde mehr das Wissen und ein wenig die Intelligenz abgefragt. Und wenn Männer wirklich echte Männer sein wollen, dann ist das Auto „ihr liebstes Spielzeug“, worüber man sich an einem Comedy-Abend im Autohaus Mohag – ach wie treffend – amüsierte, zumal man die Fahrzeuge, darunter Rennwagen, gleich neben sich stehen hatte, was die Männerherzen im Publikum vielleicht höher schlagen ließ.

Natürlich darf bei echten Männern das Grillen nicht fehlen. Doch nicht einfach so, wie es die Frauen machen. Nein, wie richtige Kerle! Dazu durfte das Grillen im Programm nicht einfach Grillen genannt sein, sondern als „Großes Grillfestival“. Denn der offizielle Träger dieser Männerwoche war „Interevent“, das kommerzielle Unternehmen von Thomas Hein, den  man von der Bierbörse, vom Stadtstrand und Altstadtfest mit Grillbuden und Alkoholkonsum kennt. Aus der Fernsehwerbung weiß man ja, dass nur Männer grillen können, und so dachten die Veranstalter, dass es für eine Jury nicht schwer sein müsse, unter den beschürzten Grillern mit Praxis und Erfahrung den besten Brutzler herauszufinden. Im Programm hieß es: „Männer mit Grill-Erfahrung können sich mit kurzer Beschreibung ihrer Spezialität bei der Dorstener Zeitung um eine Teilnahme bewerben.“ Vergebene Liebesmüh! Die Veranstaltung wurde dann gestrichen, weil sich zu wenige am „Großen Grillfestival“ am Platz der Deutschen Einheit beteiligen, wo Wochen vorher schon der „Stadtstrand“ mit südländischen Flair scheiterte.

Ausverkaufte Biker-Tour auf krachenden Maschinen

Dass Männer auch in typischen Frauenberufen arbeiten können, setzten Dorstener Lichtbildner in fotografische Szenen um. Die Ausstellung war in der VHS zu sehen. Im Jugendhaus „Leo“ traf man sich dann wieder, um über das Dialogprojekt „Heroes“ von Susanna Schönrock-Klenner in Kooperation mit der Duisburger Heroes-Projekt zu diskutieren. Die Themen waren Gleichberechtigung, Ehre und Menschenrechte (ganz richtig: Menschenrechte, nicht Männerrechte). So wurden gesellschaftliche Strukturen und Probleme in „szenischen Impulsen“ aus dem Alltagsleben als Denkanstöße ans minimal erschienene Publikum weitergegeben.
Und dann wieder ein echtes Kerl-Thema – der Fußball. Nicht auf dem Fußballplatz, sondern im „Cornelia-Funke-Baumhaus“ auf bequemen Sitzen wurde unter dem Titel „Männer, Tore, Sensationen“ Literarisches über Fußball gelesen. Dann gab es noch eine Motorradtour „Born to be Biker“ lederbejackter und lederbehoster Kerle, darunter vorneweg Ex-Bürgermeister Lütkenhorst. Und siehe da: eine ausverkaufte Tour.

„Spektakulärer Kampf“ um „Mr. Dorsten“ ging in die (Bade-)Hose

Da Männer ja keine eigene Ideen haben, wie die eingangs zitierte italienische Frauenrechtlerin findet, machten die Dorstener Männer es den Frauen nach und erwählten unter den Beteiligten im Freizeitbad Atlantis den echtesten Kerl der Woche, den „Mister Dorsten“. In Badehose musste er nicht nur Muckis, sondern auch was Helles im Köpfchen haben. So oder ähnlich stand’s im Programm. So viel Helles kam dann doch nicht zusammen. Doch zwei Teilnehmer waren dann doch auszumachen, die bereit waren, miteinander um die Würde eines „Mr. Dorsten“ in den Wettstreit einzutreten: Furkan Özkul und Alex Schürhoff. Unter sieben Disziplinen mussten die beiden Bierdeckel fangen und möglichst lange eine volle Wasserflasche in ausgestrecktem Arm halten und wissen, wie 1995 der erste hauptamtlich tätige Bürgermeister in Dorsten hieß, nämlich Dr. Karl-Christian Zahn. Alex Schürhoff war der Gewinner, so dass er zum „Mister Dorsten“ gekürt wurde und nun zehnmal umsonst das Atlantis-Freizeitbad besuchen darf. Seine Dankesworte zitierte die Dorstener Zeitung: „Hier mitzumachen ist eine Frage der Ehre!“
Die hatte auch der bekannte Hörfunkmoderator und Sportreporter Manni Breuckmann, der die Abschlussveranstaltung – pardon „Abschluss-Gala“ – in der Ursulinen-Aula am Nonnenkamp bestritt, indem der gebürtige Dattelner vor rund 180 Zuhörern aus seiner länger zurückliegenden Jugendzeit im Revier erzählte.  Dazu gab es entsprechende Live-Musik mit Klängen der Stones und Beatles aus jener „großen Zeit“ gespielt.

Fazit: Bitte nicht noch einmal!

Man mag die „Ersten Dorstener Männertage“ – übrigens keine Dorstener Erfindung – wichtig oder überflüssig finden. Spaß haben Männer auch in Schützen-, Karnevals-, Kegel-, Skat- und Sportvereinen. Wie auch immer: Die „Ersten Dorstener Männertage“ bieten sich vortrefflich an, darüber zu schreiben.

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Ein Kommentar zu „Erste Dorstener Männertage“ – eine Rückbesinnung auf eigentlich Überflüssiges. Oder waren sie doch wichtig? Vielleicht sogar ein kulturelles Highlight?

  1. Mario sagt:

    Weder überflüssig noch witzig. Ein Grund für fehlenden Zuspruch könnte man vielleicht in der nachträglichen Berichterstattung finden. Vielleicht hätte man die “Männertage” vorher mal besser publik machen sollen.
    Ansonsten gilt: Jungen und Männer werden in der heutigen Gesellschaft andauernd diskriminiert, schon allein dadurch, dass man ständig nur über angeblich benachteiligte Mädchen/Frauen spricht und Jungen und insbesondere Männer allenfalls dann Schlagzeilen machen, wenn sie wieder einmal mutmaßlicher Täter gewesen sind.
    Jungen werden nicht gefördert – und bekommen trotz ungefähr gleich guter Leistung deutlich schlechtere Noten. https://manndat.de/jungen/bildung/neue-timss-studie-belegt-bildungsdiskriminierung-von-jungen.html
    Männer arbeiten in der Regel härter (schon rein körperlich) und mehr, trotzdem spricht alles nur von dem angeblichen Gender Pay Gap, der Frauen benachteiligt. Dummerweise wird ein Märchen nicht wahrer, nur weil man es ständig wiederholt.
    https://manndat.de/geschlechterpolitik/eine-brille-fuer-schwesig-die-lohnluecke.html
    Wenn jemand tatsächlich im beruflichen Alltag diskriminiert wird, dann sind es wohl eher die Männer, die trotz gleicher oder sogar besserer Leistung bei der Beförderung nachrangig berücksichtigt werden.
    https://manndat.de/feministische-mythen/berufsleben/fdp-scheitert-mit-vorstoss-gegen-maennerdiskriminierung-in-nrw.html
    Entgegen allen Medienberichten und entgegen all dem dämlichen Geschwafel unserer Bundesfrauenministerin und anderer Politiker sind übrigens nach wie vor Jungen und Männer häufiger von Gewalt betroffen als Mädchen und Frauen.
    Was gerade dann pervertiert wird, wenn man sich ausschließlich gegen Gewalt gegen Mädchen bzw. Frauen ausspricht – und dann besonders schutzbedürftige Kinder Opfer der Diskriminierung sind.
    https://man-tau.com/2016/02/27/gewalt-gegen-jungen-ist-okay-bitte-spenden-sie-jetzt/
    Während man für Mädchen- und Frauenprojekte (mehr als 600 Gewaltschutzwohnungen z.B.) aber Millionenbeträge ausgibt, gibt es für Männer, die Opfer häuslicher Gewalt werden, praktisch keinerlei Anlaufstellen – und staatliche Förderung schon erst recht nicht.
    https://manndat.de/feministische-mythen/haeusliche-gewalt/aus-fuer-gewaltschutzwohnung-fuer-maenner-bundesforum-maenner-schweigt.html
    Weitere Beispiele dafür sind die Opfer von Boko Haram. https://manndat.de/gewalt-gegen-maenner/kinder-ohne-gesichter.html
    Während die Entführung von 267 Mädchen einen Aufschrei in deutschen Medien und Politik verursachte, interessieren 700 getötete Jungen anscheinend niemanden.
    Nicht zu vergessen, die männlichen Opfer der Silvesternacht von Köln. Ständig wird nur von sexuellen Übergriffen gegen Frauen gesprochen, dabei sind das mit etwas über 500 Anzeigen nicht mal die Hälfte aller 1200 Straftaten, die eben nicht nur gegen Frauen begangen wurden. Auch hier sind wieder Männer Opfer von Gewalt geworden, berichtet wird darüber natürlich nicht!
    Insgesamt bleibt nur zusagen, dass Männertage als Pendant zur “Gleichstellung” (die im Übrigen nichts mit Gleichberechtigung zu tun hat) zwingend notwendig sind, damit Jungen und Männer endlich aufwachen und für ihre Rechte eintreten. Pflichten haben sie, im Gegensatz zu Frauen, ja schon mehr als genug.

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