Das Porträt: Die Künstlerin Christa Nienhaus-Rekers aus Rhade – Textil-Designerin, Werbegrafikerin, Radiererin und Malerin

Christa Nienhaus-Rekers bei der Vernissage am 21. Juni; Fotos (5): Wolf Stegemann

Von Wolf Stegemann

„Farbe und Form spielen heute eine Hauptrolle in meinem Leben“, sagt die Rhaderin Christa Nienhaus-Rekers, die Ende des letzten Jahres in der Lohnhalle der ehemaligen Zeche Fürst Leopold in Hervest-Dorsten ein Atelier bezogen hat. Bilder der Künstlerin sind noch bis zum 23. August im Restaurant „Capannina“ (früher Wulfener Hof) an der Dülmener Ecke Hervester Straße in Altwulfen zu sehen. Unter dem Titel „SüdLichter“ gibt die Künstlerin dort einen Einblick in ihr voluminöses und künstlerisch vielfältiges Werk, vor dem der Besucher sich nicht nur mit den erwähnten Formen und Farben auseinandersetzen kann sondern auch mit den weit gefächerten Motiven, welche die Künstlerin mit handwerklichem Können auf die Leinwand oder auf das Papier bringt. Die Vernissage war am 21. Juni (siehe Fotos).

Ausstellung da, wo Adenauer früher Boccia spielte

So vielschichtig die Darstellung ihrer Kunst ist, so umfassend ist ihre künstlerische Ausbildung und Praxis. Die 1962 im Lembecker Krankenhaus (Michaelisstift) geborene Rhaderin besuchte nach der Realschule St. Ursula in Dorsten, wo sie stark von der Kunstlehrerin Sr. Christophora zur Kreativität angeregt wurde, 1981 die Fachoberschule für Gestaltung in Recklinghausen. Nach dem Abitur studierte sie „Textildesign“ an der Fachhochschule Niederrhein in Krefeld sowie an der Hochschule für Gestaltung in Bielefeld mit dem Abschluss als Diplom-Designerin. Mit Textilien hatte dann auch ihr Einstieg in die Berufswelt zu tun.
Von 1987 bis 1989 arbeitete sie als Designerin in der Bekleidungsbranche, war verantwortlich für die Entwicklung und Erstellung eigener Kollektionen sowie das Layout und die Illustration von Präsentationen. Nach der Geburt ihrer beiden Töchter stieg Christa Nienhaus-Rekers aus ihrem Job als Designerin in der Modebranche aus und wurde von da an in ihrem Atelier in Rhade aktiv. Mit Maßanfertigungen von Kommunion- bis zu Brautkleidern blieb sie zunächst ihrem Metier treu, brach aber immer öfter und bei jeder Gelegenheit aus zu ihrer großen alten Liebe: der Malerei. Neben dem Textildesign widmete sich die Künstlerin immer häufiger der Malerei, in der sie heute gut angekommen ist. Davon zeugen Werke in Privatbesitz und öffentlichen Gebäuden, Wandschmuck und Altarbilder in Kirchen und Kapellen wie in Vinzenzheim und Gladbeck, aber auch Ausstellungen, darunter im Konrad-Adenauer-Haus im italienischen Cadenabbia am Comer See, in Haltern, Bielefeld, Bocholt und in ihrer Heimatstadt, um einige zu nennen. Ab 2004 leitet Christa Nienhaus-Rekers die Malgruppe „Kunst für Menschen mit geistiger Behinderung“ der Lebenshilfe Borken in Zusammenarbeit mit dem dortigen Gymnasium Remigianum.

Mit mythologischer Tiefsinnigkeit dargestellt: Der traurige König

"Der traurige König"

Zu einem solch weitgefassten künstlerischen Schaffen gehören Ideen, über die Christa Nienhaus-Rekers unerschöpflich zu verfügen scheint: Die Westdeutsche Zeitung in Gladbeck zitiert sie 2009: „Inspirationen finde ich überall und an den unterschiedlichsten Orten. Ob bei einer Fahrradtour durchs Münsterland oder beim Kraxeln in den Alpen. Ob in einem Wiener Kaffeehaus oder in der Berliner U-Bahn – im Grunde muss man nur die Augen offen halten.“
Offene Augen, zeichnerische Disziplin, gepaart mit handwerklicher Sorgfalt, zeichnen Christa Nienhaus-Rekers aus. Verhaltene und intensiv dargestellte Farbtöne, wie beispielsweise das in ihrer „roten Phase“ entstandene Bild „Der traurige König“ (siehe Foto), geben Atmosphäre und schaffen räumliche Tiefe. Zusammenklänge der Bildteile, mitunter recht poetisch, weiß die Künstlerin als geschickte Regisseurin gut zu verbinden.

Pastellhaft zurückhaltend aber auch farblich kräftig

Ihre Bilder können nicht eindeutig einem Stil zugeordnet werden, so sehr hantiert die mit Farben und Formen, mitunter spielt sie damit. Beide Elemente haben, wie eingangs erwähnt, die Hauptrolle in ihrem Schaffen übernommen. Der Betrachter kann an ihren Bildern nicht so schnell vorübergehen, er muss sich in sie hineindenken. Nicht in alle versteht sich, aber in viele. Denn durchaus befinden sich realistische Motive, aber auch Szenen mit surrealistisch anmutenden Qualitäten und phantastisch-mythologische Motiven, der jüdisch-christlichen Religion entnommen und mit bewusster oder unterbewusster Tiefsinnigkeit dargestellt wie beispielsweise der bereits erwähnte „traurige König“.

Archaische Figuren, die Strenge der Figuren durch malerische Komponenten, Farbfelder, Tupfen in bunten Farben, so bieten sich ihre Bilder dar. Ihr Zauber wird mitbestimmt durch die Maltechnik. Durch dünn aufgetragene Ölfarbe, lasiert oder kräftig dargeboten, entsteht oft ein pastellartiger, schimmernder Hintergrund, vor allem in den Landschaftsbildern und Stillleben, gegen einen solchen Hintergrund sich die mit Stift und Pinsel ausgeführten Gegenstände und Figuren, Häuser und Bäume, Früchte und Fantasien plastisch abheben und den Blick des Betrachters lenken. Von gleicher Dichte sind ihre Aquarelle, Lithografien, Zeichnungen.

Umbrien

Umbrien: Lichter Himmel über spröder Landschaft

Ihre südlichen Landschaften aus Italien, darunter das Meer, lichte Himmel und sonnenüberflutete Landschaften, sind keine schweren Bilder. Sie sind leicht und hell, wie wir die Landschaften unter der südlichen Sonne kennen und sehen. Es gibt aber auch die Erde, die einen Kontrast zum lichtblauen Himmel bildet, wie beispielsweise im Umbrien. Christa Nienhaus-Rekers scheint das Kontrastreiche zu lieben. Das sieht man an der Darstellung solcher Landschaften – beispielsweise am Bild „Umbrien“. Hier rückt die spezifische topografische Lage in den Mittelpunkt des Bildes: Ein blass-blau lasierter Himmel über der schweren Erde. Die lichte Weite des südlichen Himmels steht über dem erdfarbenen Berge Umbriens, dessen Landschaft bekannt ist durch hohe Hügel und spröde Landschaft.
Den rotbraunen unteren Teil des Bildes mit seinen umbrafarbenen Schattierungen (das lateinische Umbra heißt ja auch Schatten) erarbeitete die Künstlerin mit erdbraun eingefärbten Gipsbandagen, mit Spachtelmasse und kleinen eingelassenen Steinchen und schuf somit eine plastische Struktur der Mischtechnik. Die Struktur ist als Annäherung an die Landschaft zu verstehen, indem die gesehene Wirklichkeit von der Künstlerin in eine Form- und Farbwelt  umgesetzt wird. Die menschliche Wahrnehmungskonvention wird dabei nicht aufgegeben. Dies kommt durch die Reihung der Häuser von Vierecken zum Ausdruck, die mit den Hügeln eine Verbindung eingehen und sozusagen den Abschluss der Erde hin zum lichten Blau des Himmels bilden. – Die Kunst, sagte einst Jean Paul, ist zwar nicht das Brot, aber der Wein des Lebens. Da kannte er Christa Nienhaus-Rekers aus Rhade nicht. Denn bei ihr ist Kunst beides.

 

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2 Kommentare zu Das Porträt: Die Künstlerin Christa Nienhaus-Rekers aus Rhade – Textil-Designerin, Werbegrafikerin, Radiererin und Malerin

  1. Linde.Mann sagt:

    Es ist erstmal gut, dass es in diesem langweiligen Ort so tolle andere Sachen wie eine Ausstellung überhaupt gibt. Mal sehen und angucken.

  2. Paula sagt:

    Als begeisterte Besucherin dieser sehenswerten Auststellung kann ich diesem Artikel uneingeschränkt zustimmen. Meine Empfehlung: Hingehen, anschauen!

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