W. St. – Ursprung der katholischen wie evangelischen Familie ist der Hof Humperdinck im Kirchspiel Emsdetten in der Bauerschaft Westum. Der Hof war fürstbischöflich-münstersches Lehen und wechselte mehrmals seine Eigentümer. Bernard Laurenz Humperdinck (1657 bis 1733) zog von Ascheberg nach Dorsten, wurde Lippezolleinnehmer, heiratete in die vermögende Familie der Schiffbauer Born und der Kaufleute Hugen und Bönter ein, wohnte in der Essener Straße, war Ratsherr und städtischer Rentmeister sowie mehrmals Bürgermeister und Mitglied der Bruderschaft BMV.
Bernhard Laurent Humperdinck leitete den Bau des Ursulinenklosters (1710/12) und streckte die Baukosten in Höhe von 4.000 Reichstalern vor. Er heiratete 1680 Christa Born. Die Ehe blieb kinderlos. Nach ihrem Tod heiratete er mit kirchlichem Dispens wegen Schwägerschaft 2. Grades Catharina Hugen (vier Kinder). In dritter Ehe war er mit Christina Bönder verheiratet und bekam mit ihr 20 Kinder. In der nächsten Generation verband sich die Familie Humperdinck mit den Familien de Weldige-Cremer, Heyer, Reckmann, Rive, von Wieck und Peus.
Die Humperdincks hatten in Dorsten großen Einfluss, stellten Richter, Kaufleute, Bürgermeister und Ratsschöffen. Ihr weit reichender Einfluss endete mit der Aufhebung des Erzstifts Köln und mit dem Übergang des Vests an Preußen. Ende des 19. Jahrhundert erlosch der Dorstener Hauptzweig durch Krankheiten, vor allem durch die verheerende Schwindsucht. Etliche Dorstener Humperdincks blieben im 19. Jahrhundert unverehelicht oder hatten Erberkrankungen, die auf Heiraten der Eltern oder Großeltern im Familienkreis zurückzuführen waren. Dieses inzestuöse Verhalten etlicher Familien ging als „Dorstener geschlossener Hochzeitskreis“ in die Sozialgeschichte der Stadt ein.
Komponist der Märchenoper „Hänsel und Gretel“
Zwei Familienangehörige sind zur Ehre der Aufnahme in die „Neue Deutsche Biographie“ gelangt: der weltbekannte Musiker und Komponist Engelbert Humperdinck (1854 bis 1921), dessen Märchenoper nach Grimms „Hänsel und Gretel“ beliebte Melodien hat, und der Direktor der Buderus-Werke in Wetzlar Carl Humperdinck (1875 bis 1933). Der Komponist entstammte dem Siegburger Ast, der sich um 1780 über den Vredener Stamm vom Dorstener Hauptast abgezweigt hatte. Der Gießereidirektor entstammte dem Wittener Ast, der sich über den Münsterschen Hauptast und dem Vredener Stamm ebenfalls um 1780 vom Dorstener Hauptstamm abzweigte.
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Quellen: Wolf Stegemann/Maria Frenzel „Lebensbilder aus sechs Jahrhunderten Dorstener Stadtgeschichte“, Dorsten 1997. – Deutsches Geschlechterbuch, sechster Band, Starke-Verlag Limburg 1980.
Ach wissen Sie, manchmal hilft schon die Erkenntnis, dass man sich auch an die eigene Nase fassen kann. Nur Mut!
Da muss ein Journalist kommen, um den Dorstenern ihre Historie, ihre Kultur unter die Nase zu halten. Seitens der Stadt gibt es anscheinend keinerlei Interesse an der Vergangenheit, an den Menschen, die die einstmals angesehene Stadt mitformten. Heute gilt wohl das größte Interesse dem leeren Säckel. Der Bürgermeister sollte wissen: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.