Von Wolf Stegemann
Er war bereits mit der alternden US-amerikanisch-ungarischen Ex-Diva Zsa Zsa Gabor, Jahrgang 1917, verlobt, als ihr 27 Jahre jüngerer Bräutigam 1985 unvermittelt in Lem beck auftauchte und ohne Wissen der dama ligen Besitzerin, Freifrau von Twickel, von Schloss Lembeck „als seine Lieblingsresidenz“ verbal Besitz ergriffen hatte. Faktisch konnte er es nicht in Besitz nehmen, denn das Schloss gehörte dem Adoptions-Prinzen Frédéric von Anhalt nicht. Allerdings ließ er es sich nicht nehmen, sich auf der Freitreppe von Schloss Lembeck in Pose zu setzen. Natürlich in ordensgeschmückter nachgemachter historischer Haus-Uniform derer von Anhalt. Das war 1985. Dazu damals Freifrau von Twickel: „Alles Quatsch!“. – Es ist eine Schmunzelgeschichte, wie sie ein Possenschreiber nicht hätte besser erzählen könnte:
Durch Adoption ist der frühere Dortmunder Bankkaufmann Robert Lichtenberg zu Frédéric Prinz von Anhalt, Herzog zu Sachsen-Engern und Westfalen, Graf von Askanien geworden. Für ihn schillernd, für die echte Familie derer von Anhalt ein ständiges Ärgernis. Denn der Adoptiv-Prinz Frédéric ist nun seinerseits Adoptivvater vieler falscher Prinzen und Prinzessinnen, so auch des in Wulfen im Liebesgewerbe tätigen „Adoptivsohns“ Markus Prinz von Anhalt, Herzog zu … usw.
Zurück zu „Seiner Hoheit“, dem wohlklingenden Frédéric. Er wurde von einer echten Prinzessin für 2.000 DM Monatsrente adoptiert. Seine blaublütige Adoptivmutter war Prinzessin Marie, die verarmte Schwiegertochter Kaiser Wilhelms II. Der neue Sohn brauchte nicht lange die vereinbarte Rente zahlen, denn sie starb bald nach der Adoption, noch bevor die echte Familie von Anhalt die Annahme an Sohnes statt anfechten konnte. Nun hatte er einen klangvollen Namen, mit dem er in dem adelsehrfürchtigen Amerika nicht nur die Altdiva Zsa Zsa Gábor zur Prinzessin becircte, sondern auch viel Geld machte. Und das nach fünf vorangegangenen Ehen mit reichen Erbinnen, die ihm, dem falschen Prinzen, den Abschied aus den Ehen mit teils millionenschweren Abfindungen versüßten. Den klangvollen Namen durften sie behalten. Unser Dortmunder Frédéric bewarb sich kurzzeitig für das Amt des Gouverneurs von Kalifornien. Das wurde er natürlich nicht, da beschränkte sich der alternde Playboy auf Reklame für Viagra im Fernsehen.
Wieder zurück nach Lembeck des Jahres 1985. Der Namensprinz kam also mit seinem Großkanzler, einem Professor Dr. theol. Dr. rer. pol. habil. Ulrich Klenke, nach Dorsten, um mit Hilfe des damaligen Lembecker FDP-Politikers D. V., den er zum Ordensmarschall machte, den „Regionalkonvent Westfalen“ des „Ritterordens Albrecht de Baer“ zu gründen. Dieser obskure Ritterorden wurde 1983 als Verein „Ritterschaft Herzogtum Anhalt“ ins Düsseldorfer Vereinsregister eingetragen. Durch den Ordenskanzler aus der Lembecker Schulstraße wollte der Namensprinz nach eigenen Angaben seine „Aktivitäten auf Schloss Lembeck intensivieren“, hieß es in einer von Fehlern strotzenden Verlautbarung des Prinzen, die der professorale Großkanzler mit Talar und Federbusch am Hut in der kleinen Küche des D. V. in der Schulstraße auf einer Reiseschreibmaschine getippt hatte, während sein in sachsengrüner Uniform steckender Prinz gerade auf der Toilette weilte.
Reicher Metzger aus dem Westfälischen wollte Ritter werden
Das Dreiergespann hatte vor, vermögende Bürger zu Ordensittern zu schlagen, die neben „christlich-sozialer Sittlichkeit“ auch Vermögen vorweisen konnten. Denn die angeblich von Schloss Lembeck ausgehende Ritterschaft kostete einiges. 1986 wollte „Seine Hoheit“ und sein „Ordensmarschall“ D. V. in „Seiner Hoheit Lieblingsschloss“ Lembeck einen großen Konvent mit über 500 Rittern einberufen. Daraus wurde nichts. Offensichtlich verhinderten die Flitterwochen mit Zsa Zsa oder der Mangel an Rittern den Konvent. Doch vorerst wollten die drei nach der Pose auf der Lembecker Freitreppe (oder war es eine Posse?) irgendwo im Münsterländischen einen Metzger mit Geld zum Ritter schlagen. Ob daraus was geworden ist, entzieht sich dem Wissen des Autors.